Prison Break für Fantasy-Fans

by Buchstaplerin Maike

Buch­stap­le­rin Maike hat sich den ers­ten Teil einer neuen Fan­tasy-Reihe von Leigh Bar­d­ugo vor­ge­nom­men. „Das Lied der Krä­hen“ fes­selt durch viel­schich­tige Cha­rak­tere, ein ori­gi­nel­les Set­ting und gleich­zei­tig düs­tere und amü­sante Action.

Dunkle, neb­lige Gas­sen, gefähr­li­che Schat­ten in den Häfen, hoch­herr­schaft­li­che Kauf­manns­häu­ser: Das ist Ket­ter­dam. Eine neue Droge auf dem Markt bringt das poli­ti­sche Gefüge aus dem Gleich­ge­wicht. Denn mit der neu­ar­ti­gen Sub­stanz ver­viel­fa­chen sich die Kräfte der magie­be­gab­ten „Gri­scha“ und die Mäch­ti­gen wol­len das aus­nut­zen. Kaz Brek­ker, der cha­ris­ma­ti­sche Chef einer Ver­bre­cher­bande, wird ange­heu­ert, um den Erfin­der der Droge zu befreien. Der Haken: Die­ser sitzt im sichers­ten Gefäng­nis, das es gibt. Aber für Kaz gibt es keine unmög­li­chen Situa­tio­nen. Mit toll­küh­nen Plä­nen und fünf Außenseiter_innen begibt er sich auf die gefähr­li­che Reise.

„Sechs Men­schen, aber ein­tau­send Mög­lich­kei­ten, wie die­ser wahn­wit­zige Plan schief­ge­hen konnte.“

Nach einer kur­zen Ein­ge­wöh­nungs­phase zieht „Das Lied der Krä­hen“ seine Leser_innen in die Geschichte. Gerade die Aus­ge­stal­tung der jugend­li­chen Haupt­fi­gu­ren trägt zu der Sog­wir­kung bei. Abwech­selnd aus der Sicht von fünf Figu­ren erzählt, ergibt sich nach und nach ein Gesamt­bild über Hin­ter­grund­ge­schich­ten, Geheim­nisse und Moti­va­tio­nen. Die Diver­si­tät der Figu­ren tut ihr Übri­ges: Neben Kaz gesel­len sich die Spio­nin Inej, der spiel­süch­tige Scharf­schütze Jesper, die Gri­scha Nina, der Gri­scha-Jäger Mat­thias und der Kauf­manns­sohn und Bom­ben­le­ger Wylan zum zwie­lich­ti­gen Befrei­ungs­trupp. Posi­tiv anzu­mer­ken ist auch, dass die Figu­ren mit unter­schied­li­chen Haut­far­ben und Sexua­li­tä­ten aus­ge­stat­tet sind. Mit Inej und Nina wer­den zudem zwei starke Frau­en­fi­gu­ren ein­ge­führt, die sich gegen Kli­schees sperren.

Auch Bar­d­u­gos World­buil­ding fes­selt: Mit Schau­plät­zen, die an Ams­ter­dam und an Russ­land zu Beginn des 20. Jahr­hun­derts erin­nern, ver­lässt sie die schein­bar immer glei­chen Fan­tasy-Set­tings. Die zum Ver­ständ­nis der Welt not­wen­di­gen Infor­ma­tio­nen sind sel­ten lang­at­mig, im Gegen­teil: Meist hel­fen sie, die Haupt­fi­gu­ren bes­ser zu ver­ste­hen und ihre Hand­lun­gen einzuordnen.

Der Roman lebt von sei­ner straf­fen Zeit­or­ga­ni­sa­tion: Das Ein­bruchs­sze­na­rio spitzt sich immer rasan­ter zu und war­tet mit plötz­li­chen Wen­dun­gen und Twists auf. Um nicht zu viel vor­weg zu neh­men: Der Cliff­han­ger am Ende des Buches macht sofort Lust auf die Fort­set­zung. Inso­fern spie­gelt sich hier Kaz‘ Métier: Die Leser_innen füh­len sich mit­un­ter von dem Buch getäuscht, betro­gen – aber eben auch sehr gut unter­hal­ten. Schnell, span­nend, schlau: „Das Lied der Krä­hen“ ist mein Tipp für den Winter.

Das Lied der Krä­hen. Leigh Bar­d­ugo. Über­set­zung: Michelle Gyo. Knaur. 2017.

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1 comment

Rache ist süß – Bücherstadt Kurier 28. April 2019 - 21:19

[…] wird das Gesche­hen, wie auch schon in „Das Lied der Krä­hen“, abwech­selnd aus der Sicht von Kaz, Inej, Jas­per, Nina, Mat­thias und Wylan. Die Autorin […]

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