Sabine Wirsching

by Zeichensetzerin Alexa

„Zusam­men kön­nen wir die Macht der Best­sel­ler-Lis­ten und des Ver­lags­pro­fits ein biss­chen schwä­chen!“, sagt Sabine Wir­sching. Im Inter­view ver­rät sie Bücher­städ­te­rin Alexa, was hin­ter ihrem Pro­jekt „Druck­stau­ef­fekt“ steckt und warum sie sich für Crowd­fun­ding ent­schie­den hat.

BK: Liebe Sabine, könn­test du dich kurz unse­ren Lesern vor­stel­len? Wer bist du und was machst du?

SW: Wenn ich das so ein­fach beant­wor­ten könnte, würde ich wohl keine Bücher schrei­ben (lacht). Die Eck­da­ten sind zum Glück ein­fach: Ich bin 1983 gebo­ren, komme aus der Nähe von Han­no­ver und lebe inzwi­schen seit über sechs Jah­ren in mei­ner gelieb­ten Wahl­hei­mat Ber­lin. Ich habe Buch­händ­le­rin gelernt, Ger­ma­nis­tik stu­diert und arbeite heute als Sto­ry­tel­ler für Online-Shops, als Blog­ge­rin und Musik­jour­na­lis­tin für ver­schie­dene Magazine.

BK: „Druck­stau­ef­fekt“ heißt der Titel dei­nes neuen Wer­kes – wie kommt es zu die­sem Titel?

SW: Ich war mit einem Freund auf einem Kon­zert und als die Band los­legte, hat­ten wir beide vom Bass die­ses Druck­ge­fühl auf dem Brust­korb. Ich finde das immer toll, aber er brüllte mir ins Ohr, dass ihn „die­ser Druck­stau­ef­fekt“ völ­lig fer­tig­ma­chen würde. Ich hörte das Wort und wusste sofort, dass es per­fekt zur Geschichte passt. Immer­hin drückt mei­ner Prot­ago­nis­tin auch so eini­ges aufs Herz, und dass viele bei dem Begriff an Sex den­ken, ist ja auch nicht ganz abwegig.

BK: Könn­test du uns einen kur­zen Ein­blick in die Geschichte dei­nes Buches geben?

SW: Tat­säch­lich arbeite ich immer noch an einer Inhalts­an­gabe, die ich wie aus der Pis­tole geschos­sen prä­sen­tie­ren kann… Also, eigent­lich geht es um zwei Dinge: Näm­lich um die Tat­sa­che, dass sich in Groß­städ­ten wie Ber­lin ein unver­bind­li­ches Bezie­hungs­ver­hal­ten eta­bliert hat. Kei­ner scheint sich mehr so rich­tig ein­las­sen zu wol­len und zu kön­nen, weil es ver­mut­lich ein­fach zu viele Mög­lich­kei­ten gibt. Davon erzähle ich aus Sicht mei­ner Prot­ago­nis­tin – und zwar gleich dop­pelt. Sie trennt sich im rea­len Leben von ihrem Freund, der sie zu sehr liebt, um sie ganz gehen zu las­sen. Sie zieht trotz­dem mit diver­sen Män­nern um die Häu­ser und zer­stört sich dabei fast selbst. Wie es aus­geht, wird natür­lich nicht ver­ra­ten! Dane­ben gibt es eine Art mär­chen­hafte Par­al­lel­ge­schichte, die dafür sorgt, dass die Geschichte aus der klas­sisch-rosa­ro­ten Chick-Lit-Per­spek­tive hervortritt.

BK: Wie war es für dich, an die­ser Geschichte zu arbei­ten? Hat­test du bestimmte Vor­ge­hens­wei­sen, Rituale, Ideen, die du unbe­dingt umset­zen wolltest?

SW: Es klingt dumm und sim­pel, aber ich wollte ein­fach nur schrei­ben. Ich wollte in einer stil­len Woh­nung sit­zen, von nie­man­dem gestört wer­den und einen Roman been­den. Das habe ich auch quasi drei Jahre lang gemacht – mit gering­fü­gi­gen Unter­bre­chun­gen wie arbei­ten, umzie­hen oder schla­fen (lacht).

BK: Nun soll das Buch ver­öf­fent­licht wer­den. Du ver­suchst, den Druck über Spen­den zu finan­zie­ren. Wie bist du auf diese Idee gekommen?

SW: Ich bin von 17 Lite­ra­tur­agen­tu­ren abge­lehnt wor­den und war schon völ­lig ent­mu­tigt als ich über den Blog des Autoren Mat­thias Engels vom kladde|buchverlag erfuhr: Die­ser noch sehr junge Ver­lag aus Frei­burg hat sich den New­co­mern ver­pflich­tet. Statt „unver­langt ein­ge­sandte Manu­skripte“ (wie es sonst so schön heißt) unbe­kann­ter Autoren in den Müll zu kip­pen, stel­len sie diese online ihrem poten­ti­el­len Publi­kum vor. Wenn das Manu­skript gefällt, kön­nen Sup­por­ter das Ganze unter­stüt­zen – aller­dings nicht mit rei­nen Spen­den, son­dern indem sie für ihr Geld eine Gegen­leis­tung wie das Buch, eine Lesung oder wie bei mir beson­de­ren Buch-Mer­chan­dise bekom­men. Mit­be­stim­men, was gedruckt wird, ist hier die Zauberformel.

BK: Was pas­siert, wenn es nicht klappt? Wirst du andere Wege suchen, das Buch zu publizieren?

