Mein Leben als Suchmaschine

by Bücherstadt Kurier

Da ist er wie­der, der Horst. Horst Evers, der Ber­li­ner Geschich­ten­er­zäh­ler, der schon seit Jahr­zehn­ten, Genera­tio­nen mit sei­nen Wort­klau­be­reien und sei­ner Ber­li­ner Schnauze begeis­tert und unter­hält. Auf dem Tisch liegt das ver­schlun­gene Buch „Mein Leben als Suchmaschine“. 

Auf­ge­baut ist das Buch in meh­rere kleine Geschich­ten, die in sich abge­schlos­sen sind und manch­mal als Side­gag in einer spä­te­ren fun­gie­ren. Das lässt das gesamte Buch irgend­wie als Ein­heit erschei­nen und stim­mig, obwohl jede ein­zelne Erzäh­lung maxi­mal fünf Sei­ten beher­bergt. Es sind kurze all­täg­li­che Situa­tio­nen, die er auf­greift und ein­fach mal die rich­ti­gen Fra­gen oder Gedan­ken an fal­scher Stelle raus lässt. Oder umge­kehrt? Zumin­dest ist es sel­ten ersicht­lich, auf was er eigent­lich hin­aus möchte und kommt dann mit etwas um die Ecke, bei dem man sich das Schmun­zeln nicht ver­knei­fen kann.
Gewisse soziale Aspekte oder soziale Struk­tu­ren, die vor allem in Ber­lin, der sozia­len Expe­ri­men­ten­stadt Deutsch­lands, an absur­dum geführt wer­den, greift er gekonnt auf und über­spitzt sie spie­le­risch – jedoch immer auf eine sehr boden­stän­dige Art und Spra­che. Ja sogar die Gedan­ken­sprünge füh­len sich eher wie kind­li­ches Seil­sprin­gen an und erlau­ben es, den Anschluss zu behalten.

Es ist schön zu sehen, wie er die Welt durch­leuch­tet und Selbst­ver­ständ­li­ches oder Situa­tio­nen, die wir alle schon mal erlebt haben, mit einer ande­ren Per­spek­tive belegt. So ist es kaum uner­war­tet, dass man beim Bäcker die Bröt­chen von mor­gens zum hal­ben Preis heute schon vor­be­stel­len kann, jedoch mit dem Vor­zug, sie sofort abho­len zu dür­fen. Ein wenig selt­sam sind diese Expe­ri­mente schon. Den­noch würde man so lie­be­voll, wie er sie erzählt, nie daran glau­ben, dass es nicht genauso pas­siert ist.
Und so stellt man sich viel­leicht selbst beim Bäcker sei­nes Ver­trau­ens die Frage, sofern eine neue Ver­käu­fe­rin an der Kasse ist, warum das eigent­lich nicht funk­tio­nie­ren sollte. Denn schließ­lich funk­tio­niert es bei Horst Evers ja auch. Es funk­tio­niert mit 160 Sei­ten und auf gan­zer Linie.

Diungo

Mein Leben als Such­ma­schine, Horst Evers, Rowohlt, 2010
Horst Evers: Die Welt ist nicht immer Freitag

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