Kriegsfotografen erzählen

by Zeichensetzerin Alexa

In Zei­tun­gen, im Fern­se­hen, im Inter­net – über­all sehen wir Bil­der, die Kri­sen­re­gio­nen zei­gen, die von Krieg und Gewalt erzäh­len. Wäh­rend Nach­rich­ten­agen­tu­ren die Bil­der nur ver­öf­fent­li­chen, bege­ben sich Kriegs­fo­to­gra­fen in Gefahr, um uns die Augen zu öff­nen. In „Bil­der­krie­ger“, her­aus­ge­ge­ben von Michael Kam­ber, fin­det sich eine Aus­wahl an Inter­views mit Kriegs­fo­to­gra­fen. Was sie zu erzäh­len haben, ist erschre­ckend. – Von Zei­chen­set­ze­rin Alexa

Auch wenn aus den Inter­views her­vor­geht, dass die Foto­gra­fen unter­schied­li­che Ansich­ten und Ein­stel­lun­gen haben, so sind sie sich doch in einem Punkt einig: Der Krieg ist grau­sam. Das in sei­nen Bil­dern zu ver­mit­teln, emp­fin­det Foto­graf Chris­toph Ban­gert als wich­tig. Für ihn spielt es keine Rolle, ob es die Leser inter­es­siert oder nicht. Ob etwas wich­tig genug ist, dass man dar­über berich­tet, muss sei­ner Mei­nung nach jeder selbst entscheiden.

Ent­schei­dungs­frei­heit haben die Foto­gra­fen aller­dings nur zum Teil. Zwar bestim­men sie, was und wen sie foto­gra­fie­ren, und dar­über, wel­che Bil­der sie den Agen­tu­ren schi­cken. Doch wie und wo die Bil­der ver­öf­fent­licht wer­den, kön­nen sie oft­mals nicht beein­flus­sen. „Ich habe in den drei Jah­ren 7500 Fotos ver­schickt, keine Ahnung, wie die ver­wen­det wur­den“, meint Marco di Lauro. Da er im Irak war, konnte er die Ver­wen­dung sei­ner Bil­der nicht nachverfolgen.

Peter van Agt­mael hin­ge­gen hatte den Ein­druck, dass das, was er erlebt hat, in den Medien nicht rüber­kam. Die Erfah­run­gen, die ihm wich­tig waren, alles, was ihn bewegt hat, wurde nicht publi­ziert. Auch wenn er ver­sucht, ein „wahr­heits­ge­mä­ßer Foto­graf“ zu sein, unter­schei­det er das von der Objek­ti­vi­tät. Denn am Ende sei er es, der einen Bild­aus­schnitt aus­sucht, der eine Aus­wahl trifft – wo sei da die Objektivität?

Wel­chen Anspruch haben Kriegs­fo­to­gra­fen? Die einen wol­len die Rea­li­tät dar­stel­len, andere legen Wert auf Ästhe­tik. Patrick Chau­vel meint dazu: „Scheiß auf das jour­na­lis­ti­sche Credo! Ich bin kein Jour­na­list. Ich bin Foto­graf. […] Ich glaube nicht an Neu­tra­li­tät. Das ist Feig­heit. Wenn die Waf­fen gezo­gen sind, gibt es kei­nen Respekt. Es gilt das Recht des Stärkeren.“

Viele Geschich­ten haben die Kriegs­fo­to­gra­fen zu erzäh­len. Dar­über, was es heißt als Embed­ded Jour­na­list oder als Frau unter­wegs zu sein, was die Foto­gra­fen für ihren Job auf­ge­ben müs­sen, wel­ches Leben sie nach dem Krieg füh­ren. Die Grau­sam­kei­ten, die sie erle­ben, ver­fol­gen sie auch Jahre spä­ter noch. Von einem „nor­ma­len All­tag“ kann da keine Rede sein. Warum bege­ben sich diese Men­schen in sol­che Gefah­ren? Sie wol­len uns die Augen öff­nen, uns zei­gen, was vor sich geht, stets in der Hoff­nung, etwas bewir­ken zu kön­nen: „Ich würde gerne daran glau­ben, dass Foto­gra­fie einen posi­ti­ven Ein­fluss hat. Ich finde die Idee inspi­rie­rend, dass Foto­gra­fie dazu bei­tra­gen kann, Kriege zu been­den.“ (Peter van Agtmael)

„Bil­der­krie­ger“ ist nicht nur ein Buch, das die Bru­ta­li­tät des Krie­ges auf­zeigt, son­dern auch von ver­schie­de­nen Per­spek­ti­ven beleuch­tet, was der Beruf „Kriegs­fo­to­graf“ bedeu­tet. Nicht sel­ten erschüt­tert der Inhalt, so man­ches Bild ver­mag Ent­set­zen her­vor­zu­ru­fen. Es sind Worte, Bil­der, die man so schnell nicht ver­gisst, die einen tief berüh­ren; Unglau­ben, Trauer, Mit­ge­fühl, Wut, Angst, Hoff­nung – all das wird beim Lesen die­ses Wer­kes erzeugt. Wie muss es da den Kriegs­fo­to­gra­fen gehen? Don McCul­lin sagt: „Durch die Kamera zu sehen, was andere nicht ertra­gen könn­ten, gehört zum Beruf, doch in all den Jah­ren habe ich es nie geschafft, meine Gefühle aus­zu­schal­ten. Ich glaube nicht, dass es rich­tig wäre.“

Bil­der­krie­ger. Von jenen, die aus­zie­hen, uns die Augen zu öff­nen. Kriegs­fo­to­gra­fen erzäh­len. Hrsg.: Michael Kam­ber. Über­set­zung und Bear­bei­tung: Fred Grimm. Anker­herz Ver­lag. 2013.

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1 comment

Wunderwaldverlag 30. September 2015 - 8:59

Hat dies auf Wun­der­wald­ver­lag rebloggt.

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