Kerstin Gier

by Bücherstadt Kurier

„Man lebt die Geschichte, als wäre man mittendrin.“

Foto © Kers­tin Gier; kerst​ingier​.com *Klick*

Muss Kers­tin Gier eigent­lich selbst über ihre lus­ti­gen Sze­nen lachen? Diese und wei­tere Fra­gen hat die Autorin der Edel­stein-Tri­lo­gie Bücher­städ­te­rin Ann-Chris­tin beant­wor­tet. Außer­dem ver­riet sie, was die Leser in ihrem neuen Buch erwartet.

BK: Wie sind sie zum Schrei­ben gekom­men? Und was macht für Sie das Schrei­ben aus?

KG: Ich habe mir Geschich­ten aus­ge­dacht und auf­ge­schrie­ben, kaum dass ich lesen und schrei­ben konnte, das macht mir ein­fach Spaß. Bis heute.

BK: Wann und wo schrei­ben Sie am liebsten?

KG: Mor­gens, wenn alle aus dem Haus sind und nur die Kat­zen mir Gesell­schaft leis­ten. Und nachts, wenn alle schla­fen und die Kat­zen drau­ßen Mäuse jagen.

BK: Neben der Edel­stein-Tri­lo­gie, die ja eher im Jugend­buch­be­reich ange­sie­delt ist, schrei­ben Sie vor allem Lite­ra­tur für Frauen in allen Lebens­la­gen. Gibt es da für Sie einen Unter­schied, wenn Sie schrei­ben? Ist die Ziel­gruppe im Hin­ter­kopf oder ver­schwin­det sie ganz hin­ter der Geschichte?

KG: Ich finde, es macht kei­nen gro­ßen Unter­schied. Beim Schrei­ben schlüpfe ich in die jewei­li­gen Figu­ren und ver­su­che die Geschichte, so authen­tisch wie mög­lich zu erzählen.

BK: Ihre Frau­en­rol­len sind so viel­sei­tig und unter­schied­lich – wie ent­ste­hen die Cha­rak­tere? Und was ist für Sie aus­schlag­ge­bend, damit er zum Hel­den der Geschichte wer­den kann?

KG: Ich fürchte ja, meine Haupt­fi­gu­ren ähneln ein­an­der ziem­lich. Sie sind alle der Typ Frau, die ich gern zur Freun­din hätte. Sie haben jede Menge Macken, sind lie­bens­wert und das Gegen­teil von lang­wei­lig. Wenn es dar­auf ankommt, kann man sich bedin­gungs­los auf sie ver­las­sen, und sie trauen sich was, auch auf die Gefahr hin, dass sie sich bla­mie­ren. Außer­dem haben sie viel Humor – eine unver­zicht­bare Eigen­schaft für einen Hel­den mei­ner Geschichten.

BK: Nicht sel­ten ver­schlägt es ihre Hel­din­nen in gera­dezu haar­sträu­bende Situa­tio­nen. Sei es nun Gwen­d­o­lyn She­pard, die auf ein­mal durch die Zeit reist, oder etwa Gro­schen­ro­man-Schrei­be­rin Gerri, die in „Für jede Lösung ein Pro­blem“ Selbst­mord bege­hen will, ihr dann jedoch immer etwas dazwi­schen kommt. Wie ent­wi­ckeln Sie sol­che Geschich­ten, die auch ein erns­tes Thema so ver­pa­cken, dass man sich den Bauch vor Lachen hal­ten muss?

KG: Zuerst ist die Grund­idee da, so was wie: Was wäre, wenn man Selbst­mord bege­hen wollte und in Abschieds­brie­fen allen Mit­men­schen die Mei­nung sagen würde, das mit dem Selbst­mord dann aller­dings doch lässt und nun mit der Tat­sa­che leben muss, dass alle Men­schen wis­sen, was man wirk­lich über sie denkt. Um diese Idee herum ent­wi­ckele ich dann die Geschichte. Das dau­ert sehr lange. Und schließ­lich fange ich dann an zu schrei­ben... Humor ist für mich ein sehr wich­ti­ges Stil­mit­tel, ich habe schon ver­sucht, ernst zu schrei­ben, aber es klappt nicht, des­halb wird die Komö­die wohl für immer mein Genre bleiben.

BK: Müs­sen Sie selbst manch­mal schmun­zeln, wenn Sie an einer lus­ti­gen Stelle sind? Ist Ihr eige­ner Humor ein Maß­stab dafür, was bei den Lesern ankommt oder haben sie „Test­per­so­nen“ – quasi Lachtester?

