Kirsten Boie im Interview Zum 70. Geburtstag

by Worteweberin Annika

Solange man lebt (und erlebt und beob­ach­tet, bewusst oder unge­wollt), kön­nen einem die Ideen eigent­lich nicht ausgehen!

Die Ham­bur­ge­rin Kirs­ten Boie ist eine der bekann­tes­ten Kin­der­buch­au­torin­nen Deutsch­lands. Im Inter­view hat sie Worte­we­be­rin Annika ver­ra­ten, woher sie ihre Geschich­ten nimmt, wel­che Vor­bil­der sie hat und warum sie nie­mals ein Buch sein wol­len würde.

BK: Liebe Frau Boie, herz­lich will­kom­men in der Bücher­stadt – und vie­len Dank, dass Sie sich die Zeit für das Inter­view neh­men! In unse­rer Aus­gabe geht es ja um das Thema Som­mer, daher zum Ein­stieg: In Ihrem neuen Roman „Ein Som­mer in Som­merby“ und zum Bei­spiel auch in „Som­mer im Möwen­weg“ beschrei­ben Sie gro­ßes kind­li­ches Som­mer­glück. Wie schreibt man über sol­che Stim­mun­gen? Schöp­fen Sie da aus Ihren eige­nen Sommer-Erfahrungen?

Kirs­ten Boie: Ganz sicher! Man kann ja als Autorin über­haupt nur aus den eige­nen Erfah­run­gen schöp­fen, vor allem was Gefühle und Stim­mun­gen betrifft. Etwas ande­res hat man ja nicht erlebt – man könnte höchs­ten kopie­ren, was man bei ande­ren gele­sen hat, ohne es selbst wirk­lich nach­voll­zie­hen zu kön­nen; und das würde, ver­mute ich, ein biss­chen flach wer­den! Ja, genau diese Som­mer­stim­mung habe ich beim Schrei­ben selbst noch ein­mal erlebt. Auch des­halb macht das Schrei­ben ja so viel Spaß!

BK: Sie sind ja eine sehr pro­duk­tive Autorin, auf Ihrer Web­site ist die Rede von über 100 Titeln. Woher neh­men Sie all die Ideen?

KB: In der Regel ein­fach aus dem Leben! Solange man lebt (und erlebt und beob­ach­tet, bewusst oder unge­wollt), kön­nen einem die Ideen eigent­lich nicht ausgehen!

BK: Die Kin­der aus dem Möwen­weg haben mich als Kind immer etwas an Astrid Lind­grens „Wir Kin­der aus Bul­lerbü“ erin­nert. Haben Sie tat­säch­lich lite­ra­ri­sche Vorbilder?

KB: Zumin­dest die Möwen­weg-Kin­der haben die Bul­lerbü-Kin­der zum Vor­bild – das waren Bücher, die ich als Kind geliebt habe. Darum wollte ich ein­fach sehen, ob man diese Art von Kin­der­glück und Kind­heits­idylle auch noch für die Gegen­wart erzäh­len kann, in einer wenig roman­ti­schen, ganz und gar all­täg­li­chen Umge­bung. Gene­rell habe ich aber keine Vor­bil­der. Aller­dings habe ich Astrid Lind­grens Bücher als Kind ver­schlun­gen, inso­fern bin ich ganz bestimmt von ihr beeinflusst.

BK: Die Haupt­fi­gur in „Ein Som­mer in Som­merby“ Mar­tha ist zu Anfang ganz ent­setzt, dass sie bei ihrer Oma ohne Inter­net und Han­dy­emp­fang leben soll. Da kön­nen sich viele junge Leser bestimmt direkt ein­füh­len. Ist es schwie­rig, sich immer neu auf den jewei­li­gen Lebens­all­tag der Kin­der ein­zu­stel­len, der sich ja noch dazu rasant verändert?

KB: S.o.: Noch lebe ich ja 😉

BK: Was ist für Sie noch wich­tig beim Schrei­ben für Kinder?

KB: Da gibt es so gren­zen­los viele ganz unter­schied­li­che Aspekte! Bei man­chen Büchern ist mir ein­fach wich­tig, dass sie den Kin­dern Spaß machen und sie so ein Stück mehr zu Lese-Jun­kies machen, bei ande­ren geht es mir eher um ein Thema. Das Groß­ar­tige ist ja gerade, dass wir eine so große Palette an Büchern für Kin­der haben können!

BK: Nun noch die Frage, die wir allen Gäs­ten in der Bücher­stadt stel­len: Wenn Sie ein Buch wären, wel­ches wäre das dann und warum?

KB: Ich bin sehr dank­bar, dass ich kein Buch bin, ganz ehr­lich! Das möchte ich mir gar nicht vor­stel­len – dafür fehlt mir tat­säch­lich die Fantasie!

BK: Vie­len Dank für das Interview!

Das Inter­view erschien zuerst im Uni-Spe­cial Nr. 3. Am 19.03.2020 fei­ert Kirs­ten Boie ihren 70. Geburts­tag. Mehr Infor­ma­tio­nen über Kirs­ten Boie auf ihrer Web­site.

Foto: Indra Ohlemutz

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