Oh, Kaffee!

by Zeichensetzerin Alexa

Oh, Kaf­fee, du gött­li­ches Getränk! Mit dei­nen Aro­men ver­zau­berst du die ganze Welt. Nur zu ver­ständ­lich. Auch ich gehöre zu den­je­ni­gen, die den Tag nicht ohne eine Tasse Kaf­fee begin­nen wol­len. Kein Wun­der also, dass Diego Gal­di­nos „Der erste Kaf­fee am Mor­gen“ meine Auf­merk­sam­keit weckte. Das Buch, das bereits 2014 im Thiele Ver­lag erschie­nen war, wurde nun in einer Taschen­buch­aus­gabe im Piper Ver­lag ver­öf­fent­licht. – Von Zei­chen­set­ze­rin Alexa

Lang­sam wird man in die Bar ein­ge­führt, wo Mas­simo Tiberi den wohl bes­ten Kaf­fee der Welt macht. Die Atmo­sphäre ist hei­misch, warm, ange­nehm. Ein Barista, der sei­nen Job liebt und lebt. Mit sei­nen Gäs­ten geht er herz­lich um, fast fami­liär. Er kennt seine Stamm­gäste so gut, dass er im Vor­aus weiß, wann sie kom­men und gehen und was sie bestel­len werden.

Diese Warm­her­zig­keit wird durch den Schreib­stil des Autors ver­deut­licht: sehr leb­haft, tem­pe­ra­ment­voll und bild­lich ist die Spra­che. Sobald die Liebe hin­zu­kommt, wird es rosa und blu­mig. Dann wird aus dem erwach­se­nen Mann ein nai­ver, unsi­che­rer Junge, der nicht weiß, wie er sich der jun­gen Frau gegen­über ver­hal­ten soll. Eine Fran­zö­sin, die kaum Ita­lie­nisch ver­steht und noch nie einen Kaf­fee getrun­ken hat – uner­reich­bar erscheint sie ihm. „Und jedes Mal, wenn ihm das klar wurde, befürch­tete er, dass sie auf ein­mal davon­flie­gen könnte wie ein Luft­bal­lon ohne Schnur.“ (S. 150)

Die­ses Buch ist warm. Natür­lich nur im über­tra­ge­nen Sinne. Und es ver­mag auf­grund von kit­schi­gen Ele­men­ten sicher nicht jeder­manns Geschmack zu tref­fen. Doch man hat das Gefühl, vor Ort zu sein, den Kaf­fee zu rie­chen und zu schme­cken. (Ach­tung: Beim Lesen die­ses Buches kann der Kaf­fee­kon­sum stei­gen!) Ab der Mitte des Buches wird es dann noch ein Stück ver­träum­ter und „roman­ti­scher“. Um seine Inspi­ra­tion macht der Autor aller­dings kein Geheim­nis: Immer wie­der fin­den sich inter­tex­tu­elle Bezüge, die in irgend­ei­ner Weise etwas mit Liebe zu tun haben. So wer­den der Roman von Nicho­las Sparks „Weit wie das Meer“ und Filme wie „Tita­nic“, „Vier Hoch­zei­ten und ein Todes­fall“ und „Die Braut, die sich nicht traut“ zum Thema gemacht.

Hinzu kom­men gefühls­be­tonte Gesprä­che u.a. zwi­schen Mas­simo und sei­ner Schwes­ter, die an der Authen­ti­zi­tät der Worte zwei­feln las­sen. Und all die Gedan­ken, die in Mas­si­mos Kopf krei­sen als stünde er unter Dro­gen. „Wenn man einen Tag so rich­tig und in vol­len Zügen genießt, dann rinnt einem die Zeit durch die Fin­ger wie die berühm­ten Sand­kör­ner am Meer, von denen es zwar unend­lich viele gibt, aber dann wohl lei­der doch nicht, sonst wäre nicht irgend­wann Schluss damit…“ (S. 164)

Diego Gal­dino ist übri­gens selbst Barista. Wie der Prot­ago­nist in sei­nem Roman steht auch er um fünf Uhr auf, um sei­ner Arbeit in der Bar nach­zu­ge­hen. Am Ende des Buches kann man wohl des­halb den einen oder ande­ren Tipp lesen, wie man einen rich­tig guten Kaf­fee zube­rei­tet. Da ist die Rede von einem Caffè alla Nutella, Caffè Ris­t­retto, Caffè Shake­rato und mehr. Wer sich lie­ber in Gal­di­nos Bar „Lino“ set­zen will, der folge die­sem Weg­wei­ser: [->]. In die­sem Sinne: erst­mal nen Kaffee!

Der erste Kaf­fee am Mor­gen. Diego Gal­dino. Über­set­zung: Gabriela Schön­ber­ger. Piper. 2015.

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