Nickel und Horn: Irgendwo in Afrika

by Worteweberin Annika

Mit den bei­den tie­ri­schen Detek­ti­ven Nickel und Horn war Worte­we­be­rin Annika bereits auf der Suche nach dem Pup­se­tier und der Haus­häl­te­rin Frau Perle. In „Nickel und Horn auf Safari“ von Flo­rian Becker­hoff geht es nun nach… Afrika.

Nickel, das weit­sich­tige Meer­schwein­chen mit dem kla­ren Ver­stand, und Horn, der kurz­sich­tige Papa­gei mit Pira­ten­ver­gan­gen­heit, sind mir wirk­lich ans Herz gewach­sen. Der erste Band, „Zwei Detek­tive mit Durch­blick“, begeis­terte mich mit lus­ti­gen Wort­spie­len, lie­bens­wer­ten Figu­ren und einer gelun­ge­nen Mischung an (Kinder-)Themen. Auch der Nach­fol­ge­band „Son­der­ein­satz für Frau Perle“ brachte mich immer wie­der zum Schmun­zeln. Die Vor­freude auf „Nickel und Horn auf Safari“ war also groß. Lei­der hat es aber beim drit­ten Mal nicht gefunkt zwi­schen Flo­rian Becker­hoffs Detek­ti­ven und mir. Warum?

Tie­ri­sches Abenteuer

Begin­nen wir mit dem Inhalt. Dem Herr­chen von Nickel und Horn, dem pen­sio­nier­ten Detek­tiv Herrn Locke, flat­tert ein Brief von der Wis­sen­schaft­le­rin Marry Curry ins Haus: Sie braucht unbe­dingt Unter­stüt­zung in Afrika. Als vor lan­ger Zeit Mar­rys For­mel der Unsterb­lich­keit gestoh­len wurde, konnte Herr Locke den Fall nicht lösen. Nun hat Marry den Dieb aus­fin­dig gemacht und ist ihm wahr­schein­lich in die Fänge gera­ten. Mit Hund Schlappi, Haus­häl­te­rin Frau Perle und Herrn Locke machen sich Nickel und Horn auf den Weg, sie zu befreien.

Wie immer hel­fen ihnen unter­schied­li­che tie­ri­sche Freunde bei ihrem Aben­teuer – ein gan­zer Rei­gen an Savan­nen­tie­ren bevöl­kert den Mit­tel­teil des Buches. „Pinke Möwen“ (Fla­min­gos), zahme Löwen, ein Vogel­strauß, ein Ele­fant, ein Fluss­pferd, eine Giraffe, Scha­kale, Hyä­nen, Geier und eine Spinne geben sich die Klinke in die Hand – sie alle haben kurze Auf­tritte und blei­ben belie­big. Wäh­rend die Tiere in den ande­ren Bän­den Funk­tio­nen erfüllt haben oder durch wit­zige Eigen­schaf­ten glän­zen konn­ten wie die bud­dhis­ti­sche Ente Kon­fu­zius, sind die Savan­nen­tiere vor allem exotisch.

Böse Diebe, gute Detek­tive und die Sache mit Afrika

Von Detek­tiv­ge­schich­ten für Kin­der erwar­tet man nicht unbe­dingt aus­ge­tüf­telte Kri­mi­nal­fälle, aber solide soll­ten sie doch sein. Bei „Nickel und Horn auf Safari“ haben sich mir viele Fra­gen gestellt: Ja, der Dieb hat ein Motiv, aber… (So schlimm sind ältere Geschwis­ter doch auch nicht?) Wenn er schon unsterb­lich ist, warum muss er dann noch Men­schen entführen?

Und warum ist er so extrem bös­ar­tig? Sätze wie „Am Ende müsst ihr alle ster­ben“ kön­nen die jun­gen Lese­rin­nen und Leser erschre­cken und der Böse­wicht will sogar auf die Freunde schie­ßen. Ob das tat­säch­lich not­wen­dig ist? Bei der Befrei­ung von der Ranch gibt es zudem kleine Logik­lö­cher. Ins­ge­samt wirkt die Geschichte also ziem­lich zusammengeschustert.

Eine wei­tere Frage, die ich mir gestellt habe: Warum spielt die­ser Band eigent­lich in Afrika? Und über­haupt – Afrika? Der Kon­ti­nent ist groß und der Ziel­gruppe von neu­gie­ri­gen Kin­dern ab 6 Jah­ren könnte man durch­aus auch einen Län­der­na­men zumu­ten. Noch dazu wird Afrika hier wei­test­ge­hend auf Savan­nen­tiere und ein Dorf aus Stroh­hüt­ten redu­ziert. Das passt natür­lich gut zum kli­schee­haf­ten Bild von „Afrika“, das in Europa ver­brei­tet ist, und lässt doch außer Acht, dass es dort natür­lich nicht über­all gleich aus­sieht. Ein sen­si­ble­rer Umgang wäre wünschenswert.

Trotz­dem unsterblich?

Nickel und Horn sind „auf Safari“ defi­ni­tiv nicht in Höchst­form. Trotz­dem haben sie ihren alten Charme nicht ganz ver­lo­ren, „karamba!“. In die­sem Band kann man ler­nen, dass Wale und Fluss­pferde eng ver­wandt sind und Fluss­pferde sogar rich­tig weit lau­fen kön­nen. Horns Pira­ten­ge­schich­ten machen neu­gie­rig auf seine Ver­gan­gen­heit bei Kapi­tän Gur­ken­nase, Nickel behält einen küh­len Kopf und die For­mel der Unsterb­lich­keit als zau­ber­haf­tes Ele­ment der Detek­tiv­ge­schichte regt zum Nach­den­ken an. Möchte ich eigent­lich ewig leben? Machen Geschich­ten ihre Figu­ren unsterblich?

„Nickel und Horn auf Safari“ wird nicht die Geschichte sein, mit der die Detek­tive mit Durch­blick bei mir in unsterb­li­cher Erin­ne­rung blei­ben. Aber wenn sich das Bücher­stadt-Baby im Haus in ein paar Jah­ren in die tie­ri­schen Ermitt­ler ver­liebt, wer­den wir auch die­sen Band gemein­sam lesen – und auch etwas zu lachen haben.

Nickel und Horn auf Safari. Flo­rian Becker­hoff. Illus­tra­tio­nen: Bar­bara Scholz. Thie­ne­mann. 2020.

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