Recyceln für Anfänger #BKUmwelt

by Bücherstadt Kurier

Wie viele andere auch ist Stadt­be­su­che­rin Anne Zandt seit März im Home Office, was für sie bedeu­tet, dass sie mehr Zeit zu Hause ver­bringt, als sie es sonst tut. Oder eher gesagt: mehr Zeit in ihrer Abstell­kam­mer als nur zum Schla­fen. Dau­ert etwas im Brot­job mal län­ger oder blickt sie sich beim Nach­den­ken im Raum um, fal­len ihr dabei all die Sachen auf, die sie schon seit Jah­ren mal aus­sor­tie­ren oder ent­sor­gen wollte.

Doch womit anfangen?

Wir sind eine Weg­werf­ge­sell­schaft, das ist Fakt. In vie­len Berei­chen gibt es dafür bereits Lösun­gen, in ande­ren ist es schwie­ri­ger. Der gelbe Sack, die Alt­glas­con­tai­ner, Alt­pa­pier­tonne und die Bat­te­rie­sam­mel­stel­len soll­ten allen bekannt sein und sind wich­tige Maß­nah­men, um unsere Umwelt nicht noch wei­ter zu belas­ten, als wir es eh schon tun.

Je mehr ich mich mit der oben genann­ten Frage beschäf­tige, desto ver­wirr­ter und unsi­che­rer bin ich. Denke ich, einen Ansatz gefun­den zu haben, kommt schon das nächste Hin­der­nis um die Ecke. Im Rah­men der Umwelt­ak­tion möchte ich meine Gedan­ken mit euch tei­len. Es gibt einige Mög­lich­kei­ten, gebrauchte oder nicht mehr brauch­bare Sachen in gute Hände abzu­ge­ben oder sinn­voll zu ent­sor­gen. Vie­les davon kenne ich aller­dings selbst noch nicht, da bin ich gespannt, um wel­che Vor­schläge ihr meine Erfah­run­gen noch ergän­zen könnt.

Klei­dung

Der ein­fachste Ein­stieg ist ver­mut­lich, den Klei­der­schrank zu lee­ren. Letz­tes Jahr war Marie Kondo zu die­sem Thema in aller Munde. Die Japa­ne­rin machte auf Net­flix, aber auch mit ihren Büchern, das Ent­rüm­peln zu einer Kunst­form. Mit dem Erfolg ihrer Tech­nik kam aber auch ein Pro­blem: Klei­der­kam­mern (Ein­rich­tun­gen der Cari­tas und ähn­li­ches, die im Gegen­satz zum Alt­klei­der-Con­tai­ner Klei­dung direkt anneh­men und gege­be­nen­falls in Second-Hand-Läden ver­kau­fen) nah­men keine Klei­dungs­stü­cke mehr an, weil zu viele Leute ihr Aus­sor­tier­tes plötz­lich ablie­fer­ten und sie es nicht mehr lagern konn­ten. Abge­se­hen davon, dass nur ein Teil der abge­ge­be­nen Sachen über­haupt wei­ter getra­gen wer­den kann und der Rest ent­sorgt wer­den muss.

Etwas, was ihr beim Abge­ben von Klei­dung in eurer Nähe beach­tet soll­tet: Sie könnte euch wie­der über den Weg lau­fen. Dies ist etwas, das wir vor allem bei den alten Jacken mei­ner Mut­ter ver­mei­den woll­ten, des­we­gen hän­gen die auch immer noch im Kleiderschrank …

Wuss­tet ihr eigent­lich, dass einige Opti­ker (z.B. Apollo) alte Bril­len anneh­men, um sie ent­we­der an Bedürf­tige mit ähn­li­chen Diop­trien zu spen­den oder weiterzuverwenden?

