Philosophie als Selbststudium (Teil I)

by Geschichtenzeichnerin Celina

Die Geschichte der abend­län­di­schen Phi­lo­so­phie reicht Jahr­hun­derte zurück. Richard David Precht ist Phi­lo­soph, Best­sel­ler­au­tor, ein Intel­lek­tu­el­ler und ein Zukunfts­vi­sio­när. In sei­nem Buch „Erkenne die Welt“ taucht Precht in die Welt der Phi­lo­so­phie­ge­schichte der Antike und des Mit­tel­al­ters ein. Geschich­ten­zeich­ne­rin Celina hat sich mit Prechts Werk als Hör­buch und als Buch auseinandergesetzt.

Eine län­gere Einleitung

Zu Beginn kom­men­tiert Precht sein Buch, indem er zum Bei­spiel dar­auf ein­geht, was es ist und warum er es so geschrie­ben hat. Also ein län­ge­res Vor­wort, wenn man so will. Er erzählt, dass „Erkenne die Welt“ der erste Teil einer Tri­lo­gie ist, in wel­chem die abend­län­di­sche Phi­lo­so­phie­ge­schichte der Antike und des Mit­tel­al­ters fokus­siert wird.

Im Buch wer­den viele phi­lo­so­phi­sche Fra­gen – die offene Fra­gen sind, die wie­derum andere oder neue Fra­gen auf­wer­fen – in den Raum gestellt. Diese wer­den aber nicht direkt beant­wor­tet, son­dern Precht nähert sich den Ant­wor­ten an, indem Sicht­wei­sen ver­gan­ge­ner Phi­lo­so­phen auf­ge­grif­fen wer­den. Es sind Fra­gen, die viel­fach bis heute aktu­ell geblie­ben sind, wie etwa „Was ist Phi­lo­so­phie eigent­lich?“, „Was ist ein gutes Leben“ oder „Was ist wich­tig und was nicht?“, um nur einige zu nennen.

Die­ses Buch ist aller­dings kein Lexi­kon und keine Enzy­klo­pä­die. Es ist eher eine sub­jek­tiv phi­lo­so­phi­sche Erzäh­lung der Phi­lo­so­phie­ge­schichte von Precht. Dabei geht er zeit­ge­schicht­lich vor, zeich­net die zeit­spe­zi­fi­schen Land­schaf­ten nach, gibt Anek­do­ten wie­der und bringt aller­hand Bei­spiele ein. Einige Bei­spiele ste­hen im Kon­text der Gegen­wart, indem etwa moderne Medien wie Filme mit­ein­be­zo­gen wer­den. Prechts Buch besticht durch ein Wech­sel­spiel zwi­schen Wis­sens­ver­mitt­lung sowie dem Anre­gen zum Nach­den­ken und kri­ti­schem Denken.

Hör­buch vs. Buch

In der Hör­buch-Fas­sung spricht Richard David Precht selbst die Ein­lei­tung. An der Stelle kann man den­ken, dass es schön gewe­sen wäre, wenn er sein gan­zes Buch ein­ge­spro­chen hätte. Der Spre­cher Chris­tian Bau­mann, wel­cher alles Wei­tere liest, macht seine Sache pro­fes­sio­nell, sodass er deut­lich und mit ange­neh­mer Stimme den Inhalt wie­der­gibt. Den­noch wäre es etwas ande­res, wenn Precht sein Buch selbst lesen würde, da er andere Beto­nun­gen setzt, es per­sön­li­cher wäre und auch die Begeis­te­rung, die Precht für die Phi­lo­so­phie auf­bringt, somit mehr zum Aus­druck käme.

In der Buch­fas­sung las­sen sich die Stel­len, in denen meh­rere Zah­len und Namen fal­len, bes­ser erfas­sen, als diese nur audi­tiv wahr­zu­neh­men. Hinzu kommt, dass in der Buch­fas­sung bei­spiels­weise Land­kar­ten und Zeit­leis­ten abge­bil­det sind, wel­che einen bes­se­ren Über­blick über die Phi­lo­so­phen der Antike und des Mit­tel­al­ters geben. An sich sind sowohl Buch als auch Hör­buch anspre­chend gestaltet.

Für Neu­ein­stei­ger?

