Künstlerisch-tödliches Finale der Trilogie

by Bücherstadt Kurier

mr-duckworth-sammelt-den-todNach „Der ehr­gei­zige Mr. Duck­worth“ und „Mr. Duck­worth wird ver­folgt“ schließt Tim Parks seine Thril­ler-Tri­lo­gie mit dem letz­ten Band „Mr. Duck­worth sam­melt den Tod“. Bücher­horte­rin Clau­dia hat auch die­ses Buch gelesen.

Mor­ris Duck­worth ist auf dem Höhe­punkt sei­ner Kar­riere ange­kom­men. Inzwi­schen ein statt­li­cher Mann mit 55 Jah­ren, hat er es als Eng­län­der sogar zum Ehren­bür­ger der Stadt Verona geschafft, in deren Mau­ern er sich mehr als ein Mal als Wohl­tä­ter einen Namen gemacht hat.
Man sollte mei­nen, dies sei genug: alles, wonach er in sei­ner Anfangs­zeit in Ita­lien ver­langt hatte. Aber irgend­wie ver­kommt doch alles zum Ein­heits­brei. Die Füh­rung des Wein­un­ter­neh­mens Tre­vi­san, das er als Bau­un­ter­neh­men wei­ter aus­ge­baut hat, die fromme Ehe mit der drit­ten Tre­vi­s­an­schwes­ter Anto­nella, die ihm zwei gesunde Kin­der geschenkt hat. Mor­ris ver­fügt inzwi­schen iro­ni­scher­weise über eine beträcht­li­che Samm­lung von Gemäl­den, die Mord und Tot­schlag als Haupt­thema zei­gen und seine Gedan­ken aus dem all­täg­li­chen Trott befreien sol­len. Die­sem Zweck dient wohl auch seine aktu­elle Geliebte, die junge Ara­be­rin Samira. Auch sie steht über­ra­schen­der­weise nur am Ende einer lan­gen Reihe von jun­gen Damen, die Mor­ris zum Zeit­ver­treib unterhielt.

Eine Aus­stel­lung und andere Probleme

Mas­si­mina, seine große Liebe, die er im Eifer des Gefechts erschla­gen hatte, steht ihm nach wie vor in sei­nen Gedan­ken bei und auch ihre Schwes­ter Paola hat öfters ein Wört­chen mit­zu­re­den. Es ist also nicht alles im Lot in Mor­ris‘ Psy­che, nach­dem er sich in sei­nem Leben in Ita­lien so eini­ger Men­schen ent­le­digt hatte, die ihm im Weg stan­den. Bei der Ver­lei­hung sei­ner Ehren­bür­ger­schaft kommt ihm die rela­tiv mor­bide Ein­ge­bung, eine Kunst­aus­stel­lung zum Thema Tod zu spon­sern und selbst zu kura­tie­ren – und dies auch gleich ohne jeg­li­che Umschweife zu verlautbaren.

Da alle seine Taten zum Zwe­cke der Erhal­tung sei­nes Sta­tus als erfolg­rei­cher Geschäfts­mann und Unter­neh­mer die­nen, wäre die Aus­stel­lung das Tüp­fel­chen auf dem I. Mor­ris Duck­worth ist näm­lich nicht nur wohl­ha­bend und ein aus­ge­zeich­ne­ter Wohl­tä­ter, son­dern auch künst­le­risch in höchs­tem Maße gebil­det, jawohl! Sowieso kennt er sich mit dem Tod am bes­ten aus, als mehr­fa­cher Mörder...

Nur machen es ihm die Umstände erneut nicht leicht. Nicht nur hat er Schwie­rig­kei­ten, seine glor­rei­che Idee an den Mann zu brin­gen: Sein Sohn Mauro kommt mit dem Gesetz in Kon­flikt – eine Schlä­ge­rei mit der Poli­zei bei einem Fuß­ball­spiel. Nun gilt es, die Bezie­hun­gen zur Kir­che spie­len zu las­sen und den Jun­gen vor einer Image­schä­di­gen­den Haft­strafe zu bewah­ren. Auch seine Toch­ter Mas­si­mina ver­hält sich in letz­ter Zeit merk­wür­dig. Zu allem Über­fluss tanzt auch noch Stan Alber­tini nach 30 Jah­ren wie­der auf sei­ner Nase herum – er, der eine poten­ti­elle Gefahr für Mor­ris wer­den könnte, wenn er denn nur eins und eins zusam­men­zäh­len würde.

Unter­halt­sa­mer, intel­li­gen­ter Humor

All diese Schwie­rig­kei­ten machen aus der Geschichte einen wun­der­bar schwarz­hu­mo­ri­gen Kri­mi­nal­ro­man mit einer Prise Gesell­schafts­kri­tik. Tim Parks schafft es erneut, den Leser sehr gut mit Mor­ris‘ Kaprio­len zu unter­hal­ten und auch mit uner­war­te­ten Wen­dun­gen zu über­ra­schen. Der Roman liest sich sehr flüs­sig und ange­nehm, und irgend­wie hat man auch sei­nen Gefal­len gefun­den an die­sem extrem ver­korks­ten Haupt­cha­rak­ter. Wird Mor­ris sich ein­mal mehr aus der Affäre zie­hen können?
Die­ser Roman sei allen wärms­tens emp­foh­len, die die ers­ten bei­den Teile moch­ten. Dar­über hin­aus wer­den auch Freunde des schwar­zen Humors sehr unter­hal­ten, die die Vor­gän­ger nicht ken­nen. Parks führt auch den neuen Leser sehr gut in die Geschichte ein.

Mr. Duck­worth sam­melt den Tod. Tim Parks. Über­set­ze­rin: Ulrike Becker. Antje Kunst­mann Ver­lag. 2015.
Mehr über die Tri­lo­gie gibt es hier.

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