Newt Scamander und der Schatten des Kindheitshelden

by Geschichtenerzähler Adrian

Wie macht man aus der 2001 erschie­ne­nen, 93 Sei­ten lan­gen Mons­ter­fi­bel „Phan­tas­ti­sche Tier­we­sen und wo sie zu fin­den sind“ einen Film – oder wie in die­sem Fall sogar gleich fünf? Dies zeigt David Yates, der bereits bei den letz­ten drei Tei­len der Harry Pot­ter-Filme im Regie­stuhl saß, der­zeit an dem gleich­na­mi­gen Film. Geschich­ten­er­zäh­ler Adrian hat sich die­sen angeschaut.

Fünf Jahre nach dem letz­ten Film des Zau­ber­schü­lers Harry Pot­ter erweckt David Yates zusam­men mit Pot­ter-Autorin Joanne K. Row­ling, wel­che hier ihr Dreh­buch­de­büt gibt, wie­der ein­mal die Welt rund um Zau­be­rer, Mug­gel und Magie zum Leben. Doch kann die­ser Film in die gro­ßen Fuß­stap­fen von Harry Pot­ter treten?

New York, New York im Jahr 1926. Geburts­jahr von Tom Riddle alias Vol­de­mort, der Schwarz­ma­gier Gel­lert Grin­del­wald mor­det sich „für das grö­ßere Wohl“ quer durch die Welt. Ebenso ist es auch das Jahr, in dem der junge Magi­zoo­loge Newt Sca­man­der (gespielt von Oscar-Preis­trä­ger Eddie Red­mayne) mit einem Schiff am Hafen von New York ankommt. Im Gepäck hat er einen Kof­fer vol­ler magi­scher Geschöpfe.
Doch es kommt wie es kom­men muss: Durch eine unglück­li­che Ver­wechs­lung gelangt Newts Kof­fer in die Hände des No-Maj – die ame­ri­ka­ni­sche Bezeich­nung für Mug­gel/­Nicht-magi­sche Per­son – Jacob Kow­al­ski (Dan Fog­ler), der den Kof­fer, wel­chen er für sei­nen eige­nen hält, öff­net und so einige der magi­schen Tier­we­sen ent­kom­men lässt. Das hätte zu kei­nem ungüns­ti­ge­ren Zeit­punkt gesche­hen kön­nen, denn zur glei­chen Zeit wütet ein unbe­kann­tes, magi­sches Wesen in New York und hetzt die No-Maj gegen die Zau­be­rer­welt auf.

Newts Auf­gabe ist es nun, gemein­sam mit Jacob und der ehe­ma­li­gen Auro­rin Por­pen­tina Gold­stein (Kathe­rine Water­stone) die aus dem Kof­fer ent­flo­he­nen Tier­we­sen wie­der ein­zu­fan­gen und in Sicher­heit zu brin­gen. Denn auch das ame­ri­ka­ni­sche Zau­be­rei­mi­nis­te­rium – MACUSA – und der Auror Per­ci­val Gra­ves (Col­lin Far­rell) sind auf der Jagd nach Newts Zau­ber­we­sen, die sie für die Ver­wüs­tung ver­ant­wort­lich machen. Doch was steckt hin­ter der Zer­stö­rung und wel­che Rolle spielt der junge Credence (Ezra Mil­ler) dabei?

Die magi­sche Welt der Joanne K. Rowling

Die Harry Pot­ter-Autorin Joanne K. Row­ling hat es ein wei­te­res Mal geschafft. Schon in den Geschich­ten rund um den Zau­ber­schü­ler und sei­nem Kampf gegen den Dunk­len Lord erschuf sie eine Welt vol­ler Wun­der und Magie, wel­che Mil­lio­nen Jugend­li­che in ihren Bann zog. Jedes Jahr aufs Neue durch­streif­ten die Leser mit ihren Hel­den zusam­men die magi­sche Welt. Mit „Harry Pot­ter und der Stein der Wei­sen“ kam 2001 diese Magie zum ers­ten Mal auf die große Lein­wand und es folg­ten sie­ben wei­tere Filme.
Auch 2016 mit „Phan­tas­ti­sche Tier­we­sen und wo sie zu fin­den sind“ schafft es Row­ling erneut, ihre fan­ta­sie­volle Welt authen­tisch und bei­nah rea­li­täts­nah rüber­zu­brin­gen. Die Tier­we­sen sind von süß über lus­tig bis hin zu majes­tä­tisch ein­drucks­voll ani­miert und man hat in kei­nem Moment das Gefühl, dass sie nur die Schöp­fung eines Com­pu­ters seien.
Jedoch…

