Paris, Paris #1920erlesen

by Fabelforscher Christian

Ein­fach mal durch die Zeit rei­sen? Wie das gelingt, zeigt Woody Allen in sei­ner zau­ber­haf­ten Komö­die „Mid­ni­ght in Paris“. Auch Fabel­for­scher Chris­tian und Worte­we­be­rin Annika hat es in einer Limou­sine ins Paris der 1920er Jahre verschlagen.

Der erfolg­rei­che Dreh­buch­au­tor Gil Pen­der ver­bringt mit sei­ner Ver­lob­ten Inez einen Urlaub in Paris. Schon immer fühlte er sich von der Stadt magisch ange­zo­gen, aber sie, die typisch igno­rant-arro­gante Ame­ri­ka­ne­rin der obe­ren Mit­tel­schicht, kann sich nicht für die regen­nas­sen ver­win­kel­ten Gäss­chen und die klei­nen Floh­märkte begeis­tern. Weil Inez nur auf Shop­ping, Sight­see­ing und ihren alten, schul­meis­ter­li­chen Schwarm Paul aus ist, begibt sich Gil immer öfter allein auf nächt­li­che Entdeckungstouren.

Das gol­dene Zeitalter?

Nach einer Wein­ver­kos­tung ver­läuft sich der ange­trun­kene Gil und wird Schlag Mit­ter­nacht von einer anti­ken Limou­sine ein­ge­sam­melt und in einer Bar der 1920er Jahre abge­setzt. Dort trifft er auf Ernest Heming­way und die Fitz­ge­ralds und kann sei­nen Augen nicht trauen. Am nächs­ten Mor­gen ist Gil sich nicht sicher: War sein Aben­teuer nur ein Traum?

Doch die Reise in die Ver­gan­gen­heit gelingt ihm immer wie­der und so trifft er unter ande­rem auf Cole Por­ter, Djuna Bar­nes, Sal­va­dor Dalì und auf die ebenso char­mante wie attrak­tive Adriana, Picas­sos Muse. Wäh­rend er sich Hals über Kopf ver­liebt, feilt er mit Ger­trude Stein am Manu­skript sei­nes ers­ten Romans. Schließ­lich muss Gil sich ent­schei­den, in wel­cher Zeit er zu Hause sein möchte. Ver­fällt Gil dem „Gol­de­nes Zeit­al­ter Syndrom“?

Ein Who-is-who der Gol­de­nen Zwanziger

Auf den ers­ten Blick ver­wun­dert es, dass Gil im Paris der 1920er Jahre auf so viele inter­na­tio­nale Künst­ler trifft. Tat­säch­lich war die Stadt der Liebe damals eine Stadt der Krea­ti­ven – im Salon von Ger­trude Stein tausch­ten sie sich aus, in den Bars ent­gin­gen sie der ame­ri­ka­ni­schen Pro­hi­bi­tion. Paris war damals ein kul­tu­rel­ler Hot­spot, in dem auch Gil Inspi­ra­tion findet.

Sein Paris taucht Dreh­buch­au­tor und Regis­seur Woody Allen in gol­dene Far­ben, fängt in lan­gen Sequen­zen Sze­nen aus Cafés und von den Bou­le­vards ein. Ver­mengt mit der für ihn typi­schen Jazz-Musik bannt er ein Paris-Kli­schee auf Lein­wand, was aber durch­aus den Charme des Films ausmacht.

Aus­ge­zeich­net

Owen Wil­son, den man sonst aus eher plum­pen Fil­men wie „Mar­ley und ich“ oder „Die Hoch­zeits-Cras­her“ kennt, spielt hier viel­schich­tig und geer­det. Mit von der Par­tie ist neben Schau­spiel­grö­ßen wie Adrien Brody als Dalì oder Rachel McA­dams als Inez auch die fran­zö­si­sche Ex-First-Lady Carla Bruni in einer klei­nen Neben­rolle. Für sein Dreh­buch erhielt Woody Allen 2012 einen Oscar und einen Gol­den Globe. Bei diver­sen gro­ßen Preis­ver­lei­hun­gen war „Mid­ni­ght in Paris“ außer­dem als bes­ter Film nominiert.

Das über­rascht auf Grund der tol­len Atmo­sphäre und der stim­mi­gen, außer­ge­wöhn­li­chen Geschichte nicht. „Mid­ni­ght in Paris“ ist eine zau­ber­hafte Komö­die, die vor allem Kunst- und Lite­ra­tur­lieb­ha­ber in ihren Bann zie­hen wird. Très charmant!

Mid­ni­ght in Paris. Regie & Dreh­buch: Woody Allen. Mit Owen Wil­son, Rachel McA­dams, Marion Cotil­lard u.a. Con­corde Home Enter­tain­ment. USA/Spanien. 2011. FSK 0.

Ein Bei­trag zur The­men­wo­che #1920erlesen. Hier fin­det ihr alle Beiträge.

Illus­tra­tion: Satz­hü­te­rin Pia

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