Philosophieren: 3, 2, 1 … Film ab!

by Wortklauberin Erika

Einen Film zu sehen ist nicht das­selbe wie ein Buch zu lesen. Auch wenn im anbre­chen­den 21. Jahr­hun­dert mobile Geräte den Zugang zu Fil­men über­all und jeder­zeit ver­ein­fa­chen, bleibt das Erleb­nis ein ande­res. Wort­klau­be­rin Erika denkt dar­über nach, wie man sich Fil­men und TV-Serien ana­ly­tisch-phi­lo­so­phisch annä­hern kann.

Wäh­rend das hap­ti­sche Erleb­nis eines Buchs von vie­len als wich­tig emp­fun­den wird – „ein rich­ti­ges Buch in den Hän­den zu hal­ten ist halt doch etwas ande­res“, befin­den viele in der Dis­kus­sion eRea­der vs. ana­loge Form – wird die­ses in Ana­ly­sen und Dis­kus­sio­nen nur sel­ten beach­tet. Anders ist dies im Fall von Fil­men. Das visu­elle Erleb­nis, das mit Film­vor­füh­run­gen von All­tags­sze­nen und Tie­ren durch Ead­weard Muy­bridge oder die Gebrü­der Lumière begann, hat sei­nen Anreiz bis heute nicht ver­lo­ren. So wird das Kino im Beson­de­ren, inzwi­schen aller­dings auch das Heim­kino, zu einem Hort der Schau­lust, in dem die Zuschauer in andere Wel­ten ein­tau­chen können.

Es ist ähn­lich wie mit dem Thea­ter: Der bedeu­tendste Unter­schied zu Film und Serie ist hier­bei der „sil­ver screen“, der Bild­schirm, der einer­seits eine Bar­riere zwi­schen Zuschau­ern und der Welt des Films, ande­rer­seits einen Raum zur (Selbst-)Projektion dar­stel­len kann. Es ste­cken viele ver­schie­dene Ansätze im theo­re­ti­schen Nach­den­ken über das Filme- und Seri­en­schauen. Es müs­sen zum Bei­spiel auch immer die Insze­nie­rung mit­ge­dacht wer­den und der Raum, in dem der Film spielt. Dies wird beson­ders durch die Kame­ra­füh­rung ver­deut­licht. Die beklem­mende Atmo­sphäre von Hor­ror­fil­men ent­steht etwa häu­fig durch die Kamera, die den Bewe­gun­gen der Prot­ago­nis­ten folgt.

Auch die Musik kann eine bedeu­tende Rolle spie­len. Die wohl berühm­teste Szene aus Hitch­cocks „Psy­cho“, der Tod der Prot­ago­nis­tin, wird gerade durch die abge­hackte Musik im Hin­ter­grund ver­deut­licht. Dane­ben kann man auch dar­auf ach­ten, ob ein Film eine Vor­lage in irgend­ei­ner Form hat und danach fra­gen, wie diese denn umge­setzt wird. Im Falle von Mar­ga­ret Atwoods „The Handmaid’s Tale“ wird die seri­elle Adap­tion etwa sehr gelobt, weil sie, ange­lehnt an die Vor­lage, ihr visu­el­les Poten­tial stark aus­schöpft. Kommt eine domi­nante Erzäh­ler­fi­gur vor wie in „Pushing Dai­sies“ oder „Alias Grace“, muss man sich, ähn­lich wie in der Lite­ra­tur, danach fra­gen, wer denn erzählt und wie glaub­haft diese Erzäh­lung sein könnte.

Die Ansätze, um über Filme zu phi­lo­so­phie­ren, sind viel­sei­tig und sehr dif­fe­ren­ziert. Dabei sollte man aber, über all dem Nach­den­ken, nicht ver­ges­sen, auf die Details des Films zu ach­ten und Spaß am Schauen zu haben: Schluss­end­lich ent­steht aus dem Gefühl des „Hey, da war doch was“ zumeist ein sehr frucht­ba­rer Ansatz zum Nachdenken.

Ein Bei­trag zum Spe­cial #phi­lo­so­phie­stadt. Hier fin­det ihr alle Beiträge.

Bild: pexels​.com

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