Nurejews Hund – Was Sehnsucht vermag

by Zeichensetzerin Alexa

Elke Hei­den­reich zeigt in ihrer Erzäh­lung „Nure­jews Hund“ die innige Zunei­gung zwi­schen dem berühm­ten, rus­si­schen Tän­zer Rudolf Nure­jew und sei­nem Hund Oblo­mow. Dabei war deren Tref­fen eher zufäl­lig und unge­wollt. Plötz­lich war Oblo­mow nach einer Party des Schrift­stel­lers Tru­man Capote ein­fach da, schein­bar von einem Gast zurück­ge­las­sen. Nure­jew wei­gert sich zunächst, den Hund mit­zu­neh­men, bereut seine Ent­schei­dung, es dann doch gemacht zu haben, jedoch nicht. Seit­dem ist Oblo­mow stets an der Seite sei­nes Herr­chens und erlebt alles mit: die Tanz­stun­den, die Tref­fen mit ande­ren Künst­lern, dar­un­ter Pia­nis­ten und Tänzern.

Oblo­mow geht es gut. Er ist zufrie­den mit sei­nem Leben. Doch bald stirbt Nure­jew und Olga Piro­sh­kowa nimmt den Hund bei sich auf. Die Bal­lett­tän­ze­rin küm­mert sich lie­be­voll um ihn, allein schon aus Liebe zu Nure­jew. Und eines Nachts beob­ach­tet sie den Hund auf dem Bal­kon und es sieht so aus, als würde er Tanz­schritte üben…

„Olga Piro­sh­kowa liebte den Hund, wie sie Nure­jew geliebt hatte. Sie ver­sorgte ihn gut, ließ ihn vor ihrem Bett schla­fen, und wenn sie die wun­der­ba­ren alten Schall­plat­ten mit den Diver­tis­se­ments von Rameau, Gluck oder Gounod auf­legte, zu denen Rudolf Nure­jew so oft getanzt hatte, dann hat­ten sie beide Trä­nen in den Augen.“

„Was Sehn­sucht ver­mag“ ist ein genauso tref­fen­der Titel wie „Nure­jews Hund“, denn Elke Hei­den­reich schafft es mit ihrem Erzähl­stil Wün­sche und Sehn­süchte her­vor­zu­ru­fen. Auch wenn immer wie­der fran­zö­si­sche Begriffe auf­tau­chen, die man nicht unbe­dingt ver­steht, stö­ren sie den Lese­fluss nicht. An eini­gen weni­gen Stel­len tau­chen auch rus­si­sche Sätze auf, aller­dings mit direkt anschlie­ßen­der deut­scher Über­set­zung. Frag­wür­dig ist dabei jedoch die gram­ma­ti­ka­li­sche Rich­tig­keit der rus­si­schen Sprache.
In die­ser Erzäh­lung wer­den Russ­land und Frank­reich ver­bun­den, ver­mischt zu einem ele­gan­ten Bal­lett. Illus­triert ist das Buch von Michael Sowa, des­sen Bil­der stets tref­fend ver­an­schau­li­chen, was bild­lich erzählt wird.

Zei­chen­set­ze­rin Alexa

Nure­jews Hund Oder: Was Sehn­sucht ver­mag. Elke Hei­den­reich. Illus­tra­tor: Michael Sowa. Han­ser Ver­lag. 2013.

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1 comment

Sowas Welt als Gedächtnisspiel – Bücherstadt Kurier 18. Juni 2017 - 16:01

[…] un­ter an­de­rem mit Elke Hei­den­reich und Axel Ha­cke zu­sam­men­ge­ar­bei­tet: „Nu­re­jews Hund – Was Sehn­sucht ver­mag”, „Der klei­ne Kö­nig De­zem­ber” und „Eri­ka oder: Der ver­bor­ge­ne Sinn […]

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