Junger Mann zum Mitreisen gesucht

Bei dem Buch „Jun­ger Mann zum Mit­rei­sen gesucht“ han­delt es sich um eine Kurz­ge­schich­ten­samm­lung rund um das Thema Liebe. Anne Hertz, Jana Voo­sen, Tanja Heit­mann und viele andere Autorin­nen der deut­schen Unter­hal­tungs­li­te­ra­tur erzäh­len in kur­zen Epi­so­den von Flirts, Chaos und der große Liebe – klingt sehr nach Frau­en­li­te­ra­tur? Nicht ganz. Denn zwi­schen­durch über­rascht das Best­sel­ler­duo Klüp­fel & Kobr mit einer Geschichte, die man so nicht erwar­tet hätte, und somit ganz sicher auch etwas für den männ­li­chen Leser wäre. – Von Zei­chen­set­ze­rin Alexa

Ins­ge­samt sech­zehn Geschich­ten fin­den sich in die­sem Buch. Auch wenn jede anders und auf ihre Weise beson­ders ist, so haben sie doch alle eines gemein­sam: die Prot­ago­nis­ten suchen nach der gro­ßen Liebe und dem wah­ren Glück. Dass dabei so eini­ges schief­ge­hen kann, müs­sen sie alle­samt erst erfah­ren und doch kommt etwa der Prot­ago­nist Raphael in Jana Voo­sens Geschichte „Nach mir die Sint­flut“ zu der Erkennt­nis: „Alles wird gut, und manch­mal macht das Leben von einem Moment auf den ande­ren Sinn.“ Beson­de­rer Schman­kerl ist „Liebe auf den ers­ten Blick“ von Anne Hertz. In die­ser Geschichte ver­liebt sich Lena in einem Super­markt in ihren Traum­mann. Täg­lich sucht sie seine Nähe und traut sich den­noch nicht, ihn anzu­spre­chen. Was ihr hilft ist eine Lüge, um den ers­ten Kon­takt auf­zu­neh­men, und doch ist es die Wahr­heit, wel­che die bei­den wirk­lich zusammenbringt.

In „Panama – oh, wie schön“, geschrie­ben von Miriam Kae­fert, begeg­nen sich zwei Men­schen auf dem Flug­ha­fen und mer­ken, dass nicht der Ort das Wesent­li­che ist, son­dern die Rei­se­be­glei­tung. „Zusam­men brau­chen wir uns vor nichts zu fürch­ten“, erin­nert sich die Prot­ago­nis­tin. Dass aus dem Flug nach Panama nichts gewor­den ist, ist Neben­sa­che. Gemein­sam schaf­fen sich die Ver­lieb­ten ihr eige­nes Panama.

Kirs­ten Rick greift in ihrer Kurz­ge­schichte „Die 1000 Hügel von Lan­ge­land“ das Thema Eman­zi­pa­tion auf. Julia ist näm­lich über­haupt nicht der Typ Frau, die alleine vor einem Cam­ping­ko­cher sitzt und anschlie­ßend das Geschirr weg­räumt. Doch sieht ihr Freund Andreas das genauso? Die­ser scheint voll und ganz nach sei­ner Rol­len­ver­tei­lung zu leben.

Bezie­hun­gen kön­nen anstren­gend sein, doch auch Sin­gles haben es nicht ein­fach. Wiebke Lorenz schreibt in ihrer Geschichte „Zim­mer in Aus­sicht“ über den ver­zwei­fel­ten Ver­such einer Frau, in Urlaub zu flie­gen. Die­ser schei­tert daran, dass sie keine Begleit­per­son hat. Schein­bar sind alle Urlaubs­rei­sen für Pär­chen abge­stimmt. Als es dann doch mit einem Flug und Hotel in Las Pal­mas klappt, muss sie fest­stel­len, dass sie sich den Urlaub ganz anders vor­ge­stellt hatte…

Dass das Alter bei der Liebe keine Rolle spielt, zeigt uns vor allem die Kurz­ge­schichte „Der Jung­brun­nen“ von Annette Gött­li­cher. In die­ser ver­lie­ben sich Phil­ipp und Greta, trotz eines Alters­un­ter­schieds von 20 Jah­ren. Und auch da muss die ältere Frau mer­ken, was Liebe bewirkt: „Du hast Tag­träume wie ein ver­lieb­ter Teenager…“

Die­ses Buch bie­tet dem Leser vie­les: etwas zum Träu­men, zum Nach­den­ken, zum Schmun­zeln und manch­mal auch zum Lachen. Frauke Scheu­ne­manns Geschichte „Fra­gen Sie den Dackel“ gehört zu den Geschich­ten, die den Leser leicht zum Lachen brin­gen. Locker und humor­voll gibt der Dackel Tipps, wie man den rich­ti­gen fin­det. So besagt zum Bei­spiel Regel Nr.2: „Sie fin­den nur dann den Rich­ti­gen, wenn Sie nach dem Rich­ti­gen suchen“. Und wider­sprüch­li­che Regeln wie Nr.4 „Hören Sie auf Ihre Freun­din!“ und Nr. 5 „Hören Sie nicht auf Ihre Freun­din!“ Wit­zig sind die Tipps des Dackels allemal!

„Jun­ger Mann zum Mit­rei­sen gesucht“ ist ein abwechs­lungs­rei­ches und unter­halt­sa­mes Buch vol­ler Liebe und Gefühls­chaos. Und auch wenn am Ende nicht immer ein Mit­rei­sen­der gefun­den wird, so fin­den die Prot­ago­nis­ten zumin­dest eines: sich selbst.

Jun­ger Mann zum Mit­rei­sen gesucht. Anne Hertz. Knaur. 2012.