Otfried Preußler

by Bücherstadt Kurier

Otfried Preuß­ler

Otfried Preuß­ler, gebo­ren 1923 in Libe­rec (Rei­chen­berg) und kürz­lich ver­stor­ben in Prien am Chiem­see, hin­ter­lässt in der Bücher­welt nicht nur Trauer, son­dern auch seine vie­len Mut machen­den Geschich­ten, die er vor allem für Kin­der schrieb.

Preuß­ler, der als Kind mit vie­len Sagen und Geschich­ten aus böh­mi­schen Gebie­ten auf­wuchs, geriet als jun­ger Mann in die Schre­cken des Zwei­ten Welt­krie­ges und über­lebte fünf Jahre lang in sowje­ti­scher Kriegs­ge­fan­gen­schaft, bevor er end­lich in Ober­bay­ern anfan­gen konnte, sich wie­der ein men­schen­wür­di­ges Leben ein­zu­rich­ten. Schon wäh­rend sei­nes Stu­di­ums begann er zu schrei­ben, was er wäh­rend sei­ner Lauf­bahn als Leh­rer und Schul­rek­tor neben­be­ruf­lich bei­be­hielt. Als seine Geschich­ten schon erfolg­reich ver­legt wor­den waren, begann Otfried Preuß­lers Zeit als frei­be­ruf­li­cher Schriftsteller.

Inspi­riert von den Sagen und Bege­ben­heit, die er selbst als Kind gehört und erlebt hat, schrieb er über fan­ta­sie­volle Gestal­ten, die viele von uns im Kin­des­al­ter beglei­te­ten und Spaß brach­ten: die kleine Hexe, der Was­ser­mann, das kleine Gespenst und nicht zu ver­ges­sen der Räu­ber Hot­zen­plotz sind Namen, die kein Kind – und sei es schon erwach­sen – je ver­ges­sen wird. Noch heute beschen­ken Preuß­lers Geschich­ten Kin­der mit wert­vol­len Stun­den vol­ler Fan­ta­sie und inter­es­san­ten, stim­mungs­vol­len Lese- und Hörbuchmomenten.

Wir his­sen in der Bücher­stadt ehr­furchts­voll die weiße Turm­flagge auf Halb­mast und wün­schen den Hin­ter­blie­be­nen alles Gute.

Mit trau­ern­den und lie­ben Grüßen

Eure Redak­tion

Otfried Preuß­lers bekann­teste Werke

Kra­bat

Der wen­di­sche Wai­sen­junge Kra­bat zieht mit zwei Freun­den als ‚Drei Könige‘ ver­klei­det, als Bett­ler, von Haus zu Haus. Nachts, wenn sie zit­ternd bei­sam­men lie­gen, hat er immer wie­der den­sel­ben Traum. Elf Raben sit­zen auf einer Strange, ein Platz ist leer. Eine Stimme sagt zu ihm: „Kra­bat, komm nach Schwarz­kollm in die Mühle, es wird nicht zu dei­nem Scha­den sein.“

Heim­lich ver­lässt Kra­bat seine bei­den Freunde und geht zu der Mühle am Kosel­bruch. Dort nimmt der Meis­ter ihn als sei­nen Mül­ler­bur­schen auf. Der Junge fühlt sich wohl auf der Mühle, doch selt­same Dinge gehen vor sich. Der Meis­ter scheint mit dem Jah­res­ende zu altern und je näher das neue Jahr rückt, desto ver­schwie­ge­ner wer­den die ande­ren Burschen…

„Kra­bat“ ist von Anfang bis zum Ende ein span­nen­des Buch. Eine düs­tere Atmo­sphäre legt sich über die gedruck­ten Worte und man fühlt sich dem Meis­ter und dem Zau­ber der Mühle ebenso aus­ge­lie­fert, wie Kra­bat und die ande­ren Jun­gen. Dabei sind die Cha­rak­tere lie­be­voll gestal­tet und zie­hen sofort die Sym­pa­thie des Lesers auf sich. Außer­dem hält manch Cha­rak­ter noch Über­ra­schun­gen bereit und der Leser lernt zusam­men mit Kra­bat, dass ein wah­rer Freund hin­ter jeder Fas­sade ste­cken kann. Auch ist es schön zu lesen, wie am Ende die Liebe über das Böse siegt und die Sorge um einen Men­schen, einen aus jeder noch so düs­te­ren Situa­tion befreien kann. (Ramona Helm­rich)

Der Räu­ber Hotzenplotz

Jeder fürch­tet sich vor dem Räu­ber Hot­zen­plotz. Sogar die Poli­zei! Eines Tages sitzt die Groß­mutter vor ihrer Tür und mahlt mit ihrer neuen Kaf­fee­mühle Boh­nen, als der Räu­ber sie über­fällt. Augen­blick­lich sind Kas­perl und Sep­pel zur Stelle. Sie beschlie­ßen den Räu­ber mit einem Trick zu fan­gen. Schnell bauen sie sich eine Kiste mit der Auf­schrift ‚Vor­sicht Gold‘, in wel­cher aber nur Sand ist. Wenn der Räu­ber die Kiste in seine Höhle schleppt, so wür­den sie der Sand­spur fol­gen kön­nen. Augen­schein­lich läuft auch alles nach Plan, doch dann ent­deckt der Räu­ber die Spur und dreht den Spieß um…

