Liebe liegt in der Luft – der Weltuntergang auch

by Buchstaplerin Maike

Ms_Marvel_3Ein Herz für nerdige Super­hel­din­nen beweist Buch­stap­le­rin Maike erneut, indem sie sich den neuen Sam­mel­band um „Ms. Mar­vel“ vor­nimmt, der bei Panini erschie­nen ist.

Der Valen­tins­tag ver­schont auch Kamala Khan alias Ms. Mar­vel nicht – aber wie es sich für eine nerdige Super­hel­din gehört, ver­läuft der Tag etwas anders. Nie­mand ande­res als Loki mischt den ver­meint­lich roman­ti­schen Tanz­abend auf. Nicht nur des­halb hat Kamala die Nase voll von Roman­tik. Weder ihr bes­ter Freund Bruno noch der Gedanke an einen von ihren Eltern aus­ge­wähl­ten Zukünf­ti­gen kön­nen sie begeis­tern. Immer­hin gilt es andere Inhu­mans in New Jer­sey zu bekämp­fen, die ihre Kräfte miss­brau­chen. Doch dann steht Kam­ran in ihrem Wohn­zim­mer: Paki­stani, gebil­det, gut­aus­se­hend, kurzum der per­fekte Schwie­ger­sohn – und er teilt selbst Kama­las nerdigste Inter­es­sen. Zu per­fekt, um wahr zu sein?

Doch es bleibt nicht viel Zeit für die erste Liebe und den ers­ten Lie­bes­kum­mer – ein Pla­net rast auf die Erde zu und droht alles zu zer­stö­ren. Noch dazu haben die bösen Inhu­mans Kama­las Bru­der ent­führt. Wie kann Kamala die Men­schen, die ihr am wich­tigs­ten sind, beschüt­zen, wenn im wahrs­ten Sinne des Wor­tes die Welt unter­geht? Natür­lich mit der Hilfe von ihrem Idol Cap­tain Mar­vel – doch ist das genug?

Spa­gat zwi­schen Tra­di­tion, Nerd­kul­tur und ame­ri­ka­ni­schem Teenagerleben

Die­ser Sam­mel­band ver­han­delt wie gewohnt sehr locker und mit Augen­zwin­kern Kama­las Spa­gat zwi­schen Tra­di­tion, Nerd­kul­tur und ame­ri­ka­ni­schem Teen­ager­le­ben. Doch wäh­rend zuvor gesamt­ge­sell­schaft­li­che Pro­bleme der Jugend von heute im Fokus stan­den, setzt „Der Ernst des Lebens“ dar­auf, Kama­las Gefühls­le­ben zu beleuch­ten. Die erste Hälfte ist dabei die Schwä­chere, was an dem Zusam­men­spiel von Inhalt und Art­work lie­gen mag.

Wäh­rend Miya­za­was Zeich­nun­gen zwar in ihrer Anleh­nung an Manga-Ästhe­tik sehr schön und gerade Kampf­sze­nen sehr dyna­misch sind, scheint etwas zu feh­len. Die­ses Etwas ist schnell iden­ti­fi­ziert: Miya­za­was Kapi­tel wir­ken viel zu glatt­ge­bü­gelt und die Figu­ren unnö­tig auf­ge­hübscht, was im Ver­gleich zu den gewohn­ten krit­ze­lig-detail­lier­ten Zeich­nun­gen von Alp­hona mit ihrem hin­ter­grün­di­gen Witz ver­blasst. Und diese Platt­heit kor­re­spon­diert mit dem Plot, der ab dem zwei­ten Kapi­tel eta­bliert wird: Kama­las Schwär­me­rei für Mr. Per­fect Kam­ran im Ein­klang mit Bru­nos uner­wi­der­ten Liebe für die beste Freun­din wir­ken wie eine belie­bige Dreiecksgeschichte.

