Roald Dahls wundersame und zauberhafte Werke Unter der Lupe

by Geschichtenzeichnerin Celina

In der Sparte „berühmte Kin­der­bü­cher“ sollte Roald Dahl nicht uner­wähnt blei­ben. Werke wie „Char­lie und die Scho­ko­la­den­fa­brik“ oder „Sophie­chen und der Riese“ (BFG) ver­zau­bern bis heute und sind so gut wie jedem bekannt. Aber Dahl schrieb auch Kurz­kri­mi­ge­schich­ten. Geschich­ten­zeich­ne­rin Celina begibt sich auf Ent­de­ckungs­tour durch die Buch- und Film­land­schaft zu Roald Dahl.

Mit­un­ter sind seine berühm­tes­ten Kin­der­bü­cher „Hexen hexen“ (Ori­gi­nal von 1983), „Matilda“ (Ori­gi­nal von 1988), „Char­lie und die Scho­ko­la­den­fa­brik“ (Ori­gi­nal von 1964) und „Sophie­chen und der Riese“ (Ori­gi­nal von 1982), die im Fol­gen­den zuerst unter die Lupe genom­men werden.

„Char­lie und die Schokoladenfabrik“

Die­ses Werk gehört zu Roald Dahls ältes­ten Kin­der­buch­klas­si­kern. Darin wird die Geschichte um den Jun­gen Char­lie Bucket erzählt, der mit sei­nen Eltern und sei­nen vier Groß­el­tern in einem klei­nen Haus zusam­men­lebt. Die Fami­lie ist sehr arm und kann sich nicht mal genug zu essen leis­ten. Für Char­lie stellt Scho­ko­lade etwas ganz Beson­de­res dar, da er diese sehr gerne isst und nur an sei­nem Geburts­tag geschenkt bekommt. Eines Tages lässt der geheim­nis­volle Scho­ko­la­den­fa­bri­kant Willy Wonka fünf gol­dene Tickets in den Scho­ko­la­den­ta­fel­pa­ckun­gen ver­ste­cken. Jeder, der ein Ticket fin­det, darf seine Fabrik besich­ti­gen. Auch Char­lie Bucket, der auf­grund der weni­gen Tafeln, die er sich leis­ten kann, eigent­lich kaum eine Chance hat, fin­det den­noch solch ein gol­de­nes Ticket.

„Sophie­chen und der Riese“

Das Mäd­chen Sophie­chen lebt in einem Wai­sen­haus. Eines Nachts sieht sie durch das Fens­ter den guten Rie­sen GuRie, wel­cher sie dar­auf­hin ent­führt. Er bringt sie in das Land der Rie­sen. Seine Begrün­dung für die Ent­füh­rung ist, dass Sophie­chen sonst ande­ren Men­schen ver­ra­ten hätte, dass es ihn gibt und dadurch wäre ver­mut­lich eine Hetz­jagd nach ihm ent­brannt. Im Land der Rie­sen woh­nen aber auch noch neun andere böse Rie­sen, wie etwa „der Fleisch­fet­zen­fres­ser“ oder „der Kno­chen­kna­cker“. Zu Sophie­chens Ent­set­zen fin­det sie her­aus, dass diese wirk­lich los­zie­hen und Men­schen essen. Sie ent­deckt aber auch im guten Rie­sen GuRie einen Freund, der selbst Vege­ta­rier ist und gemein­sam wol­len sie die ande­ren Rie­sen aufhalten.

„Hexen hexen“

Diese Geschichte ist als Ich-Erzäh­lung ver­fasst. Der Prot­ago­nist ver­liert seine Eltern und zieht zu sei­ner Groß­mutter, die ein brei­tes Wis­sen über Hexen hat. Sie woh­nen eigent­lich in Nor­we­gen, aber nach­dem die Groß­mutter eine Lun­gen­ent­zün­dung erlei­det, machen sie Urlaub in einem Hotel in Eng­land. Dort wird der Prot­ago­nist wäh­rend der Tagung der KGVK (König­li­che Gesell­schaft zur Ver­hin­de­rung von Kin­des­miss­hand­lun­gen) im Tagungs­raum ein­ge­schlos­sen. Er ahnt dabei erst nichts Schlim­mes, jedoch wird ihm all­mäh­lich bewusst, dass diese Tagung die all­jähr­li­che Hexen­sit­zung ist, wel­che sogar von der Hoch- und Groß­meis­ter­hexe gelei­tet wird. Diese hat einen Plan, wie sie alle Kin­der Eng­lands in Mäuse ver­wan­deln will. Zur Demons­tra­tion ver­wan­delt sie vor den Augen aller Hexen den Jun­gen Bruno in eine Maus und kurze Zeit spä­ter auch den Prot­ago­nis­ten. Beide kön­nen als Mäuse ent­flie­hen. Nun gilt es, die bösen Hexen zu stoppen.

