Poesie der Krankheiten

by Bücherstadt Kurier

„Ich bin der Virus, der wie alle Viren euch erzieht.“ Nora Gom­rin­gers „Mor­bus“ behan­delt Krank­hei­ten auf eine poe­ti­sche Weise, meint Fuß­no­ta­rin Nata­lie.

In ins­ge­samt 25 Gedich­ten schil­dert die Dich­te­rin unver­blümt die Sym­ptome, Aus­brü­che und Aus­wir­kun­gen diver­ser Erkran­kun­gen. Dabei lässt sie nichts aus. Von Karies bis zu AIDS wer­den scho­nungs­los die Lei­den bespro­chen. Neben den Gedich­ten fin­den sich Illus­tra­tio­nen von Rei­mar Lim­mer, die die Krank­hei­ten auf sub­tile Art ver­deut­li­chen. Sie sind in einem Stil gehal­ten, der an die 1950er und 60er Jahre erinnert.

Die Gedichte sind teil­weise maka­ber und gleich­zei­tig sehr berüh­rend. Sie ver­deut­li­chen gna­den­los die Inten­si­tät des Lei­dens des Erkrank­ten und der Betrof­fe­nen. Zudem wei­sen sie auf, wie erbar­mungs­los diese Krank­hei­ten in Ihrer Aus­wir­kung doch sind und enden kön­nen. Die Illus­tra­tio­nen unter­stüt­zen das: Sie sind zer­schnit­ten, kon­fus zusam­men­ge­setzt und in dunk­len oder grel­len Far­ben gehal­ten. Anbei fin­det sich eine Audio-CD, die beim Anhö­ren der Gedichte zusätz­lich eine bedrückte Atmo­sphäre her­vor­bringt. Die Poe­tik von Gom­rin­ger bewegt dazu, sich inten­si­ver mit Krank­hei­ten aus­ein­an­der­zu­set­zen und sorgt für eine bewuss­tere Denk­weise. Die­ses Buch ist defi­ni­tiv nichts für leichte Gemü­ter, son­dern etwas für jene Lese­rIn­nen, die auch schwere Kost vertragen.

Mor­bus. Nora Gom­rin­ger. Illus­tra­tion: Rei­mar Lim­mer. Voland & Quist. 2015.

Weiterlesen

Leave a Comment

Diese Seite verwendet Cookies. Mit der Nutzung unserer Website erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. OK Erfahre mehr