Benjamin Leberts „Im Winter dein Herz“ beinhaltet eine schöne Idee: Sobald der erste Schnee gefallen ist, ziehen sich die Menschen zurück, um Winterschlaf zu halten. Auf diese Weise könnte die Natur sich von den Menschen erholen, die Umweltverschmutzung wäre für eine gewisse Zeit gestoppt. Doch nicht alle legen sich schlafen – die Protagonisten Robert, Annina und Kudowski bleiben diesen Winter wach und machen sich auf eine Reise, die wohl auch eine Reise zu sich selbst ist …
Es klingt wie ein Wintermärchen für Erwachsene. Der Eindruck wird noch zusätzlich durch den Erzählstil verstärkt: poetisch, leise, melancholisch. Gut und Böse, Hell und Dunkel – es geht viel vor sich in Roberts Kopf. Seine Gedanken und seine Erinnerungen werden geschildert und nehmen so den größten Teil der Geschichte ein, Handlungen gibt es nur wenige. Auffällig ist die Intertextualität; der Autor bezieht sich oftmals auf Vorhandenes (z.B. Songtexte), lässt Zitate, Sprüche und Lebensweisheiten einfließen. Fast schon belehrend wirkt die Geschichte, aufgrund unzähliger Floskeln beinahe künstlich.
Zu dieser leisen, märchenhaften Geschichte steht die etwas schwere, brüchige Erzählerstimme von Lebert wie im Kontrast, scheint in der ruhigen Atmosphäre des Werkes unpassend. Wer sich also nicht von der Stimme irritieren lassen und das Werk in vollen Zügen genießen will, sollte lieber zum Buch greifen.
Zeichensetzerin Alexa
Im Winter dein Herz. Benjamin Lebert. Hoffmann und Campe. 2012.