Schlaflos

by Zeichensetzerin Alexa

Wer kennt das nicht: Unru­hige Nächte, in denen man sich im Bett hin und her wälzt, geplagt von Gedan­ken, die man nicht ver­trei­ben kann. Sor­gen, Ängste oder Auf­re­gung befal­len einen und rau­ben einem den Schlaf. Ulrike Kolb, die selbst unter Schlaf­lo­sig­keit litt, the­ma­ti­siert die­ses Pro­blem in ihrem Roman „Die Schlaflosen“.

Eine Gruppe von Schlaf­lo­sen reist in ein Hotel ein, um an einem Work­shop teil­zu­neh­men, bei dem ihnen ein „Schlaf­papst“ dazu ver­hel­fen soll, wie­der schla­fen zu kön­nen. Doch schon bald müs­sen die Betrof­fe­nen fest­stel­len, dass er nicht anwe­send ist und ob er über­haupt noch erschei­nen wird, ist unge­wiss. Die Auf­re­gung ist groß, immer­hin wurde der Auf­ent­halt bereits bezahlt! Als Ent­schä­di­gung spen­diert das Hotel reich­lich Getränke und Essen. Und so kommt es, dass die Schlaf­lo­sen unter­ein­an­der ins Gespräch kommen.
Wie wenig Lust sie auf die­sen Work­shop und den Kon­takt zu ande­ren haben, zeigt sich durch ihre Gesprächs­hal­tung. Wirk­lich inter­es­siert sind sie am Gegen­über nicht, schnell schwei­fen die Gedan­ken ab und geben Ein­blick in Erin­ne­run­gen und Gefühle. Auf diese Weise erfährt man schließ­lich den Aus­lö­ser der Schlaf­lo­sig­keit. Die Gründe sind unter­schied­lich, doch alle nach­voll­zieh­bar: Trau­ma­ti­sche Erleb­nisse und Ängste sind einige davon. Seit Jah­ren kön­nen die Betrof­fe­nen nur wenige Stun­den schla­fen. Ihre Müdig­keit ist unvor­stell­bar, ihre Lebens­en­er­gie am Ende. Als seien sie zwi­schen Traum und Wirk­lich­keit gefan­gen, tor­keln sie durch den All­tag, um nachts schließ­lich hell­wach im Bett zu lie­gen und nur dar­auf zu war­ten, dass die Zeit vergeht.

Der Wunsch zu schla­fen ist groß und zieht sich durch das gesamte Buch. Pro­bleme wer­den auf­ge­deckt, kön­nen über den kur­zen Zeit­raum jedoch nicht gelöst wer­den. Sehr rea­li­täts­nah beschreibt die Autorin die Hand­lung der Prot­ago­nis­ten. Diese hal­ten nicht nur Distanz zuein­an­der, son­dern auch zum Leser. Bestärkt wird der Ein­druck durch die Ver­wen­dung von indi­rek­ter Rede bzw. der Aus­las­sung von Anfüh­rungs­zei­chen bei direk­ter Rede. Auf diese Weise wirkt der Text oft mono­ton und lässt auf lite­ra­ri­scher Ebene nur wenig Span­nung zu, auch wenn inhalt­lich wel­che zu erah­nen ist. Mit ihrem ruhi­gen Schreib­stil schafft die Autorin eine stille Atmo­sphäre, in der alles oder nichts gesche­hen kann. Man muss sich nur dar­auf ein­las­sen kön­nen. Erwäh­nens­wert ist außer­dem der längste Satz, den ich je in einem Buch gele­sen habe: Hier erstreckt sich einer über vier Seiten.

Alexa

Die Schlaf­lo­sen, Ulrike Kolb, Wall­stein, 2013

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3 comments

Sonntagsleserin Februar 2015 | buchpost 5. Februar 2015 - 16:41

[…] Bücher­ku­rier las den Roman Die Schlaf­lo­sen von Ulrike Kolb, auf den bereits das Graue Sofa auf­merk­sam gemacht hatte, der mir dann aber wieder […]

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Xeniana 5. Februar 2015 - 19:06

Klingt als wäre das mein Buch:)

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Wunsch nach Freiheit | Bücherstadt Kurier 9. Juni 2015 - 20:12

[…] Rede ohne Anfüh­rungs­zei­chen zu schrei­ben. Die­ses Phä­no­men begeg­nete mir bereits in “Die Schlaf­lo­sen” und “Die sibi­ri­sche Nach­ti­gall“, und nun auch in die­sem Werk “Köni­gin der […]

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