Über­haupt kommt Kama­las Ver­liebt­heit sehr plötz­lich und scheint nicht zu der Heroin aus den vor­an­ge­gan­ge­nen Bän­den zu pas­sen, die wie­der­holt bewie­sen hat, dass sie miss­trau­isch gegen­über dem ist, was zu gut scheint, um wahr zu sein. Umso pla­ka­ti­ver ist dann auch die über­ra­schende Wende, die der Auf­hän­ger für Kama­las Lie­bes­kum­mer wird.

Cha­rak­te­ris­ti­sche Zeich­nun­gen und amü­sante Details

Erst mit den Kapi­teln „End­zeit“ über­nimmt wie­der Alp­hona das Art­work und gleicht mit den cha­rak­te­ris­ti­schen Zeich­nun­gen und amü­san­ten Details die ermü­dende Lie­bes­ge­schichte sowie den Ernst aus, den die Apo­ka­lypse so mit sich bringt. Im Ange­sicht des dro­hen­den Welt­un­ter­gangs legt Kamala ihre Unsi­cher­hei­ten ab und besinnt sich dar­auf, was das wich­tigste ist – für sie und für andere. Ergrei­fende Kon­fron­ta­tio­nen mit Freun­den und Fami­lie las­sen dabei nicht auf sich war­ten, aber es wird nicht so sehr auf die Trä­nen­drüse gedrückt, wie man ver­mu­ten könnte.

Alles in allem ein recht rea­lis­ti­scher Umgang damit, was man an sei­nem letz­ten Tag auf der Welt machen würde. Man kann daher nur spe­ku­lie­ren, ob Panini auf­grund die­ser qua­li­ta­ti­ven Zwei­tei­lung in einem dicken Band die Hand­lungs­bö­gen zusam­men­ge­führt hat, die im Ori­gi­nal auf zwei Bände ver­teilt gewe­sen sind.

Fra­gen blei­ben offen

Was bei „Der Ernst des Lebens“ auf­fällt, ist, dass der Plot stär­ker mit ande­ren Hand­lun­gen und Events des Mar­vel-Uni­ver­sums ver­floch­ten scheint, als es bei ande­ren Rei­hen der Fall ist. Das geht nie so weit, dass man nicht mehr mit­kommt, aber ohne Wis­sen um die Inhu­man-Reihe, das Axis Cross­over und Secret Wars Event, bei dem tat­säch­lich das Mar­vel-Uni­ver­sum unter­geht, blei­ben zwangs­läu­fig Fra­gen offen. Das ist einer­seits schade für die­je­ni­gen, die andere Rei­hen nicht ver­fol­gen und kann zu Lese­frust füh­ren, den auch Recher­che zu den offe­nen Fra­gen (Was geschieht mit Köni­gin Medusa? Warum ist Loki Agent von Asgard? Warum stürzt ein Pla­net auf Man­hat­tan???) nicht besänf­ti­gen kann. Ande­rer­seits sind so Cameo-Auf­tritte ande­rer Figu­ren mög­lich, die zu einem gro­ßen Gesamt­bild bei­tra­gen und die fik­tio­nale Welt bereichern.
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Nicht mehr ganz so stim­mig und aus sich selbst her­aus ver­ständ­lich wie die vor­he­ri­gen Bände – aber immer noch unter­hal­tend und intel­li­gent. G. Wil­low Wil­sons Ms. Mar­vel zeigt, dass man auch dem Ernst des Lebens mit geeki­gem Charme und Unsi­cher­hei­ten ent­ge­gen­tre­ten kann.

Ms. Mar­vel 3: Der Ernst des Lebens. G. Wil­low Wil­son. Zeich­nun­gen: Elmo Bon­doc, Take­shi Miya­zawa, Adrian Alp­hona. Über­set­zung: Caro­lin Hidalgo. Panini Comics. 2016.

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Die Jugend von heute, das Fangirl und die Superheldin – Bücherstadt Kurier 3. August 2019 - 11:18

[…] Ms. Mar­vel 3: Der Ernst des Lebens […]

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