Schwedische Nostalgie

by Zeilenschwimmerin Ronja

Lange schon stand der auto­bio­gra­phi­sche Band „Das ent­schwun­dene Land“ von Astrid Lind­gren auf der Lese­liste von Zei­len­schwim­me­rin Ronja. Mit der Neu­aus­gabe des Oetin­ger Ver­lags hat sie sich nun ein­mal mehr nach Schwe­den gelesen.

Astrid Lind­gren wuchs mit drei Geschwis­tern auf dem Land auf. Ihre Eltern führ­ten einen Bau­ern­hof, Näs bei Vim­merby, der noch heute im Besitz der Fami­lie ist. (Direkt dane­ben steht mitt­ler­weile das Astrid-Lind­gren-Museum.) „Das ent­schwun­dene Land“ berich­tet davon, wie die Fami­lie Erics­son (Lind­grens Geburts­name) über­haupt nach Näs kam und wie sich ihre Eltern kennenlernten.

Der Lie­bes­ge­schichte ihrer Eltern räumt Lind­gren am meis­ten Platz ein. