Schleichend kommt der Schatten

by Bücherstadt Kurier

Das Böse hat viele Gesich­ter. Es kommt schlei­chend, durch man­nig­fal­tige Wege, aus ver­schie­de­nen Grün­den. Die Schat­ten nis­ten sich ein und las­sen einen nicht mehr gehen. Der Schat­ten­kult ist ein Kult des Bösen, ein Kult, der seine Anhän­ger auf ver­schie­de­nen Wegen in den Bann zieht, sie aber den­noch mit Füßen tritt. Macht ist alles, was zählt. Robert Cor­vus erzählt von die­sem Schat­ten­kult, rückt nicht den Hel­den ins Ram­pen­licht, son­dern die Ent­wick­lung der Dun­kel­heit, die sich jedes Her­zens bemäch­ti­gen kann. - Von Bücher­bän­di­ge­rin Elisabeth

Abge­ord­nete ver­schie­de­ner Fami­lien und Kulte waren in den Regen­bo­gen­turm der Aesol ein­ge­la­den, um dem Ora­kel eine Dar­bie­tung vor­zu­füh­ren. Der Sie­ger die­ses Wett­kamp­fes hat die Erlaub­nis, dem Ora­kel eine Frage zu stel­len, die in die Zukunft blickt und weg­wei­send sein könnte. Der Schat­ten­kult ist einer die­ser Abord­nun­gen und um die Macht der bösen Schat­ten zu bre­chen, rot­ten sich die ande­ren Abord­nun­gen zusam­men, um ihr Kön­nen zu ver­ei­nen. So strei­ten der Halb­gott auf der einen und die Schat­ten­her­rin auf der ande­ren Seite für die Gunst, vor schattenkult1dem Ora­kel vorzusprechen.
Tynay ist Anhän­ge­rin des Schat­ten­kults, eine Arriek – eine Toch­ter der Wüste – und hat die zwei­fel­hafte Ehre, ihr Leben für eine Erwe­ckung zu geben. Es geht aller­dings etwas schief, Tynay über­lebt und wird nun die über­flüs­sige Hel­fe­rin für ein Unter­fan­gen, das aus Man­gel an Wis­sen und Kön­nen zum Schei­tern ver­ur­teilt ist. Aller­dings hat sie – mehr als die ande­ren – die Idee der Schat­ten ver­stan­den und ver­folgt ihren eige­nen Plan. Unge­wollte Hilfe erhält sie von einer Tän­ze­rin, wel­che den Kult ver­ab­scheut, bis wid­rige Umstände Liebe zu Hass wer­den las­sen und die Schat­ten in ihrem Her­zen Ein­zug hal­ten. Und so spit­zen sich die Ereig­nisse der Nacht zu, bis der Schat­ten­kult dem Halb­gott gegen­über steht. Und am Ende kann es nur einen Sie­ger geben.

Robert Cor­vus beschreibt in sei­nem „Schattenkult“-Band eine Erzäh­lung aus dem Uni­ver­sum sei­ner Schat­ten­welt. Aller­dings ist Schat­ten­kult als Ein­zel­band zu sehen, der mit den Hand­lun­gen der Tri­lo­gie nichts gemein hat. In Kapi­teln beschreibt er die Ereig­nisse einer ein­zi­gen Nacht, die sich außer­or­dent­lich schnell zuspit­zen, bis sie am nächs­ten Mor­gen ihr Ende fin­den. Er hat ein klei­nes Ver­wirr­spiel geschaf­fen, in wel­chem Gren­zen ver­schwim­men und Kar­ten neu gemischt wer­den. Zudem ist seine Welt, die von Far­ben und Ele­men­ten und neuen Wesen durch­wach­sen ist, eine, die einige span­nende Ideen mit sich bringt.
Cor­vus stellt nicht die Hel­den in den Mit­tel­punkt, nicht die Strei­ter und Ver­fech­ter des Guten, son­dern stellt sich auf die Seite des Bösen und des­sen Gedan­ken und Beweg­gründe. Für den einen Macht, für den ande­ren Aner­ken­nung, für wie­der andere Rache – die Wege in den Schat­ten sind vielfältig.
Tynay, das Wüs­ten­mäd­chen, das ein Ritual über­lebt, arbei­tet sich durch ihren eis­kal­ten Wil­len zu dem auf, was sie begehrt. Lei­der ist die­ser Cha­rak­ter einer der weni­gen, der wirk­lich gute Gedan­ken und eini­ges an Tiefe auf­weist. Ihre Beweg­gründe, die Ver­glei­che mit den Eigen­schaf­ten der Wüste sind gut durch­dacht und cha­rak­te­ri­sie­ren das Mäd­chen. Viele andere Figu­ren wir­ken ober­fläch­lich und austauschbar.

Cor­vus arbei­tet mit beschrei­ben­der und oft bild­haf­ter Spra­che. Einige Sze­nen aller­dings, auch der blut­rüns­ti­gen Art, wir­ken ein wenig über­spitzt. Zudem wird manch­mal durch die aus­führ­li­chen Beschrei­bun­gen etwas Tempo weg­ge­nom­men und die Geschichte zu sehr in die Länge gezo­gen, was dem Buch hin und wie­der lang­at­mige Stel­len ver­leiht. Der Autor lässt es nicht an Grau­sam­kei­ten man­geln und hält sich dahin­ge­hend mit Beschrei­bun­gen nicht immer zurück. Dadurch ist das Buch auch nicht für Leser geeig­net, die wenig mit beschrie­be­ner Gewalt anfan­gen kön­nen. „Schat­ten­kult“ ist ein Fan­tasy-Buch, das auf große Kom­ple­xi­tät ver­zich­tet und für eine leichte Lek­türe sorgt.

Schat­ten­kult. Robert Cor­vus. Piper. 2014.

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