Die andere Seite der Medaille

Wie schön es auch ist, zurück in die­ser zau­ber­haf­ten Welt zu sein, so unglück­lich könnte die Geschichte stim­men, oder eher die Löcher – Plot­ho­les – darin. Es wirkt so, als hätte Row­ling ver­sucht, zu viel Inhalt in zwei Stun­den zu erzäh­len. Am meis­ten lei­den dar­un­ter die Cha­rak­tere und ihre Authen­ti­zi­tät. Fast keine der Figu­ren schafft es Tiefe zu ent­wi­ckeln und wirk­lich zu begeis­tern, geschweige denn dass man als Zuschauer mit ihnen mit­fie­bern könnte.
Dan Fog­ler als No-Maj Jakob Kow­al­ski ist der toll­pat­schige aber lie­bens­werte Trot­tel, den man zwar mag, der aber ansons­ten lei­der keine wei­te­ren groß­ar­ti­gen Cha­rak­ter­züge auf­wei­sen kann. Col­lin Far­rell spielt man­che Sze­nen so über­dra­ma­ti­siert, dass man den­ken könnte, er käme frisch von der Schau­spiel­schule und Johnny Depp wirkt wäh­rend sei­nes sehr kur­zen Auf­tritts als Grin­del­wald eher wie ein ver­kapp­ter Hut­ma­cher – fehlt nur noch das Lächeln mit der Zahnlücke.
Ein­zig und allein Eddie Red­mayne schafft es um die Schwä­chen des Dreh­buchs so gut es geht her­um­zu­spie­len und eine tolle Leis­tung als Newt Sca­man­der hin­zu­le­gen. Wie schon in „Die Ent­de­ckung der Unend­lich­keit“, wofür er auch den Oscar als bes­ter Haupt­dar­stel­ler erhielt, spielt er hier wie­der den leicht schüch­ter­nen Nerd, der erst in sei­ner Lei­den­schaft voll und ganz auf­geht – hier bei sei­nen gelieb­ten Tierwesen.

Fazit

„Phan­tas­ti­sche Tier­we­sen und wo sie zu fin­den sind“ schafft es nicht aus dem Schat­ten von Harry Pot­ter zu tre­ten. Obwohl die Geschichte einige gute Ansätze hat, gelingt es ihr nicht sich zu ent­fal­ten. Sie lässt viele Fra­gen offen, die, da die Geschichte um Newt Sca­man­der und die ande­ren Prot­ago­nis­ten so ziem­lich abge­schlos­sen scheint, wahr­schein­lich nie beant­wor­tet wer­den. Ein­zig die wun­der­volle Welt und die Tier­we­sen überzeugen.

Phan­tas­ti­sche Tier­we­sen und wo sie zu fin­den sind. Regie: David Yates. Dreh­buch: Joanne K. Row­ling. Dar­stel­ler: Eddie Red­mayne, Kathe­rine Water­stone, Ezra Mil­ler u.a. War­ner Bros. Kino­start: 17.11.2016.

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2 comments

Seitenkünstler Aaron 15. Dezember 2016 - 16:44

Danke für die inter­es­sante Filmbesprechung!
Es lässt sich gar nicht mehr bezwei­feln, dass die Harry-Pot­ter-Welt noch lange Zeit in diver­sen Medien benutzt wird. Wir wer­den sehen, wie sich das wei­ter­ent­wi­ckelt und ob es dabei letzt­end­lich mehr um Geld oder die Geschichte geht. Ich kann mich daran erin­nern, dass das erste Mal Harry-Pot­ter lesen dazu geführt hat, dass ich noch mehr von die­ser Zau­be­rer­welt wollte. Mehr als nur immer Harry. Ich werde mir den Film auch anse­hen, ver­mut­lich aber nur noch aus Schau­lust, denn inzwi­schen locken mich die ulki­gen Wesen mehr. Gibt es denn davon titel­ge­treu viel zu sehen oder kom­men die Krea­tu­ren nur sel­ten und kurz vor?

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Adrian Leonardo 15. Dezember 2016 - 19:10

Wenn du es dir ein­zig wegen der Tier­we­sen anschauen willst, kann ich ihn dir emp­feh­len, da sie recht umfang­reich in Story beein­flus­sen und so auch eine hohe Screen­time haben.

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