Safari zu den Underdogs

by Worteweberin Annika

Auf unse­rem Pla­ne­ten leben unglaub­lich viele Tier­ar­ten, doch wir ken­nen nur die immer­glei­chen Paar, die uns stän­dig wie­der begeg­nen. Hund, Katze und Maus sind über­all, dabei lohnt es sich, auch mal einen Blick auf andere Erd­be­woh­ner zu wer­fen. In „Tiere, die kein Schwein kennt“ von Mar­tin Brown ist Worte­we­be­rin Annika lau­ter inter­es­san­ten Nicht-Pro­mi­nen­ten begegnet.

Herz­lich will­kom­men zu unse­rer heu­ti­gen klei­nen Safari in der Bücher­stadt. Hier bekommt ihr keine nor­ma­len Tiere zu sehen, weder Hunde, noch Fluss­pferde, noch Giraf­fen – statt­des­sen „Tiere, die kein Schwein kennt“! Anders wäre es ja auch langweilig.

Zu unse­rer Rech­ten sehen wir zuerst den gro­ßen Num­bat, ein Beu­tel­tier mit vie­len Zäh­nen. Noch nie davon gehört? Schade, denn der Num­bat ist nicht nur ziem­lich beein­dru­ckend, er ist auch stark gefähr­det und könnte schnel­ler von unse­rem Pla­ne­ten ver­schwin­den als der Große Panda.

Wei­ter geht’s zu den Ili-Pfeif­ha­sen gleich hier vorne. Was etwas aus­sieht wie ein Hase ist tat­säch­lich Vor­bild des Poké­mons Pika­chu und lebt in eini­gen Gebirgs­zü­gen in China. Das put­zige Nage­tier ist ein wah­rer Über­le­bens­künst­ler in schnee­rei­chen Win­tern und hält sich oft in Höh­len ver­steckt – wohl auch des­we­gen wurde es über­haupt erst 1983 ent­deckt. Lei­der ist es deut­lich unbe­lieb­ter als Pika­chu und wird als Schäd­ling bekämpft.

Unser vor­erst letz­ter Stopp ist das Schutz­ge­biet des Ona­gers, eines Wild­esels. Der hat ziem­li­chen Speed drauf, mit über 70 km/h wird er so schnell wie ein Renn­pferd! Inzwi­schen lebt der Ona­ger nur noch in zwei Schutz­ge­bie­ten und selbst dort wird er wei­ter gejagt. Auch er ist also stark gefährdet.

Gefähr­dete Unbekannte

Es geht schon gut los: Auf der ers­ten Seite von „Tiere, die kein Schwein kennt“ heißt es: „War­nung: Die­ses Buch wird dein Gehirn mit wun­der­ba­rem Wis­sen über Wild­tiere voll­stop­fen.“ Und an dem Spruch ist auch etwas dran! Schon hier zeigt sich der iro­ni­sche Ton, den Mar­tin Brown in die­sem Buch anschlägt. Der spie­gelt sich in den lus­tig gestal­te­ten Sprech- und Gedan­ken­bla­sen und den tol­len Zeich­nun­gen, in denen die Tiere dar­ge­stellt sind. Beson­ders schön gestal­tet: Das Bild des rie­sen­gro­ßen Gaurs nimmt fast die ganze Seite ein und lässt kaum Platz für Text, so dass sich die Zei­len sogar durch­bie­gen. Und auch die Texte sind locker ver­fasst, bestechen mit vie­len Alli­te­ra­tio­nen und spre­chen die Lese­rIn­nen immer wie­der direkt an. Ler­nen kann also auch Spaß machen?!

Fast alle Tiere, die in Mar­tin Browns Buch auf­tau­chen, sind mehr oder weni­ger stark gefähr­det. Weil von ihnen kaum jemand weiß, inter­es­siert sich aber dafür prak­tisch nie­mand. Die­ses Buch ist eine gute Gele­gen­heit, um das zu ändern. Neben blo­ßem Spaß geht es hier also durch­aus um etwas Erns­tes – macht aber nichts, eher im Gegenteil.

„Heute gibt es ver­mut­lich gut 1000 Schwarz­fu­ß­il­tisse in freier Wild­bahn. Durch die Ret­tungs­ak­tion wur­den sie recht bekannt, also gehö­ren sie viel­leicht gar nicht in die­ses Buch. Viel­leicht sind sie aber auch ein Bei­spiel dafür, dass Bekannt­heit die Über­le­bens­chan­cen erhöht, und darum geht es hier schließ­lich.“ (S. 51)

Vor­sicht: Wissen!

Zu jedem der vor­ge­stell­ten Tiere gibt es neben einem infor­ma­ti­ven, aber sehr spa­ßi­gen Text noch eine Über­sicht über die Größe, den Spei­se­plan, den Lebens­raum, den Sta­tus (bedroht oder nicht bedroht) und eine oder zwei zusätz­li­che Infor­ma­tio­nen zum Schmun­zeln. Wuss­test du zum Bei­spiel, dass der Speke-Kam­mer­fin­ger nicht trin­ken muss, son­dern alles Was­ser durch Pflan­zen auf­nimmt? Oder dass Zeb­ra­du­cker harte Früchte mit ihrem Kopf kna­cken? Jetzt schon!

Wer mehr über unse­ren wun­der­ba­ren Pla­ne­ten und die außer­ge­wöhn­li­chen Tiere, die ihn bewoh­nen, ler­nen möchte, ist mit Mar­tin Browns „Tiere, die kein Schwein kennt“ gut bera­ten. Die­ses sehr infor­ma­tive Sach­buch macht aber noch dazu einen Hei­den­spaß und darf auch des­we­gen im Bücher­re­gal jedes klei­nen und gro­ßen Natur­for­schers nicht feh­len. Kein Wun­der, dass die­ses Buch mit dem Leip­zi­ger Lese­kom­pass aus­ge­zeich­net wurde!

Tiere, die kein Schwein kennt. Mar­tin Brown. Aus dem Eng­li­schen von Jor­unn Wiss­mann. Gers­ten­berg. 2017.

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