Kafkasches Labyrinth

by Zeichensetzerin Alexa

Kaf­kas Werke sind ver­rückt, unvor­her­seh­bar, teils düs­ter und erschre­ckend. Ein Hauch von rät­sel­haf­ter Bedro­hung, einem Alp­traum gleich, der kei­ner Logik folgt. Neben zahl­rei­chen Erzäh­lun­gen schrieb er „Der Pro­cess“, „Der Ver­schol­lene“ und „Das Schloss“, drei Romane, die unvoll­endet blie­ben. Letz­te­rer ist 2013 als Gra­phic Novel im Kne­se­beck-Ver­lag erschienen.

„Es war spät abends, als K. kam.“ Der Prot­ago­nist wird als Land­ver­mes­ser in ein Dorf geru­fen. Doch will­kom­men ist er in die­sem nicht. Viele Hür­den muss er über­win­den und sich durch die Büro­kra­tie kämp­fen – aller­dings ver­ge­bens, da ihn der Vor­stand, KLAMM, nicht anhö­ren will. Ohne seine Erlaub­nis darf K. jedoch nicht ins Schloss. Er ist gezwun­gen, einen unbe­zahl­ten Job anzu­neh­men, um KLAMM einen Schritt näher kom­men zu kön­nen. Und dann sind da noch die Dorf­be­woh­ner, deren Hand­lun­gen nicht nach­voll­zieh­bar sind. Freund und Feind schei­nen in jeder Per­son zu ste­cken. War Frieda im ers­ten Moment noch seine Ver­traute, ist sie es im nächs­ten nicht mehr. Absurd wir­ken die Hand­lun­gen der Per­so­nen, schwan­kend, als wüss­ten sie nicht, wer sie sind oder was sie wol­len. Doch kei­ner zwingt K. zum Blei­ben. Warum zieht es ihn so sehr ins Schloss? Kaum hat er sich die­ses Ziel gesetzt, ist er von sei­nem Weg nicht mehr abzu­brin­gen. Ein Starr­sinn, der weder ihm noch jemand ande­rem nützt. Als täte er alles nur um des Fest­hal­tens sei­nes Plans willen.

Inter­es­sant ist, wie unter­schied­lich ein Werk inter­pre­tiert wer­den kann. Erst nach­dem ich das Buch been­det hatte, las ich den Klap­pen­text: „Eine schnei­dend scharfe Stu­die über die Sinn­lo­sig­keit der Büro­kra­tie ist Franz Kaf­kas letz­tes Meis­ter­werk.“ Als eine Art Gesell­schafts­kri­tik habe ich das Werk gar nicht wahr­ge­nom­men. Viel­mehr war meine Auf­merk­sam­keit auf die psy­cho­lo­gi­schen Aspekte gerich­tet: die Hand­lun­gen der Figu­ren und ihre Worte.
Diese Adap­tion legt den Schwer­punkt auf die direkte Rede. Nur sel­ten fin­den sich Hand­lungs­be­schrei­bun­gen. Diese wer­den größ­ten­teils durch ein­fa­che, schwarz-grau-weiß gestal­tete Illus­tra­tio­nen ersetzt. Wie ein Puz­zle, das zusam­men­ge­setzt wurde aus Text und Bild – das eine kann ohne das andere nicht sein. Der Text ist ein Kon­strukt aus ver­schie­de­nen Tex­ten Kaf­kas, denn wie der Autor im Vor­wort schreibt: „Eine end­gül­tige Ver­sion eines Kafka-Tex­tes zu fin­den, ist wie die Suche nach dem Schloss: Die Wege sind schein­bar unend­lich und labyrinthisch.“

„Das Schloss“ wurde post­hum ver­öf­fent­licht. Schade wäre es gewe­sen, wenn das Werk – wie von Kafka erwünscht – von sei­nem Freund Max Brod ver­nich­tet wor­den wäre. Eine Lese­probe die­ser Adap­tion fin­det ihr hier.

Alexa

Das Schloss, Franz Kafka, Jaromír Jaromír 99 (Illus­tra­tor),
David Zane Mai­ro­witz (Autor), Anja Kootz (Über­set­ze­rin), Kne­se­beck Ver­lag, 2013

Eine Bespre­chung zu „Die Ver­wand­lung“ fin­det ihr hier. Mehr über Kafka und sein Werk „Eine kleine Frau“ könnt ihr am 20.09. bei den Feuil­le­tö­nen erfah­ren. Hört doch mal rein!

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