Bücher

Neben Lob für fas­zi­nie­rende Falt­tech­ni­ken kam Kondo vor allem durch eine Aus­sage bezüg­lich Büchern in die Kri­tik. Unter den Lesen­den wurde ihrer, aus dem Kon­text geris­se­nen, Aus­sage stark wider­spro­chen, dass zwan­zig Bücher mehr als genug seien. Ihre Metho­dik basiert auf dem Prin­zip der Freude – Macht es mich glück­lich, wenn ich die­sen Gegen­stand in die Hand nehme? Doch wie viel Freude hat man mit Büchern, die man selbst nie lesen würde? Meine Mut­ter hatte nicht nur einen sehr ande­ren Lese­ge­schmack als ich, als ehe­ma­lige Leh­re­rin lie­gen hier auch diverse alte Lehr- und Hil­fe­bü­cher, die sie für Nach­hilfe- und Ver­tre­tungs­stun­den nutzte.

Romane könnte man mit etwas Glück noch für ein paar Cent auf Momox oder Rebuy ein­stel­len, ein Auf­ruf bei Twit­ter ist da aller­dings manch­mal erträg­li­cher. Einige Anti­qua­riate, Biblio­the­ken und Second-Hand Läden neh­men eben­falls Bücher an. Aber auch wie­der nicht alle. Und seien wir mal ehr­lich: Viel Lehr­ma­te­rial ist schon ver­al­tet, wenn es gedruckt wird. Das lohnt sich höchs­tens noch für ange­hende Lehrer:innen, um sich anzu­se­hen, was frü­her wie umge­setzt wurde oder um güns­ti­ges Mate­rial zu haben.

Ich habe auch min­des­tens vier Bücher gefun­den, mit denen einige Leute ihren Spaß haben wür­den, sie aus­ein­an­der­zu­neh­men. Den­noch fürchte ich, dass viele der Bücher im Alt­pa­pier lan­den wer­den. Für Alt­pa­pier­samm­ler übri­gens inter­es­sant: Wer Bücher abge­ben will, sollte den Buch­rü­cken abtren­nen und nur die Sei­ten ein­rei­chen, sonst kann es sein, dass das Papier nicht ange­nom­men wird.

Stifte

Meine Mut­ter musste oft Ver­tre­tungs­stun­den geben, in denen sie die Schüler:innen zeich­nen ließ. Wie im Lehrer:innendasein (lei­der) üblich, musste sie die Mate­ria­lien stel­len, dadurch lie­gen nun bei uns jede Menge alte und vor allem ver­trock­nete Filzstifte.

Vor einer Weile sah ich eine Repor­tage, even­tu­ell war es auch ein Bei­trag in der Sen­dung mit der Maus, dar­über, wie diese in die Ein­zel­teile zer­legt und ent­spre­chend ver­wer­tet wer­den. Nach­dem ich einige Stifte bereits im Müll ent­sorgt hatte, erin­nerte ich mich daran und ich ecosiate (Eco­sia ist eine Such­ma­schine, durch deren Benut­zung man Bäume pflan­zen kann).

Schnell hatte ich die Seite von Terra Cycle gefun­den, aller­dings mit einer ernüch­tern­den Erkennt­nis: Für mich als Nor­mal­ver­brau­cher gibt es keine Chance dort mit­zu­ma­chen, zumin­dest nicht ohne große Umstände. Ein biss­chen her­un­ter­ge­scrollt konnte ich bereits nach­le­sen, dass das Pro­gramm keine wei­te­ren Mit­glie­der akzep­tiert, man könne aber bei den ange­mel­de­ten öffent­li­chen Sam­mel­sta­tio­nen abge­ben. Da die meis­ten die­ser aller­dings Schu­len – und die für mich dich­tes­ten in Bran­den­burg– sind, ist das keine wirk­li­che Alter­na­tive. Schade, da wer­den die 500 Gramm Stifte (aktu­el­ler Stand) wohl doch in den Müll­ei­mer wandern …

Elek­tro-Müll

Neben Schul­ma­te­ria­lien ste­hen bei uns aller­dings auch noch elek­tro­ni­sche Gerät­schaf­ten herum. Alte Han­dys, Röh­ren­mo­ni­tore, Tas­ta­tu­ren, Dru­cker, Mäuse und jede Menge Kabel und CDs. Aber was macht man damit?

