Magical Mystery im Bürgerpark

by Worteweberin Annika

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Wie jedes Jahr gab die Bre­mer Shake­speare Com­pany auch in die­sem August „Shake­speare im Park“. Bei strah­len­dem Som­mer­wet­ter war Worte­we­be­rin Annika mit dabei. Auf der Bühne: „Dr. Faus­tus“ in der Fas­sung von Shake­speares Zeit­ge­nos­sen Chris­to­pher Mar­lowe aus dem Jahr 1589.

„Was wir heute geben, mal recht, mal schlecht, ist Dr. Faus­tus Leben“, so lau­tet der Ein­stieg in den Abend der Bre­mer Shake­speare Com­pany. Dr. Faus­tus ist Gelehr­ter, doch er will noch viel mehr, denn er ist der schwar­zen Kunst mit Haut und Haar ver­fal­len. Mit dem Dämo­nen Mephis­to­phe­les geht er einen Packt ein, der ihm Reich­tum, Macht und unend­li­ches Wis­sen garan­tiert. Im Aus­tausch muss Faus­tus seine Seele nach 24 Jah­ren dem Teu­fel über­ge­ben. Doch: „Hätt‘ ich so viele See­len, wie es Sterne gibt, ich gäb sie alle hin für Mephis­to­phe­les“, meint Faus­tus und spürt so lange keine Reue. Und lohnt sich Reue über­haupt, wo Mephisto doch zu ver­kün­den weiß, die Hölle sei über­all dort, wo wir alle sind?

Schon der Beginn vom „Dr. Faus­tus“ der Shake­speare Com­pany ist musi­ka­lisch, und auch die ein­zel­nen Sze­nen wer­den immer wie­der von Lie­dern unter­bro­chen, mit Tex­ten à la „Dance Mephisto, dance“. Nicht umsonst wird im Unter­ti­tel des Stücks „Eine clow­neske Tra­gö­die mit Musik“ ange­kün­digt. Durch die Musik besteht für die Auf­füh­rung nie die Gefahr, in tro­ckene Lan­ge­weile abzu­drif­ten. Auf der Bühne ste­hen unter ande­rem ein Kla­vier, eine Säge und eine Gitarre bereit. Die Musi­ke­rin Maria Hinze unter­malt mit die­sen und ande­ren Instru­men­ten die Hand­lung, beglei­tet, sorgt für die pas­sende Stim­mung oder die Furz­ge­räu­sche im rich­ti­gen Augenblick.

Heike Neu­ge­bauer zau­bert ein Büh­nen­bild mit tol­len Ein­fäl­len wie einem leuch­ten­den Zau­ber­buch und einem Dämon aus Taschen­lam­pen, Bun­sen­bren­ner und Stoff­schlauch im Nebel. Auch die Kos­tüme (eben­falls Heike Neu­ge­bauer) sind sehr gelun­gen und erin­nern auf eine etwas abge­drehte Art an Zir­kus, Pan­to­mime und die Welt der Clowns, wir­ken zugleich his­to­risch und modern. Ebenso wie die Insze­nie­rung selbst auch: Auf eine mehr oder weni­ger sanfte Moder­ni­sie­rung haben näm­lich die Macher gesetzt und so dür­fen zum Bei­spiel auch Ver­weise auf moder­nere Wis­sen­schaft­ler wie Ein­stein oder Hub­ble nicht feh­len. Und wieso auch nicht, schon 1589 hätte sich ein Faus­tus sicher­lich dar­über gefreut, an deren zukünf­ti­gen Weis­hei­ten teilzuhaben.

Teil­weise wird es sehr kla­mau­kig auf der Bühne, wenn zum Bei­spiel die Tod­sün­den Hüpf­käst­chen über Bana­nen­scha­len sprin­gen oder reich­lich derbe Anspie­lun­gen gemacht wer­den. Meis­tens wirkt das sehr unter­halt­sam und passt in die Welt aus Clowns und Teu­fel­chen. Ande­res wie­derum bleibt frag­lich, wie die Sinn­haf­tig­keit des Abschwei­fens ins Eng­li­sche, was Faus­tus und Mephisto ins­be­son­dere zu Anfang viel Freude berei­tet, aber den­noch vor allem selt­sam wirkt. Eins kann man aber fest­hal­ten: Das Ensem­ble der Shake­speare Com­pany zeigt sich bei die­sem Stück rundum spiel­freu­dig und auf­ge­weckt. So lie­fert Petra-Janina Schultz eine wun­der­bare Vor­stel­lung als las­zi­ver, teuf­li­scher Mephisto und Mar­kus Seuß zeigt sich als sein facet­ten­rei­cher Lehrling.

Neben „Dr. Faus­tus“ wer­den jeden Som­mer auch andere Stü­cke im Park gezeigt. Hier herrscht immer eine beson­dere Stim­mung: In der Som­mer­luft mischen sich die Gerü­che von Son­nen­creme, Brat­würst­chen und frisch gemäh­tem Gras. Auf der gesam­ten Mel­cher­wiese sind Stühle und Decken aus­ge­brei­tet. Ab und zu kommt auf dem Fluss hin­ter der Bühne ein Boot vor­bei, und die Leute dar­auf recken die Hälse, um einen Blick auf die Schau­spie­ler zu erha­schen. Das macht „Shake­speare im Park“ zu einer beson­ders tol­len Theatererfahrung.

Über­set­zung: Rai­ner Iwer­sen. Regie: Johanna Schall, Dra­ma­tur­gie: Grit van Dyk. Ensem­ble der Shake­speare Com­pany: Tobias Dürr, Peter Lüchin­ger, The­resa Rose, Erik Roß­ban­der, Petra-Janina Schultz, Mar­kus Seuß.

Fotos: Annika

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