Poesie in der Natur

by Bücherstadt Kurier

Der Roman „Das Lied der Stare nach dem Frost“ erschien erst­mals 2013 im Pendo-Ver­lag. Die­ses Jahr ver­öf­fent­lichte der Piper-Ver­lag die Taschen­buch­aus­gabe. Ein Buch vol­ler Poe­sie und Span­nung, meint Bücher­städ­te­rin Janna.

„Wir fas­sen uns an den Hän­den und lau­fen ins Was­ser. Wir sin­ken hinab. Drei kind­li­che Lei­ber, die ein­an­der in einem stum­men Rei­gen umkrei­sen. Ich weiß nicht warum, aber das ist für mich die Essenz unse­rer Kind­heit, mein Bild vom Glück: Wir tau­chen mit offe­nen Augen. Wir hal­ten uns fest. Wir wis­sen noch nicht, dass das auf­hö­ren wird.“

Seit dem Tod ihres Bru­ders ist Rixa, deren vol­ler Name Ricarda lau­tet, vol­ler Trauer und flüch­tet aus der Rea­li­tät, um den Ver­lust sowie ihre ver­patzte Solo­kar­riere und das schwie­rige Ver­hält­nis zu ihrer Mut­ter zu ver­ges­sen. So reist sie als Bar­pia­nis­tin auf Kreuz­fahrt­schif­fen um die Welt, wo sie nir­gendwo gebun­den ist. Auf den Male­di­ven erhält sie schließ­lich die Nach­richt, dass ihre Mut­ter töd­lich ver­un­glückt ist, und zwar an fast genau der­sel­ben Stelle wie Rixas Bru­der damals. Sie reist zurück nach Ber­lin, um sich dort um alles küm­mern zu kön­nen und fin­det Doku­mente, die ihr Ein­blick in die Ver­gan­gen­heit ihrer Fami­lie gewähren…

In die­sem Roman wer­den viele The­men­be­rei­che auf­ge­grif­fen: Die Zeit des Natio­nal­so­zia­lis­mus, in der Rixas Groß­el­tern leb­ten, der Ein­marsch der Rus­sen, geteilte Fami­lien in der BRD und DDR, die Belas­tung der Enkel­ge­nera­tion durch den Krieg. Geschil­dert wird die Geschichte aus der Sicht Rixas, abwech­selnd in der Ver­gan­gen­heit und der Gegen­wart. Durch diese Erzähl­weise kann man sich gut in die ver­schie­de­nen Zeit­epo­chen hin­ein­ver­set­zen. Zudem ist der Roman span­nend gehal­ten, denn immer wie­der taucht die Frage nach dem Fami­li­en­ge­heim­nis auf. Wun­der­schön sind auch die detail­lier­ten Natur­be­schrei­bun­gen und die Erzähl­weise, wenn Rixa in die Ver­gan­gen­heit abschweift und dem Fami­li­en­ge­heim­nis immer näher kommt. Poe­ti­sche Text­stel­len ver­lei­hen dem Roman an lite­ra­ri­scher Schönheit.

„Die Nacht ist sehr klar und birgt eine erste Ahnung von Frost, eine hauch­dünne Mond­si­chel steht über dem See wie gemalt und doch uner­reich­bar. Okto­ber. Tags­über hat die Sonne noch Kraft und die Luft flirrt und stirrt von den Schreien der Wild­gänse. Aber jetzt ist es still und der See schwar­zes Glas. Sterne spie­geln sich darin und zer­split­tern im Schlag sei­ner Ruder.“

„Das Lied der Stare nach dem Frost“ ist ein wun­der­schön geschrie­be­ner Roman mit einer sym­pa­thi­schen Prot­ago­nis­tin, deren Gefühle nach­voll­zieh­bar sind. Auf­grund vie­ler inter­es­san­ter The­men bie­tet der Roman viel Abwechs­lung und spricht somit unter­schied­li­che Alters­grup­pen an.

Das Lied der Stare nach dem Frost. Gisa Klönne. Pendo. 2013.

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