Mirjam Phillips im Interview #Todesstadt

by Poesiearchitektin Lena

„Manch­mal schnappe ich unter­wegs in der Stra­ßen­bahn oder im Kauf­haus einen Satz auf, der in mei­nem Kopf her­um­spukt. Oft sind es Orte, Bil­der oder Men­schen, die mich inspirieren.“

Poe­sie­ar­chi­tek­tin Lena hat Mir­jam Phil­lips bei einem Unise­mi­nar ken­nen­ge­lernt, das sich um Seri­en­mör­der, Kurz­kri­mis und die Lust am Schrei­ben gedreht hat. Für unser Todes­stadt-Spe­cial hat sich die Autorin eini­gen Fra­gen rund um das Genre Krimi gestellt. Außer­dem ver­rät sie, was das Selt­samste war, das ihr bis­her pas­siert ist, und was sie inspiriert.

BK: Wieso haben sie an Kri­mis mit­ge­ar­bei­tet und nicht an Lie­bes­ro­ma­nen oder Fantasy-Büchern?

MP: Weil ich sel­ber am liebs­ten Kri­mis lese. Das Genre umfasst ein brei­tes Spek­trum: Es kann um eine dra­ma­ti­sche Lie­bes­be­zie­hung oder aber um aktu­elle Miss­stände oder auch um his­to­ri­sche Ereig­nisse gehen, in die der Plot ein­ge­ar­bei­tet ist. Die Kri­mi­nal­ro­mane von Vol­ker Kut­scher, des­sen Geschich­ten im Ber­lin der Zwan­zi­ger­jahre spie­len und die Vor­lage für die Serie „Baby­lon Ber­lin“ waren, sind ein wun­der­ba­res Bei­spiel für Letz­te­res. Vom Gru­sel­fak­tor bis zum Humo­ri­gen – im Krimi ist für alles Platz.

BK: Haben sie eine bevor­zugte Mord­waffe in ihren Geschichten?

MP: Nein. Zuerst kom­men die Figu­ren. Dann suche ich eine Waffe, die zu ihnen und zur Hand­lung passt.

BK: Was ist das Gru­se­ligste oder Selt­samste, das Ihnen bis­her pas­siert ist?

MP: Mir ist schon aller­hand Selt­sa­mes pas­siert. Hier ist ein Bei­spiel: Als Jugend­li­che musste ich ein­mal auf der Fähre von Har­wich nach Hoek van Hol­land meine Kabine mit einer ver­schro­be­nen alten Frau tei­len, die ihren Kana­ri­en­vo­gel mit­ge­nom­men hatte. Sie glaubte an See­len­wan­de­rung und war fest davon über­zeugt, dass die­ser Vogel ihr ver­stor­be­ner Sohn sei. So redete sie dann auch nachts mit ihm. Ich hatte große Mühe ein­zu­schla­fen und ver­passte am fol­gen­den Mor­gen mei­nen Zug nach Bremen.

BK: Woher bekom­men Sie Ihre Ideen zum Schreiben?

MP: Das kann ein kur­zer Zei­tungs­ar­ti­kel oder auch nur eine Über­schrift sein. Manch­mal schnappe ich unter­wegs in der Stra­ßen­bahn oder im Kauf­haus einen Satz auf, der in mei­nem Kopf her­um­spukt. Oft sind es Orte, Bil­der oder Men­schen (siehe Frage 2!), die mich inspirieren.

BK: Wer ist ihr Lieb­lings­krimi- oder Gru­sel­au­tor und wieso?

MP: Ganz beson­ders möchte ich in die­sem Zusam­men­hang meine Men­to­ren Klaus-Peter Wolf, Jür­gen Alberts und Chris­tiane Franke erwäh­nen, von denen ich jede Menge ler­nen durfte und darf. Alle drei haben mein schrift­stel­le­ri­sches Leben enorm bereichert.

Was ich lese, ist stim­mungs­ab­hän­gig. Mal möchte ich mich unter­hal­ten und infor­mie­ren, mal abschal­ten und schmun­zeln oder in einem tempo- und action­rei­chen Thril­ler ver­sin­ken. Es gibt etli­che deut­sche Autoren und Autorin­nen, deren Kri­mis ich gerne lese, wie zum Bei­spiel Wolf­gang Schor­lau und Vol­ker Kut­scher oder Mecht­hild Borr­mann und Eli­sa­beth Herr­mann. Ich liebe aber die Viel­falt und lese beson­ders gerne Kri­mis und Thril­ler aus ande­ren Ländern.

BK: Wie fühlt es sich an, das eigene Buch in den Hän­den zu halten?

MP: Bis jetzt habe ich nur eine Reihe von Kurz­kri­mis, Kurz­ge­schich­ten und Gedich­ten geschrie­ben, die ver­öf­fent­licht wur­den, und sel­ber zwei Antho­lo­gien her­aus­ge­ge­ben. Aber es ist immer ein schö­nes Gefühl, wenn man ein fer­ti­ges Buch in den Hän­den hält und sei­nen Namen liest. Einen Roman möchte ich in den kom­men­den Jah­ren auch noch in Angriff neh­men, aber die Idee ist noch nicht ganz ausgereift.

BK: Wieso lesen Ihrer Mei­nung nach so viele Men­schen Krimis?

MP: Weil ein guter Krimi bezie­hungs­weise Thril­ler einen Sog ent­wi­ckelt, dem man sich nicht mehr ent­zie­hen kann. Außer­dem macht es den Lesern bei einem cle­ve­ren Who­dun­nit Spaß, mit zu ermit­teln und sich am Ende doch ver­blüf­fen zu lassen.

BK: „Die Kel­ler­tür knarrte, als ich sie ver­ängs­tigt öff­nete, um her­aus­zu­fin­den, woher die Schritte kamen...“ Bitte füh­ren sie die Situa­tion in 5 Sät­zen weiter.

MP: Die Kälte ließ mich frös­teln. Ich drückte auf den Licht­schal­ter, aber der Kel­ler blieb ein gäh­nen­der, fins­te­rer Schlund. Wollte Lars vor­hin nicht die Spar­lampe aus­wech­seln? „Lars?“, rief ich in die Dun­kel­heit. „Bist du noch da unten?“ Nichts rührte sich. Vor­sich­tig tas­tete ich mich die stei­len Stu­fen hin­un­ter... (Sorry, das sind schon mehr als fünf Sätze.)

BK: Haben sie einen Lieb­lings­psy­cho­pa­then aus Büchern oder Filmen?

MP: Seri­en­mör­der sind ja eher nicht zum Lieb­ha­ben… Beein­druckt hat mich aller­dings Anthony Hop­kins als Han­ni­bal Lec­ter in „Das Schwei­gen der Läm­mer“. Er schafft es per­ma­nent, in den Köp­fen der Zuschauer prä­sent zu sein, obwohl man ihn im gan­zen Film nur 12 Minu­ten sieht.

BK: Herz­li­chen Dank Frau Phil­lips und wei­ter­hin viel Erfolg!

Ein Bei­trag zum Spe­cial #Todes­stadt. Hier fin­det ihr alle Beiträge.
Foto: pri­vat

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