„Matilda“

Matilda ist ein auf­ge­schlos­se­nes Mäd­chen, deren Eltern ihre Hoch­be­ga­bung nicht sehen bezie­hungs­weise dies nicht sehen wol­len. Sie bringt sich sogar im Alter von fünf Jah­ren selbst Lesen, Schrei­ben und Rech­nen bei. Als sie dann in die Schule kommt, ist sie vie­len Schü­lern bereits vor­aus. Sie wird von der Leh­re­rin Fräu­lein Honig unter­rich­tet, wel­che von Matilda beein­druckt ist und als ein­zige ver­sucht, sie zu unter­stüt­zen. Ein wei­te­res gro­ßes Pro­blem ist die Schul­lei­te­rin Frau Knüp­pel­kuh. Diese ist her­ab­las­send zu den Kin­dern und fügt ihnen Gewalt zu. Auch Matilda gerät ins Visier der Rektorin.

Par­al­le­len

Ver­gleicht man Roald Dahls Kin­der­bü­cher unter­ein­an­der, fällt auf, dass es einige Gemein­sam­kei­ten gibt. Die Bücher sind mär­chen­haft, sodass Mär­chen­ge­stal­ten wie Hexen oder Rie­sen auf­tre­ten. Es wer­den zudem etwas grau­same und gru­se­lige Ereig­nisse geschil­dert, wie etwa in „Hexen hexen“, als der Prot­ago­nist mit vie­len bösen Hexen in einem Tagungs­raum ein­ge­schlos­sen ist und zusieht, wie die Hexen ihre wah­ren, ent­stell­ten Kör­per zeigen.

Aber auch die Bösen bekom­men die Levi­ten gele­sen, denn typisch für Mär­chen gilt es schluss­end­lich, diese zu besie­gen. Das Böse ist viel­fach eine Form des Miss­brau­ches von Macht, beson­ders Kin­dern gegen­über. So ist es etwa in „Matilda“ die Knüp­pel­kuh, die ihre Stel­lung als Schul­lei­te­rin aus­nutzt, um den Kin­dern grau­same Dinge anzu­tun oder in „Sophie­chen und der Riese“ die bösen Rie­sen, die ihre Stärke und Größe aus­nutz­ten, um Klei­nere zu schi­ka­nie­ren oder gar zu töten.

Sozi­al­kri­ti­sche Aspekte wer­den den Lesern nahe gebracht und als unge­recht über­mit­telt, wie in „Char­lie und die Scho­ko­la­den­fa­brik“, wo die Fami­lie nicht mal genug Geld besitzt, um alle aus­rei­chend zu ernäh­ren. Auch Sophie­chen hat es als Wai­sen­kind nicht leicht. Dahls Prot­ago­nis­ten haben es meis­tens gesell­schaft­lich und/oder in ihrem sozia­len Umfeld schwer, aber aus Grün­den, für die sie selbst keine Schuld tragen.

Ebenso ist cha­rak­te­ris­tisch, dass die Geschich­ten immer aus Sicht des guten Prot­ago­nis­ten, wel­cher meis­tens ein Kind ist, geschil­dert wer­den. So ist es auch nicht ver­wun­der­lich, dass die Nai­vi­tät der Kin­der her­vor­sticht. Aus Kin­der­sicht wir­ken Gefah­ren­si­tua­tio­nen nicht so schlimm und der Blick in die Zukunft bleibt optimistisch.

Auch „die Moral von der Geschicht“ ist in Dahls Wer­ken vor­han­den, in denen schluss­end­lich die erst ver­meint­lich Klei­ne­ren oder Schwä­che­ren die­je­ni­gen sind, die sich nicht unter­krie­gen las­sen und zei­gen, was in ihnen steckt. Es zeigt, dass rück­sichts- und lie­be­volle Eigen­schaf­ten der Prot­ago­nis­ten sich aus­zah­len, denn am Ende gewin­nen die Guten.

Mär­chen ist nicht gleich Märchen

Ver­gleicht man diese Kin­der­bü­cher unter­ein­an­der, ist ebenso zu sehen, mal abge­se­hen von dem völ­lig ver­schie­de­nen Inhalt, dass spe­zi­fi­sche Dif­fe­ren­zen auch sprach­lich und in der Dar­stel­lungs­form zu erken­nen sind. Der Grad an Ein­be­zie­hung der Rea­li­tät und der Fan­ta­sie ist unter­schied­lich. Wäh­rend zum Bei­spiel in „Matilda“ ein durch­aus rea­ler Bezug zur Fami­lie und zur Schule besteht und erst mehr zum Ende des Buches magi­sche Phä­no­mene auf­tre­ten, gibt es in „Sophie­chen und der Riese“ ein gan­zes Rie­sen­reich, in dem man sich mit der Prot­ago­nis­tin bewegt. Hinzu kommt, dass sprach­li­che Nuan­cen von Dahl gesetzt wur­den, sodass die Rie­sen eine ganz eigene und erfun­dene Aus­drucks­weise haben. Auch in „Hexen hexen“ hat die Hoch- und Groß­meis­ter­hexe eine beson­dere Art zu sprechen.

