Sarah Neuendorf alias Gretas Schwester im Interview

by Worteweberin Annika

„Neue Wel­ten zu erschaf­fen, ist für mich das Größte.“

Sarah Neu­en­dorf zeich­net, schreibt und ver­legt unter dem Namen Gre­tas Schwes­ter. Worte­we­be­rin Annika hat mit ihr über Lieb­lings­bü­cher, das wilde Island und Lebens­träume gesprochen.

BK: Magst du zum Ein­stieg ein wenig mehr über dich erzäh­len? Wofür brennst du und was machst du?

SN: Ich heiße Sarah, bin 32 Jahre alt und in zwei­ter Genera­tion Ber­li­ne­rin durch und durch. Ich wohne mit mei­nem Mann und mei­nen zwei Kin­dern, Anuk und Mika, in Schö­ne­berg. 2014 habe ich in mei­ner WG in Bre­men bei Nie­sel­re­gen und gelang­weilt vom Stu­dium mein Label Gre­tas Schwes­ter gegrün­det. Erste Pro­dukte waren Post­kar­ten und das Baby­buch, ein Tage­buch zum Ein­tra­gen von Erin­ne­run­gen an die Baby­zeit. Viele Jahre sind seit­dem ver­gan­gen, viele viele Pro­dukte hin­zu­ge­kom­men, doch ich liebe mei­nen Beruf immer noch so sehr wie am ers­ten Tag. Illus­tra­to­rin zu sein, ist für mich mehr Traum als Job.

BK: War es als Kind schon dein Traum, zu malen, zu zeich­nen und Bücher zu machen? Oder wie kam es spä­ter dazu?

SN: Schon als Kind saß ich stän­dig mit Bunt­stif­ten vor Papier und habe gemalt wie ver­rückt. Ein gro­ßes Stück Pappe war für mich das größte Glück der Erde. Schon damals habe ich lie­bend gerne Häu­ser gemalt und sie kom­plett ein­ge­rich­tet. Mit Bunt- und Filz­stif­ten. Lange war mir nicht klar, dass das ein ech­ter Beruf wer­den könnte. Mein größ­ter Traum war es immer, Kin­der­buch­il­lus­tra­to­rin zu wer­den, und ich bin sehr glück­lich dar­über, dass sich die­ser Wunsch erfüllt hat.

BK: Eigent­lich heißt du Sarah Neu­en­dorf. Wie ist denn der Name Gre­tas Schwes­ter entstanden?

SN: „Gre­tas Schwes­ter“ ist ein Kin­der­buch, dass ich zusam­men mit mei­ner Schwä­ge­rin Tine ent­wi­ckelt habe. Gre­tas Schwes­ter ist ein Wal, der auf der Insel des Mäd­chens Anuk stran­det. Sie hilft dem Wal zusam­men mit einer wil­den Affen­bande zurück ins Meer und erlebt jede Menge Abenteuer.

Gleich­zei­tig wurde es dann auch der Name für mein Label, über das ich Pos­ter, Post­kar­ten, Emaille-Becher und Tage­bü­cher ver­kaufe. Etwas ver­wir­rend, das gebe ich zu. Aber seit Greta Thun­berg eine bekannte Per­sön­lich­keit gewor­den ist, den­ken viele, der Name bezieht sich auf sie, was irgend­wie lus­tig und cool ist. Denn wir sind alle große Fans.

BK: Im Ver­lag arsE­di­tion sind mit „Die Welt, die dir gefällt“ und „Die Tier­welt, die dir gefällt“ zwei Bil­der­bü­cher von dir erschie­nen. Beson­ders toll daran ist, dass sie abso­lut kli­schee­frei nach der Mei­nung der Kin­der fra­gen. Wie kam es zu die­sem Konzept?

SN: Der Ver­lag ist mit die­ser tol­len Idee an mich her­an­ge­tre­ten und mit mei­nen Illus­tra­tio­nen kom­bi­niert, hat es sofort Klick gemacht. Das Buch „Die Tier­welt, die dir gefällt“ ist dann eine gemein­same Idee gewe­sen. Wir hat­ten rich­tig Lust auf einen zwei­ten Teil und woll­ten mit dem Buch um die Welt reisen.

BK: Bei uns zu Hause blei­ben wir immer auf der Seite hän­gen, auf der es um die Frage geht: „Wür­dest du lie­ber einem Kro­ko­dil in Süd­ame­rika oder einem Wei­ßen Hai in Afrika die Zähne put­zen?“ Was ist deine Ant­wort auf die Frage?

SN: Defi­ni­tiv dem Kro­ko­dil. Vor ein paar Jah­ren habe ich in Süd­afrika einem wei­ßen Hai auf einer Boots­tour direkt ins Gesicht gese­hen. Gru­se­li­ger und furcht­ein­flö­ßen­der als das kann ein Kro­ko­dil wirk­lich nicht sein.

BK: Wie fin­den deine Kin­der deine Bücher denn eigentlich?

SN: Lange haben wir die Bücher eher zum Suchen von Gegen­stän­den und Tie­ren genutzt, aber seit eini­ger Zeit kann meine Große mit dem Zusam­men­stel­len einer eige­nen Geschichte etwas anfan­gen und siehe da, der Kleine hat‘s dann jetzt auch schon direkt kapiert. Sie lie­ben Tiere, des­we­gen mögen sie das zweite Buch lie­ber, aber vor allem die Fahr­zeuge-Seite im ers­ten Buch hat‘s dem Klei­nen eben­falls angetan.

