Mensch, ärger‘ Dich nicht!

by Seitenkünstler Aaron

Im ver­gan­ge­nen Jahr wurde ein klein­for­ma­ti­ges Buch mit groß­ar­ti­gem Inhalt ver­öf­fent­licht. Sei­ten­künst­ler Aaron wollte es direkt vor­stel­len, aber jetzt ist auch ein guter Zeit­punkt. Leider.

Das Buch mit dem sper­ri­gen, aber tref­fen­den Titel „Über den Anstand in schwie­ri­gen Zei­ten und die Frage, wie wir mit­ein­an­der umge­hen“ ist zum Glück für diese Buch­be­spre­chung immer noch aktu­ell und rele­vant. Aber eigent­lich ist das trau­rig. Es geht um den, inzwi­schen auch in elek­tro­ni­schen Mas­sen­me­dien erwähn­ten, „rauen Ton“, der das mensch­li­che Zusam­men­le­ben erschwert.

Im Durch­ein­an­der der nach Auf­merk­sam­keit schrei­en­den Hypes und Shit­s­torms ist nicht nur die­ses Buch eher unbe­merkt geblie­ben. Wie schlei­chend Belei­di­gun­gen und Unhöf­lich­kei­ten das all­täg­li­che öffent­li­che Mit­ein­an­der in ein Gegen­ein­an­der wan­deln, beschreibt Hacke darin. Er stellt die wich­tige Frage nach dem Anstand, der als Norm die Gesell­schaft bestim­men könnte. Auf ein­gäng­li­che Weise wird dar­ge­legt, dass ‚anstän­dig sein‘ zwar nicht schrift­lich fest­ge­legt, aber enorm wich­tig für das mensch­li­che Leben sei.

„Wenn man vom Anstand redet, spricht man also zunächst ein­mal vor allem von einem gewis­sen all­tags­mo­ra­li­schen Ideal des Men­schen. Und räumt man allen Ver­ständ­nis­schutt bei­seite, so sieht man ein Wort, mit dem jeder etwas anfan­gen kann – und allein das ist viel­leicht nicht ganz unwich­tig.“ (S. 27)

Wie im Gespräch wech­seln sich auf den rund 180 sorg­fäl­tig gesetz­ten Sei­ten zwei Text­sor­ten ab und ergän­zen ein­an­der: Ein wis­sen­schaft­lich anmu­ten­der Essay mit Lite­ra­tur­ver­wei­sen und eine eher lite­ra­ri­sche Wie­der­gabe von Knei­pen­dia­lo­gen. Durch den stän­di­gen Wech­sel hebt das schwie­rige Thema nicht in Fach­sim­pe­leien ab und die eher schank­haf­ten Anek­do­ten bekom­men einen bedeu­tungs­schwan­ge­ren Bei­geschmack. Die­ser Kunst­griff half mir, den Gedan­ken kon­zen­triert lesend zu fol­gen, ohne das Inter­esse zu verlieren.

Axel Hacke war für mich ein Name, den ich von den Covern humo­ris­ti­scher und wun­der­bar von Michael Sowa illus­trier­ten Büchern her kannte. Seit letz­tem Jahr ist es der Name, der auf einem der erns­tes­ten Bücher in mei­nem Regal steht. Mit „Über den Anstand in schwie­ri­gen Zei­ten und die Frage, wie wir mit­ein­an­der umge­hen“ wurde eine mutige und lobens­werte Schrift­stel­le­rei und Ver­lags­ar­beit geleistet.

Weder Wer­bung noch poli­ti­sche State­ments gehö­ren zum Kon­zept des BKs, aber ich emp­fehle die­ses Buch aus­nahms­los allen.

Über den Anstand in schwie­ri­gen Zei­ten und die Frage, wie wir mit­ein­an­der umge­hen. Axel Hacke. Kunst­mann-Ver­lag. 2017.

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