SW: Mitt­ler­weile bin ich bei 94% und habe immer noch knapp 10 Tage, d.h. fast 1/5 der Zeit, um die letz­ten 300 Euro zusam­men­zu­krie­gen. Ich brau­che zum Glück also wohl kei­nen Plan B mehr. Statt­des­sen fange ich jetzt mit dem Ver­lag an zu über­le­gen, was wir bei einer mög­li­chen Über­fi­nan­zie­rung machen wol­len… jetzt wer­den so schöne Extras wie Lese­rei­sen oder eine Ban­de­role denk­bar. Außer­dem über­lege ich mir noch­mal feine Rewards für alle, die ab 100% dabei sind.

BK: Wie kann man das Pro­jekt unter­stüt­zen? Und: Warum sollte man es tun?

SW: Der erste Teil der Ant­wort ist leicht: Ein­fach auf www​.visi​onbak​ery​.com/​d​r​u​c​k​s​t​a​u​e​f​f​ekt kli­cken, Buch vor­be­stel­len bzw. Gegen­leis­tung aus­su­chen und sup­por­ten! Der zweite Teil der Ant­wort ist aller­dings eigent­lich genauso ein­fach, wenn ich es mir recht über­lege: So wird man Teil der Lite­ra­tur­szene. Punkt. Statt „nur“ zu kon­su­mie­ren, kann man beim Crowd­fun­ding mit­be­stim­men, was gedruckt wird. Man kann aktiv wer­den – und um es pole­misch zu sagen: Zusam­men kön­nen wir die Macht der Best­sel­ler-Lis­ten und des Ver­lags­pro­fits ein biss­chen schwächen!

BK: Was und wo kann man mehr von dir lesen?

SW: Ich habe einen Blog unter sabi​ne​wir​sching​.com – er heißt Text, Mags, Rock’n’Roll und genau das gibt es dort: Neben der Vor­stel­lung von Musik- oder Ber­li­nar­ti­keln aus mei­nem Port­fo­lio ver­öf­fent­li­che ich dort meine Kurz­ge­schich­ten und außer­dem gibt’s ein Rei­se­ta­ge­buch von einem sehr schö­nen, ein­drucks­rei­chen Urlaub in Tan­sa­nia. Text, Mags, Rock’n’Roll gibt’s auch bei Face­book, natür­lich, und als rock­n­rou­letta bin ich bei Twit­ter unterwegs.

BK: Gibt es noch etwas, das du unse­ren Lesern mit­tei­len möchtest?

SW: Abge­se­hen davon, dass ich unend­lich glück­lich bin, wie groß­ar­tig der „Druck­stau­ef­fekt“ unter­stützt wird, freue ich mich dar­auf, bald end­lich an mei­nem zwei­ten Roman wei­ter­schrei­ben zu können!
Unter dem Arbeits­ti­tel „Drei Worte“ geht es darin eben­falls um Liebe: Die Geschichte wird dabei aus zwei Per­spek­ti­ven erzählt, denn was mich beson­ders reizte, ist die oft voll­kom­men unter­schied­li­che Sicht zweier Per­so­nen auf ein und die­selbe Situa­tion – wo decken sich Gefühle, wo sind die Unter­schiede und was macht aus, dass sich gerade in Bezie­hungs­fäl­len einer von bei­den oft­mals völ­lig ver­rennt, wäh­rend der andere nahezu unbe­tei­ligt bleibt? Des­we­gen auch der Titel „Drei Worte“ – denn von „ich liebe dich“ bis zu „ich hasse dich“ ist es oft gar nicht so weit.
Außer­dem steckt noch mehr Ber­lin darin als im „Druck­stau­ef­fekt“, zum Bei­spiel erkun­den die bei­den Prot­ago­nis­ten den Teu­fels­berg oder den ehe­ma­li­gen DDR-Frei­zeit­park Spree­park Plänterwald.

BK: Wir schlie­ßen das Inter­view mit unse­rer BK-Frage ab: Wenn du ein Buch wärst, wel­ches wärst du?

SW: Oh. Ver­mut­lich wäre ich Jack Kerouac „On The Road“: eine End­los­pa­pier­rolle mit dem hys­te­ri­schen Lachen von Dean Moriarty und immer getrie­ben (lacht).

BK: Vie­len Dank für das Interview!

SW: Ich danke dir!

Foto: pri­vat

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7 comments

rocknroulette 30. Oktober 2014 - 15:19

Hat dies auf Text, Mags, Rock’n’Roll. reb­loggt und kommentierte:
Meine Lieb­lings­frage: Wenn du ein Buch wärst, wel­ches wärst du?

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Curima 30. Oktober 2014 - 18:52

Das Bild ist total schön! 🙂 (Und das Inter­view hat mir auch gefal­len. Ich drück die Dau­men für die letz­ten 6 %!)

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rocknroulette 30. Oktober 2014 - 20:21

es war mal wie­der zeit für ein neues bild! das trep­pen­haus kennt ihr ja alle schon 😉

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gerrihaefele 30. Oktober 2014 - 19:42

Made for wal­king is klasse und die roten Haare und so, ach ja und das lnter­view auch... *lach*
Ich dachte erst, ich wäre ein Atlas, der Rei­se­lust wegen aber ich ver­mute Wim­mel­buch triffts eher...

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rocknroulette 30. Oktober 2014 - 20:20

ob atlas oder wim­mel­buch – das klingt bei­des doch sehr farbenfroh 😀
vie­len dank fürs kom­pli­ment! viel­leicht ist ja auch mein roman was für dich... würde mich auf jeden fall sehr freuen.

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gerrihaefele 30. Oktober 2014 - 21:18

Yep, schaum­er­mal...

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“Druckstaueffekt”: Die ganze Story. | Text, Books, Rock'n'Roll. 24. November 2015 - 23:05

[…] Seite an Seite mit Bene­dict Wells und Rufus Beck im Bücher­stadt Kurier […]

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