Pathologen-Krimi aus Irland

by Zeilenschwimmerin Ronja

Auch auf der grü­nen Insel kann der Som­mer uner­bitt­lich heiß sein. Aber die Gemü­ter eini­ger Men­schen kochen nicht nur des­halb über. War es Selbst­mord oder Mord? Zei­len­schwim­me­rin Ronja wollte es her­aus­fin­den und hat „Tod im Som­mer“ gelesen.

Im Irland der 50er Jahre ermit­teln der Patho­loge Quirke und sein Freund, Kom­mis­sar Hackett, im Fall Jewell. Richard Jewell, erfolg­rei­cher Geschäfts­mann, beging schein­bar in sei­nem Büro Selbst­mord. Doch einige Unge­reimt­hei­ten deu­ten auf Mord. Genug Feinde hatte Jewell dafür auf jeden Fall. Wäh­rend Hackett auf offi­zi­el­lem Weg ermit­telt, geht Quirke andere Wege und trifft dabei auf eine Geheim­ge­sell­schaft, mit der er schon ein­mal unan­ge­nehme Erfah­run­gen gemacht hat.

„Tod im Som­mer“ bie­tet einen span­nen­den Fall, der grund­sätz­lich gut auf­ge­baut ist und keine logi­schen Feh­ler ent­hält. Die Auf­lö­sung ist anhand eini­ger Hin­weise für erfah­re­nere Kri­mi­le­ser viel­leicht vor­her­seh­bar, es gibt jedoch genug Ver­stri­ckun­gen, um dies eine Zeit lang zu überdecken.

Obwohl das Pri­vat­le­ben von Dok­tor Quirke in den Fall hin­ein­ge­zo­gen wird, bleibt der Fall an sich das wich­tigste Ele­ment des Kri­mis. Ein gro­ßes Plus. Die Tat­sa­che, dass er in den 50er Jah­ren spielt geht jedoch fast unter. Die Figu­ren dage­gen sind erfreu­lich unter­schied­lich, wenn auch in der Tiefe meist nicht son­der­lich ausgefeilt.

Im Roman wird ein (sar­kas­ti­scher) Ver­gleich des Ermitt­ler­duos zu Sher­lock Hol­mes und Dr. Wat­son her­ge­stellt, tat­säch­lich neh­men Hackett und Quirke aber andere Rol­len ein. Sie sind sich an Intel­li­genz eben­bür­tig und ermit­teln meis­tens getrennt.

Ein­zu­ord­nen ist „Tod im Som­mer“ wohl als gemä­ßigte Hard-Boi­led-Novel. Gemä­ßigt, da zwar Ver­let­zun­gen und kör­per­li­che Gewalt beschrie­ben wer­den, dies jedoch eher ver­ein­zelt und ansons­ten auch keine Ver­fol­gungs­jag­den oder Ähn­li­ches gebo­ten wird. Hinzu kommt eine eher gemäch­li­che Spra­che, etwas alt­mo­disch und manch­mal ein wenig gestelzt, die das Erzähl­tempo drosselt.

„Tod im Som­mer“ ist ein soli­der Krimi mit einem durch­aus span­nen­den Kri­mi­nal­fall, der jedoch durch die Spra­che an Fahrt ver­liert. Am bes­ten geeig­net für Lese­rIn­nen, die etwas mehr Action lesen möch­ten, als Aga­tha-Chris­tie-Romane bie­ten, aber gleich­zei­tig ungern allzu blu­tige Bil­der in ihrem Kopf­kino sehen wollen.

Tod im Som­mer. Ben­ja­min Black. Andrea O’Brian (Über­set­zung). Kie­pen­heuer & Witsch. 2016.

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