Männerfallen

by Wortklauberin Erika

„Sei ein Mann!“, heißt es in Eva Ross­manns neuem Roman „Män­ner­fal­len“, und beginnt ein raf­fi­nier­tes Spiel mit Rol­len­bil­dern und den Tie­fen des Femi­nis­mus, wäh­rend sie zugleich die Ver­lags­welt auf dem Kie­ker hat. – Von Wort­klau­be­rin Erika

Tho­mas Pauer, der Star-Autor und ehe­ma­lige Sport­mo­de­ra­tor aus Ham­burg, pro­pa­giert, Män­ner seien von den Fol­gen der Eman­zi­pa­tion unter­drückt und soll­ten sich end­lich wie­der durch­set­zen. Iro­ni­scher­weise begeis­tert er Frauen aller Län­der für sich und sein Buch. Mira Valen­sky, die Exklu­siv-Repor­te­rin vom Wie­ner Maga­zin, bekommt exklu­siv an den Toren zum Muse­ums­quar­tier einen Vor­ge­schmack auf den Hype rund um den Autor: schon an den Türen zur Erst­prä­sen­ta­tion las­sen sie die begeis­ter­ten Anhän­ge­rin­nen kaum zum ver­ein­bar­ten Interview-Termin.

Nur wenige pro­tes­tie­ren: dar­un­ter auch Maggy Krö­mer, eine ein­ge­fleischte Femi­nis­tin, die Mira unge­fragt mit Infor­ma­tio­nen ver­sorgt. Von ihr kommt wenige Tage spä­ter auch der Tipp, Pauer habe eine Stu­den­tin ver­ge­wal­tigt. Schon am Ort des Gesche­hens fal­len der Repor­te­rin kleine Unstim­mig­kei­ten auf, und als Nicole schließ­lich kom­plett von der Bild­flä­che ver­schwin­det, macht sich Mira daran, gemein­sam mit ihrer Freun­din Vesna Kra­j­ner dem Fall auf den Grund zu gehen. Sie will wis­sen, wie viel Wahr­heit hin­ter den Vor­wür­fen gegen Pauer steckt. Doch Nicole bleibt ver­schwun­den – so bleibt nur noch Tho­mas Pauer selbst, dies­mal hof­fent­lich ohne die Ver­lagschefin, die ihm nicht von der Seite zu wei­chen scheint. Doch der befin­det sich schon auf dem Sprung zu einem Lite­ra­tur­fes­ti­val auf Sardinien.

Eva Ross­mann beschäf­tigt sich mit den Irren und Wir­ren des Geschlech­ter­kamp­fes und spart nicht mit der Iro­nie, was den von sei­ner Ver­lagschefin flan­kier­ten Star-Autor betrifft: der Leser bemerkt schnell, dass er es hier mit einem Aus­tausch-Modell zu tun hat. Die Autorin, die neben­bei sehr gerne kocht – das schlägt sich genauso in dem Buch nie­der wie ihre Beschäf­ti­gung mit dem Thema ‚Femi­nis­mus‘ – hält der Ver­lags­welt einen kri­ti­schen Spie­gel vor. Und sie geht noch wei­ter, denn auch die Irren und Wir­ren des Femi­nis­mus blei­ben nicht verschont.

Ein Manko: der Krimi spricht wohl weni­ger die jun­gen Stu­den­tin­nen an, die eher als über­mä­ßige Idea­lis­tin­nen prä­sen­tiert sind, son­dern mehr ältere Semes­ter, doch das Lese­ver­gnü­gen ist davon kaum geschmä­lert. Die Geheim­nis­krä­me­rei rund um Nicole und Tho­mas Pauer endet bei einem Lite­ra­tur­fes­ti­val auf Sar­di­nien, aller­dings nicht so, wie man es erwar­tet. Was wäre ein Krimi denn schließ­lich ohne Leiche?

Män­ner­fal­len. Eva Ross­mann. Folio. 2013.

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