„Der Räu­ber Hot­zen­plotz“ zählt zu den meist­ge­le­sen Wer­ken Preuß­lers. Obschon der Räu­ber für einen Erwach­se­nen eher glimpf­lich rüber­kommt, erin­nert sich der Leser gerne noch an die Span­nung, wel­che die Geschichte ihm als Kind bescherte. Man jagte zusam­men mit Kas­perl und Sep­pel den Räu­ber, wurde von ihm und von einem Zau­be­rer ver­schleppt und musste zu allem Übel auch noch Kar­tof­feln schä­len. Es freut den Leser, dass es gleich drei Teile vom Räu­ber Hot­zen­plotz gibt. (Ramona Helm­rich)

Die Aben­teuer des star­ken Wanja

Zum Leid­we­sen sei­ner bei­den flei­ßi­gen Brü­der ist Wanja ein gebo­re­ner Faul­pelz. Er liegt den gan­zen Tag lang in der Sonne und krümmt auf den Fel­dern kei­nen Finger.

Eines Tages begeg­net ihm im Wald ein blin­der Mann, wel­cher dem jun­gen Mann vor­aus­sagt, dass die­ser bald Zar wer­den wird, sofern Wanja die nächs­ten sie­ben Jahre auf dem Back­ofen ver­bringt und aus­schließ­lich Son­nen­blu­men­kerne isst. Wanja gefällt die Idee, sich Kraft ‚anzu­fau­len­zen‘ und so begibt er sich für sie­ben Jahre auf den Back­ofen in der gro­ßen Stube. Trotz dem Mur­ren sei­ner Fami­lie hält Wanja durch und bricht nach den sie­ben Jah­ren in Rich­tung der wei­ßen Berge auf, gestärkt und kühn. Doch der Weg ist hart und über­all lau­ern Gefahren.

„Die Aben­teuer des star­ken Wanja“ sind für den Leser immer wie­der ein Genuss, weil es so schön skur­ril ist, wie er auf dem Ofen liegt und alle ver­su­chen ihn dort her­un­ter­zu­ho­len. Dass er es wirk­lich schafft, durch Fau­len­zen stark zu wer­den, ist umso beein­dru­cken­der, zumal er ein sehr lie­bes­wür­di­ger Held ist und man ihn ein­fach nur lieb­ha­ben muss. Das Happy End gönnt ihm am Ende wohl jeder. (Ramona Helm­rich)

Die kleine Hexe

Nichts wünscht sich die kleine Hexe sehn­lichs­ter als zu den gro­ßen Hexen zu gehö­ren, auf dem Blocks­berg her­um­zu­flie­gen und an der Wal­pur­gis­nacht dabei zu sein. Als sie ver­sucht, unbe­merkt an die­ser ereig­nis­vol­len, für die Hexen wich­ti­gen Nacht, teil­zu­neh­men, wird sie ent­deckt und muss dafür als Strafe ihren Hexen­be­sen hergeben.

Doch die kleine Hexe bekommt eine Chance: wenn sie bis zur nächs­ten Wal­pur­gis­nacht zu einer guten Hexe wird, darf sie teil­neh­men. Ein Jahr lang hat sie Zeit, gute Taten zu voll­brin­gen, Men­schen und Tie­ren zu hel­fen und Böse­wichte zu bestra­fen. Auf die­sem Weg beglei­tet sie ihr Freund Abra­xas, ein Rabe, der ihr mit Rat und Tat zur Seite steht. Aller­dings stellt sich spä­ter her­aus, dass der Hexen­rat mit „gut“ „böse“ meinte. Gut ist eine Hexe nur dann, wenn sie Böses ver­brei­tet. Da die kleine Hexe aber genau das Gegen­teil gemacht hat, muss sie als Strafe das Holz für den Schei­ter­hau­fen der Wal­pur­gis­nacht zusam­men­tra­gen. Doch dann rächt sie sich, indem sie den Hexen die Fähig­keit zu hexen „weg­hext“ und deren Zau­ber­bü­cher und Besen auf dem Schei­ter­hau­fen, den sie für ihre eigene Wal­pur­gis­nacht macht, verbrennt.

„Die kleine Hexe“ ist ein Buch vol­ler Magie. Es ent­führt kleine und große Leser in eine andere Welt und spricht Wün­sche und Sehn­süchte an. Wer hat sich nicht schon mal gewünscht, zau­bern zu kön­nen? Ob als Buch oder Hör­buch – die Geschichte lädt immer wie­der auf eine Reise ein, die der Leser gerne auf sich nimmt. Die kleine Hexe gibt dem Leser Mut, nicht auf­zu­ge­ben, wenn mal etwas nicht klappt. Und auch wenn sie am Anfang unbe­dingt dazu­ge­hö­ren will, so bleibt sie doch bis zum Ende sie selbst und geht ihren Weg, ohne sich von ande­ren beein­flus­sen zu las­sen. (Alexa)

Illus­tra­tion: Aaron

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