In ers­ter Linie würde mir hier ein­fal­len, dass eini­ges davon als Ersatz­teil­spen­der genutzt wer­den könnte, weil kaputt ist davon noch nichts. Doch wem und wo bie­tet man das an? Stelle ich es bei ebay ein? Gibt es Ersatz­teil­bör­sen? Wel­che Details sind für poten­ti­elle Abneh­mer inter­es­sant und wo bekomme ich die her, wenn ich keine Ahnung habe, wo die Gebrauchs­an­wei­sun­gen lie­gen (wenn ich sie über­haupt noch habe)? Das alles sind Fra­gen, die ich mir stelle und für die ich bis jetzt kei­nen Anhalts­punkt gefun­den habe. Alter­na­tiv könnte ich auch all das auf den Sperr­müll stel­len und dar­auf hof­fen, dass sich die rich­ti­gen Per­so­nen etwas raussuchen.

#EineS­or­ge­We­ni­ger

Doch nicht nur recy­celn oder weg­wer­fen, auch wei­ter­ge­ben ist eine Alter­na­tive, wie ich im Klei­dungs­ab­schnitt bereits erwähnte. Beson­ders groß­ar­tig dafür finde ich die Initia­tive #EineS­or­ge­We­ni­ger, die sich haupt­säch­lich über Twit­ter orga­ni­siert. Dort kann man unter Angabe des Hash­tags oder über eine Mail an die Orga­ni­sa­to­ren Dinge anbie­ten, die viel­leicht jemand ande­res braucht.

Doch was sind Dinge, die andere gebrau­chen kön­nen? Neu­lich habe ich Blö­cke mit tech­ni­schem Zei­chen­pa­pier ein­ge­stellt. Es wurde viel geteilt, aber schein­bar ist es zu spe­zi­ell, um die rich­ti­gen Per­so­nen zu errei­chen, falls es über­haupt noch jemand braucht. Den­noch wird das defi­ni­tiv etwas sein, für das ich eine Liste mit Din­gen erstelle, die noch zu gut sind, um sie wegzuwerfen.

Ist recy­celn nur eine Alter­na­tive, wenn es mir Geld bringt?

Etwas, das mir ver­mehrt auf­fällt, ist, dass eigent­lich jede Recy­cling-Option mit einem Geld­wert ver­bun­den ist:

  • Pfand auf Glas- und Plas­te­fla­schen, oder sogar Becher auf Ver­an­stal­tun­gen, damit diese wie­der zurück­ge­bracht werden.
  • Punk­te­sam­mel-Aktio­nen wie bei Terra Cycle, die ab gewis­sen Men­gen Punkte gut­schreibt (in dem Fall kön­nen sie für Spen­den genutzt werden).
  • Oder gar Mate­ri­al­wert, wie bei Alt­pa­pier- und Schrott-Sammelstellen.

Es scheint für viele nicht inter­es­sant zu sein, sich Gedan­ken über die Umwelt und den Müll, den wir pro­du­zie­ren, zu machen, wenn es kein Lob oder Gegen­wert dafür gibt.

Aller­dings sind die Mög­lich­kei­ten durch die oben beschrie­be­nen Situa­tio­nen auch recht ein­ge­schränkt. Wären Infor­ma­tio­nen und Sam­mel­stel­len ein­fa­cher zugäng­lich und nicht über zig Sei­ten ver­streut, könnte ich mir vor­stel­len, dass zumin­dest ein paar mehr Leute dar­über nach­den­ken und es viel­leicht sogar in ihrem All­tag umsetzen.

Ein Bei­trag zum Spe­cial #BKUm­welt. Hier fin­det ihr alle Beiträge.

Foto: Fabel­for­scher Chris­tian // Illus­tra­tion: Satz­hü­te­rin Pia

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