Romantik vs. Realität

by Bücherstadt Kurier

Romantik vs. Realität

Sätz­chen­bä­cke­rin Daniela blickt der Rea­li­tät ins Gesicht: Wie funk­tio­niert Roman­tik in Büchern und Fil­men und wie rea­lis­tisch ist ihre Darstellung?

Roman­tik ist ein Kon­strukt. Sie ist etwas, das wir selbst erschaf­fen aus dem, womit wir uns wohl­füh­len. In Lie­bes­be­zie­hun­gen suchen wir nach Gebor­gen­heit, nach dem Gefühl gebraucht zu wer­den, nach Sicher­heit oder Sta­bi­li­tät. Roman­tik gibt uns diese Gefühle und unter­streicht damit die Bezie­hung, die wir füh­ren. Ob wir einen ruhi­gen Abend ver­brin­gen oder einem schö­nen Natur­schau­spiel bei­woh­nen, tun wir dies mit unse­rem Part­ner, füh­len wir uns wohl und erwar­ten, dass es roman­tisch ist. Die Medien zeich­nen uns ein fes­tes Bild von dem, was roman­tisch ist und die­ses Bild wol­len wir auch leben, weil wir glau­ben, dass es sich auf diese Weise gut anfühlt. Doch das Kon­strukt von Roman­tik aus Büchern und Fil­men ist weit von der Rea­li­tät entfernt.

Pla­ka­tive Verwendung

Schlechte Lie­bes­ge­schich­ten erkennt man meist daran, dass mit Bil­dern und Kli­schees um sich gewor­fen wird, ohne dass das eigent­lich zu erwar­tende Gefühl dabei über­springt. Das kön­nen Son­nen­un­ter­gänge am Strand sein oder auch Lie­bes­schwüre, die immer dann lächer­lich wer­den, wenn sie neben den Bil­dern oder den Erwar­tun­gen, die wir an Roman­tik haben, nicht mehr bie­ten kön­nen. Es fehlt die Cha­rak­ter­dy­na­mik und das, was man gerne auch „echte“ Gefühle nennt. Sol­che Bezie­hun­gen gehen oft­mals zu schnell und es fehlt die Che­mie zwi­schen zwei Cha­rak­te­ren. Durch die pla­ka­tive Ver­wen­dung roman­ti­scher Motive ent­fernt sich eine sol­che Lie­bes­be­zie­hung immer wei­ter von der Rea­li­tät und wird dadurch unglaubwürdig.

Ver­bin­dung zur Realität

Erfolg­rei­che Lie­bes­ge­schich­ten wis­sen jedoch, wie sie diese Motive gezielt ein­set­zen kön­nen. Sie neh­men Situa­tio­nen aus unse­rem All­tag, gebrau­chen aber die Roman­tik im Über­maß, um das Wohl­fühl-Gefühl zu erzeu­gen. Doch die Basis sind Erfah­run­gen, die viel­leicht jeder schon ein­mal so gemacht hat. Die Leser kön­nen sich darin wie­der­fin­den und haben somit einen leich­ten Zugang zu den Figu­ren der Geschichte.
Mit der Rea­li­tät haben diese Roman­zen, wie ange­deu­tet, trotz­dem jedoch wenig zu tun. Sie haben höchs­tens eine klare Ver­bin­dung dazu. Durch Ver­stär­kung und Über­trei­bun­gen von roman­ti­schen Ele­men­ten zeich­nen sie ein idea­lis­ti­sches Bild von Liebe, das oft­mals als gege­ben dar­ge­stellt wird.
So kommt es in Lie­bes­ge­schich­ten oft auch nur zu Kon­flik­ten, die von außer­halb der Bezie­hung ange­trie­ben wer­den. Per­so­nen, die sich ein­mi­schen oder Miss­ver­ständ­nisse füh­ren zu Fehl­an­nah­men, die jedoch schnell ver­ges­sen sind, wenn die betrof­fe­nen Part­ner es schaf­fen, nach viel zu lan­ger Zeit, end­lich mit­ein­an­der zu reden. Dass eine Bezie­hung auch kri­seln kann, weil beide Part­ner unter­schied­li­che Erwar­tun­gen haben, wird viel zu oft ausgeklammert.
Durch die Idea­li­sie­rung sucht man plötz­lich auch in sei­ner eige­nen Rea­li­tät nach die­ser über­schwäng­li­chen Roman­tik, die nur dann exis­tiert, wenn wir sie uns vor­spie­len. Man ver­liert den Bezug zur eigent­li­chen Liebe, sucht nach dem fal­schen Part­ner oder ist mit sei­nem Leben unzu­frie­den, weil es eben nicht ist wie in Büchern.

Roman­tik in den klei­nen Dingen

In unse­rem All­tag steckt Roman­tik in den klei­nen Din­gen. Immer dann, wenn wir uns wohl­füh­len. Das braucht dann keine gro­ßen Gefühle, wie wir es in Lie­bes­ge­schich­ten lesen. Son­dern es sind eigent­lich voll­kom­men banale Situa­tio­nen mit unse­rem Part­ner, die roman­tisch sind. Auch wenn es nur ein Abend auf der Couch ist oder beide eine gemein­same Lei­den­schaft teilen.
Neben die­sen kur­zen, sehr roman­ti­schen Momen­ten ist eine Bezie­hung Arbeit. Roman­tik ist nichts Gege­be­nes, son­dern man muss sich dar­auf ein­las­sen. Roman­tik braucht diese gan­zen Über­trei­bun­gen nicht. Warum sollte eine Lie­bes­ge­schichte ohne die viel zu oft benutz­ten Kli­schees nicht funktionieren?

Rea­lis­ti­sche Romanzen

Es wäre viel schö­ner, wenn mehr Lie­bes­ge­schich­ten Liebe genauso ein­fan­gen wür­den, wie sie pas­sie­ren könnte. Nicht wie wir sie haben wol­len. Wenn die Stol­per­steine nicht künst­lich erzeugt wer­den, son­dern sich ein­fach aus der Situa­tion her­aus erge­ben. Geschich­ten, die zei­gen, dass Liebe nicht nur roman­tisch, son­dern auch Arbeit und eine Masse an Kom­pli­ka­tio­nen ist, die durch zwei unter­schied­li­che Men­schen ver­ur­sacht werden.
Machen wir uns klar, was Roman­tik für einen bedeu­tet und lösen uns so von dem Kon­strukt der über­trie­be­nen Roman­tik, wer­den die Fein­hei­ten einer Lie­bes­be­zie­hung sicht­bar. Viele Lie­bes­ge­schich­ten ent­hal­ten diese bereits, doch wir über­se­hen sie viel zu oft, geblen­det von all den Klischees.
Lie­bes­ge­schich­ten schreibt das Leben und die­ses kann unglaub­lich roman­tisch sein.

Bild: mor​gue​file​.com

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