Eine Klassenfahrt mit Hindernissen „Sankt Irgendwas“

by Geschichtenerzähler Adrian

Das für den deut­schen Jugend­li­te­ra­tur­preis 2021 nomi­nierte Buch „Sankt Irgend­was“ von Autorin Tamara Bach erzählt von einer Abschluss­fahrt, auf der etwas schreck­lich schief läuft. Dies sorgt für die ver­schie­dens­ten Gerüchte auf dem Schul­hof. Doch was ist über­haupt gesche­hen? Geschich­ten­er­zäh­ler Adrian wollte es her­aus­fin­den und bleibt irgend­wie … unbe­frie­digt zurück.

Eigent­lich sollte es eine schöne Abschluss­fahrt wer­den, doch es lief irgend­wie nicht so wie erwar­tet. Nun wird etwas von Sus­pen­die­rung, Poli­zei und von einem omi­nö­sen Handy auf dem Schul­hof gemun­kelt. Doch was ist wirk­lich passiert?

Das wis­sen nur die Schüler*innen sowie die beglei­ten­den Lehr­kräfte und der Bus­fah­rer. Ob die Schüler*innen-Protokolle mehr Auf­schluss bieten?

Ein unge­wöhn­li­cher Erzählstil

„Sankt Irgend­was“ beginnt mit eini­gen Schüler*innen, die sich auf dem Schul­hof über die neu­es­ten Gerüchte unter­hal­ten. Dabei wählt Autorin Tamara Bach die Form eines ein­fa­chen Wort­wech­sels, also nur wört­li­che Rede ohne Namen. Somit wird ein rea­lis­ti­sches Hin und Her gezeich­net, wie es auf Schul­hö­fen immer wie­der vor­kommt. Keine Namen, es zählt nur der Klatsch.

Auch die Art und Weise, wie die Ereig­nisse der Klas­sen­fahrt geschil­dert wer­den, ist pas­send gewählt. Anhand von Tages­pro­to­kol­len, die ein Schü­ler schreibt, bekommt man einen Ein­blick in die Abläufe und das Han­deln der ein­zel­nen Per­so­nen. Zwi­schen­drin gibt es auch zwei E‑Mails des beglei­ten­den Leh­rers Herr Utz an die Eltern, die eben­falls die Geschichte ergänzen.

Ein­sei­tige Berichterstattung

Da die Pro­to­kolle nur von Schüler*innen-Seite geschrie­ben wur­den, ist auch die Sicht auf die Ereig­nisse sehr ein­sei­tig. Dies führt dazu, dass die Figur des stren­gen und unlieb­sa­men Klas­sen­leh­rers Herr Utz zu ein­di­men­sio­nal prä­sen­tiert wird.

So ist die­ser immer der Böse, stän­dig nur streng, quält seine Schüler*innen und ist unbarm­her­zig. Die zweite beglei­tende Leh­re­rin, Frau Kai­ser, erscheint in dem Bericht fast aus­schließ­lich pas­siv. Hier wäre ein schö­ner Kon­trast mög­lich gewe­sen, um päd­ago­gisch auf­zu­zei­gen, dass Leh­rende auch wohl­wol­lend und empa­thisch gegen­über Schüler*innen sein können.

Dem gegen­über­ge­stellt sind die Schüler*innen schein­bar nur gut. Sie haben die Strenge nicht ver­dient, da sie nie irgend­et­was falsch machen und immer nur zu Unrecht ange­me­ckert werden.

Poten­tial mit Ecken und Kanten

Trotz sei­nes unge­wöhn­li­chen Erzähl­stils und der inter­es­san­ten Aus­gangs­si­tua­tion, wer­den einige Fra­gen auf­ge­wor­fen, die kaum bis gar nicht beant­wor­tet wer­den. Immer wie­der wer­den Dinge ange­deu­tet, jedoch nie genug Bau­steine gelie­fert, dass man es sich als Lesende*r selbst zusam­men­rei­men könnte.

Auch die ein­sei­tige Bericht­erstat­tung zeich­net ein kli­schee­haf­tes und unan­ge­neh­mes Bild des Lehr­per­so­nals, wel­ches den Glau­ben von lesen­den Schüler*innen nur noch mehr anheizt, dass Lehrer*innen will­kür­lich streng sind und ihnen aus­schließ­lich Schlech­tes wol­len. Mehr Kon­trast im Ver­hal­ten und ein Ein­blick in das Han­deln der leh­ren­den Begleit­per­so­nen wären hier päd­ago­gisch pas­sen­der gewe­sen, etwa durch einen E‑Mail-Aus­tausch der Leh­ren­den unter­ein­an­der oder ein Pro­to­koll von erwach­se­ner Seite.

PUFF!

Lei­der beschränkt sich der kom­plette Reiz von „Sankt Irgend­was“ auf das große Mys­te­rium, das um die Klas­sen­fahrt herum auf­ge­baut bezie­hungs­weise eher auf­ge­bauscht wird. Schluss­end­lich gip­felt die kom­plette Hand­lung jedoch in einem unspek­ta­ku­lä­ren PUFF! und mit einem skep­ti­schen Das-soll-es-jetzt-gewesen-sein-Gefühl.

Die Idee um einen mys­te­riö­sen Vor­fall auf einer Klas­sen­fahrt hat Poten­tial, die Umset­zung von Tamara Bach wird die­sem Mys­te­rium jedoch nicht gerecht. Schade.

Sankt Irgend­was. Tamara Bach. Carl­sen Ver­lag. 2020.

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