KG: Lei­der ist es mit Humor ja wie mit Geschmack – nicht alle fin­den komisch, wor­über ich lachen kann und umge­kehrt. Ich kichere oft beim Schrei­ben vor mich hin, aller­dings weine ich auch bei trau­ri­gen Sze­nen Rotz und Was­ser. Das ist das Schöne beim Schrei­ben: Man lebt die Geschichte, als wäre man mittendrin.

BK: Rubin­rot wurde in die­sem Jahr ver­filmt. Wie war es, die eige­nen Gedan­ken auf der gro­ßen Lein­wand zu sehen? Waren Sie selbst in das Cas­ting invol­viert und wie weit ging ihr Mitspracherecht?

KG: Rubin­rot ist ein Film für die große Lein­wand, weil er so groß­ar­tige Effekte und Bil­der hat, wer ihn nicht im Kino gese­hen hat, hat wirk­lich was ver­passt. Und ich hatte mit der Ver­fil­mung rein gar nichts zu tun, ich habe das vol­ler Ver­trauen in die Hände von Felix Fuchs­stei­ner, Katha­rina Schöde und Phil­ipp Bud­weg gelegt. Ich glaube aber, dass ich beim Cas­ting die glei­chen Ent­schei­dun­gen getrof­fen hätte, die Rol­len sind wun­der­bar besetzt.

BK: Gab es Ände­run­gen, die der Film gegen­über der Roman­vor­lage gemacht hat, die Ihnen weni­ger oder sogar bes­ser gefal­len haben?

KG: Bestimmt hätte ich eini­ges anders gemacht, aber ich finde es sehr reiz­voll, dass der Film seine ganz eigene Dyna­mik und Stim­mung besitzt, und ich mag es sehr, wie char­mant und gefühl­voll die Lie­bes­ge­schichte in Szene gesetzt wurde, davon kriege ich ein­fach nie genug.

BK: Wann kön­nen wir mit Saphir­blau – Der Film rechnen?

KG: Tja, eigent­lich sollte im Sep­tem­ber gedreht wer­den, aber noch steht nicht fest, ob das pas­sie­ren wird. Es waren schlicht zu wenig Zuschauer in den Kinos.

BK: Am 20. Juni erscheint der Auf­takt zu einer wei­te­ren Tri­lo­gie. „Sil­ber – Das erste Buch der Träume“ heißt der erste Teil. Kön­nen Sie uns schon etwas über die Hand­lung und die Haupt­fi­gu­ren verraten?

KG: Die Haupt­fi­gur ist Liv Sil­ber, die sech­zehn­jäh­rige Namens­ge­be­rin der Tri­lo­gie, die mit ihrer Fami­lie nach Lon­don zieht, weil die Mut­ter dort einen Mann ken­nen­ge­lernt hat. Und gleich in ihrer zwei­ten Nacht in Lon­don hat sie einen äußerst merk­wür­di­gen und gru­se­li­gen Traum. Das Merk­wür­digste an die­sem Traum ist aber, dass sie am nächs­ten Tag fest­stel­len muss, dass sie ihn nicht allein geträumt hat... Es ist eine Patch­work­fa­mi­li­en­ge­schichte, ein Mys­tery-Thril­ler, ein Lie­bes­ro­man – von allem etwas. Und es gibt natür­lich auch wie­der viel zu lachen.

BK: Wird die Geschichte wie­der einige Fan­tasy-Ele­mente besit­zen? Wenn ja, haben die Edel­steine sie auf den Geschmack gebracht?

KG: Fan­tasy mochte ich schon gern, bevor ich Rubin­rot geschrie­ben habe, und auch die­ses Mal wird es mys­tisch – die Figu­ren kön­nen sich gegen­sei­tig in ihren Träu­men besu­chen, auch heim­lich. Unvor­stell­bar, was man dabei alles über einen Men­schen her­aus­fin­den könnte, oder? Ich arbeite noch daran, diese Fähig­keit zu erwerben.

BK: Abschlie­ßend noch unsere spe­zi­el­len „Bücher­stadt Kurier“-Fragen: Wenn Sie ein Buch wären, wel­ches wären Sie?

KG: Ein dickes Koch­buch mit vie­len Bildern.

BK: Haben Sie sich schon immer mal eine bestimmte Inter­view­frage gewünscht? Wie würde Ihre Ant­wort dar­auf lauten?

KG: Nein, ich bin wirk­lich schon ALLES gefragt wor­den. Vie­len Dank für das nette Interview.

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