Filmadaptionen

„Hexen hexen“

Der gleich­na­mige Film ist 1990 von Regis­seur Nico­las Roeg erschie­nen. Das Buch wird zwar als Grund­lage ver­wen­det, jedoch wur­den viele Details abge­wan­delt. Lei­der wur­den einige Sze­nen so ver­än­dert, dass bestimmte Aspekte aus dem Buch zu sehr in den Hin­ter­grund rücken oder gar nicht mehr vor­han­den sind. Zudem sind der Schnitt und der Sze­nen­wech­sel des Öfte­ren zu schnell und zu hek­tisch, sodass man manch­mal ent­we­der ver­wirrt ist oder einem etwas entgeht.

Etwas gewöh­nungs­be­dürf­tig ist eben­falls die Ani­ma­tion der Mäuse. Gerade aus heu­ti­ger Sicht erscheint die Tech­nik von damals abge­hackt und die Mäu­se­pup­pen wir­ken unrea­lis­tisch. Gene­rell ist der Film ver­ständ­lich und auch das abge­än­derte Ende kann sich sehen las­sen. Man kann es als eine wei­tere Ver­sion sehen, wie die Geschichte noch hätte aus­ge­hen können.

„Char­lie und die Scho­ko­la­den­fa­brik“ wurde bereits zwei­mal ver­filmt. Dazu mehr hier.

„Matilda“

Der gleich­na­mige Film kam 1996 in die Kinos, und zwar unter der Regie von Danny DeVito, der darin auch die Rolle des Vaters von Matilda über­nom­men hat. Er bewegt sich bis auf einige Aus­nah­men recht nah an der Kin­der­buch­vor­lage. Die Aus­nah­men stel­len viel­fach auch Sze­nen dar, die zusätz­lich im Film ein­ge­bracht wur­den. Zum Bei­spiel als die böse Knüp­pel­kuh als Strafe einen recht kor­pu­len­ten Jun­gen dazu zwingt, vor den Kin­dern der gesam­ten Schule einen rie­sen­gro­ßen Scho­ko­ku­chen in sich hin­ein­zu­zwän­gen, sodass einem vom Zuschauen schon schlecht wird.

„BFG – Big Friendly Giant“

Die Ver­fil­mung lehnt sich nament­lich an den eng­li­schen Titel des Buches „The BFG“ an. Es ist ein US-ame­ri­ka­nisch-bri­tisch-kana­di­scher Fan­ta­sy­film von Regis­seur Ste­ven Spiel­berg aus dem Jahr 2016. Der Film ist bis auf ein paar Abwei­chun­gen nah an der Roman­vor­lage. Zum Bei­spiel erscheint Sophie­chen im Film älter und wirkt for­dern­der als im Buch. Die Ver­bild­li­chun­gen und Ani­ma­tio­nen sind fan­tas­tisch gelun­gen, sodass die Welt rund um die Rie­sen sowie die Rie­sen selbst gut zum Aus­druck kommen.

Kurz­kri­mi­ge­schich­ten

Die meis­ten Werke von Roald Dahl, auch seine Kin­der­bü­cher, sind keine dicken Wäl­zer. Er schafft es ein­fach auch in klei­ne­ren For­ma­ten, fan­tas­ti­sche Geschich­ten zu schrei­ben. Ebenso ist es bei sei­nen Kurz­kri­mi­ge­schich­ten, die er zum Groß­teil noch vor sei­nen Kin­der­bü­chern schrieb. Diese haben ein offe­nes Ende und die Poin­ten bah­nen sich am Schluss an, wer­den aber nicht aus­ge­schrie­ben. Die Kurz­ge­schich­ten haben oft einen Bezug zu All­tags­si­tua­tio­nen, sodass man in die Sze­ne­rie schnell hineinkommt.

Die Bücher muss man gele­sen haben

Dahls Kin­der­bü­cher sind leicht ver­ständ­lich und den­noch sprach­lich gewandt mit Liebe zum Detail geschrie­ben. Die Bücher kön­nen auch von Erwach­se­nen gele­sen wer­den, die Lust haben, in fan­tas­ti­sche und mär­chen­hafte Wel­ten ein­zu­tau­chen. Wie etwa bei den Mär­chen der Gebrü­der Grimm fie­bert man mit bis zu Schluss und will sehen, wie der Prot­ago­nist gewinnt. Aber auch seine Kurz­kri­mi­ge­schich­ten haben es in sich.

Bücher: Küß­chen, Küß­chen! (Die Küss­chen-Reihe, Band 1). Roald Dahl. Über­set­zung: Wolfhein­rich von der Mülbe. Rowohlt Taschen­buch. Auf­lage 68. 1975.

Hör­bü­cher: Der Weg zum Him­mel: 3 Kri­mi­nal­hör­spiele. Der Weg zum Him­mel, Der Mann aus dem Süden, Geschmack. Roald Dahl. Spre­cher: Hans­jörg Felmy. Der Audio Ver­lag. 2002.

Mehr zu Roald Dahl gibt es hier.

Illus­tra­tio­nen: Geschich­ten­zeich­ne­rin Celina

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