BK: Nicht nur im „Tierwelt“-Buch, auch bei den Illus­tra­tio­nen auf den Gre­tas-Schwes­ter-Pro­duk­ten fin­det man ganz viele Tiere. Wel­ches ist dein Lieblingstier?

SN: Natür­lich der Wal. Lange wollte ich Mee­res­bio­lo­gin wer­den und die Tie­fen der Ozeane erfor­schen. Am Ende bin ich aber auch sehr glück­lich mit mei­ner jet­zi­gen Berufs­wahl, denn neue Wel­ten zu erschaf­fen, ist für mich das Größte.

BK: Mit Gre­tas Freunde gibt es außer­dem einen Ver­lag, den du mit zwei Kol­le­gin­nen schmeißt. Viele der Bücher aus dem Ver­lag beschäf­ti­gen sich mit dem Thema Rei­sen. Was war bis­her die tollste Reise, die du gemacht hast? Und wohin möch­test du als nächs­tes reisen?

SN: Oh das war wohl nach Island. Kein Ort hat mich mehr ver­zau­bert. Wir waren 2016 das erste Mal dort als Paar ohne Kin­der. Haben den gan­zen Tag in hei­ßen Quel­len her­um­ge­plantscht, haben hei­ßen Tee und Suppe hin­ter beschla­ge­nen Café­schei­ben genos­sen und die schöns­ten Natur­wun­der bestaunt. 2020 waren wir dann noch mal mit den Kin­dern da. Eine völ­lig andere Erfah­rung. Nur kur­zes her­um­pad­deln im war­men Was­ser, Auto­fahr­ten, die stän­dig unter­bro­chen wur­den durch Hun­ger, volle Win­deln oder ver­lo­rene Schnul­ler und schnel­les Essen im Ste­hen. Trotz­dem war diese Reise fast noch tol­ler. Die Kin­der erzäh­len immer noch mit glit­zern­den Augen von den Del­fi­nen, Walen und wil­den Pfer­den, die wir gese­hen haben. Von dem größ­ten Spiel­platz der Welt, der Natur und der Zeit, die wir als Fami­lie hat­ten. Oft stei­gen wir auf dem Sofa ins Flug­zeug und besu­chen erneut die­sen zau­ber­haf­ten Ort.

BK: Was inspi­riert dich bei dei­ner Arbeit neben dem Rei­sen besonders?

SN: Musik. Manch­mal höre ich ein Lied und möchte es unbe­dingt ver­bild­li­chen. Irgend­wie das Gefühl ein­fan­gen, das es in mir her­vor­ruft. Und seit ein paar Jah­ren natür­lich meine Kin­der. Was fin­den sie inter­es­sant, womit kön­nen sie so gar nichts anfan­gen. Sie ver­mit­teln mir dazu ein ziem­lich gutes Gefühl.

BK: Ver­rätst du uns deine Lieblingsbücher?

SN: „Vom Ende der Ein­sam­keit“ und „Hard Land“ von Bene­dict Wells und „Was wir sind“ von Anna Hope. Auch wenn ich auf die­sen Zug spät auf­ge­sprun­gen bin, bin ich riiiie­si­ger Harry Pot­ter Fan und würde in einem Quiz wohl einen ganz guten Platz bele­gen. Als Kind mochte ich „Das Traum­fres­ser­chen“ von Michael Ende und „Lotta zieht um“ von Astrid Lindgren.

Unser gemein­sa­mes Lieb­lings­buch in der Fami­lie ist wohl „Kalle und Elsa“ von Jenny Ves­tin Verona. Da freue ich mich immer beson­ders, wenn ich das Vor­le­sen darf.

BK: An wel­chem Pro­jekt arbei­test du gerade?

SN: Wir brin­gen Anfang Novem­ber eine sehr weih­nacht­li­che Ver­sion unse­rer Tiny Adven­tures Reihe her­aus und es ist ein wei­te­res Kin­der­buch bei Gre­tas Freunde geplant.

BK: Dann habe ich noch zwei Fra­gen, denen sich alle Besucher*innen in der Bücher­stadt stel­len müs­sen: Wel­che Frage hast du dir schon immer für ein Inter­view gewünscht und wie ant­wor­test du darauf?

SN: Wen wür­dest du gerne mal tref­fen, tot oder lebendig?
Auch wenn es als Kin­der­buch­il­lus­tra­to­rin irgend­wie ein Kli­schee ist, Zimt­schne­cken essen mit Astrid Lind­gren wäre schon wun­der­voll. Gerne würde ich wis­sen, wie man so lange so tolle Arbei­ten ablie­fern kann. Dann stelle ich mir vor, wie ich selbst, als Omi, an mei­nen Schreib­tisch sitze und das Zwan­zigste Buch von Greta dem Wal illus­triere. Viel­leicht gibt es im Him­mel ja die Villa Kun­ter­bunt, da würde ich mich auf jeden Fall auf ein Zim­mer bewer­ben und hof­fen, dass dort der Woh­nungs­markt weni­ger ange­spannt ist als in Berlin.

BK: Wenn du selbst ein Buch wärst, wel­ches wäre das?

SN: „Wir Kin­der aus Bul­lerbü“, denn so sehr ich das Leben in der Stadt liebe, so sehr würde mich das Leben auf einem der drei Höfe glück­lich machen. Ein Gemü­se­gar­ten vor der Tür und Freunde im Nord- und Süd­hof. Herr­lich wäre das.

Foto: Kris­ten Fortier

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