Aus der Per­spek­tive einer Neu­ein­stei­ge­rin in die Phi­lo­so­phie ist zu bemer­ken, dass zeit­weise – beson­de­res anfäng­lich – sehr viele Fak­ten, wie Geschichts­da­ten und Namen, genannt wer­den, wobei man sich mehr kon­zen­trie­ren muss. Ange­neh­mer und mit mehr Leich­tig­keit erschei­nen die etwas län­ge­ren Teile, wie die Erzäh­lun­gen rund um Pla­ton oder Aris­to­te­les. Aller­dings ist auch klar, dass nicht alles in die­ser Art geschrie­ben sein kann. Es gibt Fokus­punkte. Wei­ter­hin ent­steht durch die Ver­knüp­fung von geschicht­li­chen, reli­giö­sen und sozio­lo­gi­schen Aspek­ten ein umfang­rei­ches Bild der Phi­lo­so­phie­ge­schichte, da diese Aspekte fun­da­men­tal auf die Phi­lo­so­phie ein­ge­wirkt haben.

Eben­falls fällt posi­tiv auf, dass Precht gerne an bestimm­ten Punk­ten noch ein­mal zusam­men­fasst, wenn sich etwa meh­rere Aspekte bezie­hungs­weise The­sen ange­sam­melt haben. Die­sen Gesichts­punkt kann man ebenso bei Gesprä­chen in sei­ner eige­nen Sen­dung „Precht“, die im ZDF seit 2012 aus­ge­strahlt wird, beob­ach­ten. Durch das Zusam­men­fas­sen fällt es einem leich­ter, den roten Faden nicht zu ver­lie­ren. Zum Nicht-Faden­ver­lust tra­gen zudem seine Rück­be­züge bei, in denen er noch­mal auf vor­he­rige Kapi­tel und/oder Fest­stel­lun­gen ver­weist. Dies bie­tet sich beson­ders an, wenn sich, im Ver­lauf der Geschichte, Phi­lo­so­phen auf ihre Vor­gän­ger bezo­gen haben.

Man kann sagen, für Leser, die sich über­haupt nicht mit Phi­lo­so­phie aus­ken­nen oder beschäf­tigt haben, ist die­ses Buch zwar eine Her­aus­for­de­rung, aber den­noch kann man es unbe­schwert lesen und/oder hören. Es ver­schafft einen all­ge­mein­ver­ständ­li­chen und nach­voll­zieh­ba­ren Über­blick über die Geschichte der Phi­lo­so­phie und eröff­net einen – trotz der schwe­ren Kost – leich­ten Zugang zu der Thematik.

Ein Semi­nar in Buchform

Vom Stil her kann man sagen, dass das Buch immer mal wie­der an Uni-Semi­nare erin­nert. Beson­ders dann, wenn Prechts eigene Aus­drucks­weise zum Vor­schein kommt. So etwa die Momente, in den man sich denkt: Ja, so hätte er das jetzt auch vor der Kamera erzählt. Er hat eine sehr ange­nehme Art, die Dinge zu erzäh­len, was eben in ein sehr gutes Semi­nar pas­sen würde. Dar­über hin­aus beweist Precht rhe­to­ri­sches Geschick und schafft es, mit Bei­spie­len ver­se­hen, die Phi­lo­so­phie­ge­schichte in Worte zu fassen.

Das Buch „Erkenne die Welt“ ist all jenen Lesern zu emp­feh­len, wel­che sich genauer und somit etwas zeit­in­ten­si­ver mit Phi­lo­so­phie beschäf­ti­gen möch­ten. Jetzt wäre es inter­es­sant, wie eine Per­son das Buch wahr­nimmt, die sich bereits viel mit Phi­lo­so­phie aus­ein­an­der­ge­setzt hat. In jedem Fall bie­tet es eine Menge phi­lo­so­phi­schen Input und berei­tet Spaß beim Hören und Lesen.

Erkenne die Welt – Geschichte der Phi­lo­so­phie 1. Richard David Precht. Gold­mann. 2015. / Hör­buch: Erkenne die Welt – Geschichte der Phi­lo­so­phie 1. Autor und Spre­cher: Richard David Precht. Spre­cher: Chris­tian Bau­mann. Der Hör­ver­lag. 2015.

Ein Bei­trag zum Spe­cial #phi­lo­so­phie­stadt. Hier fin­det ihr alle Beiträge.
Illus­tra­tion: Geschich­ten­zeich­ne­rin Celina

Weiterlesen

Leave a Comment

Diese Seite verwendet Cookies. Mit der Nutzung unserer Website erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. OK Erfahre mehr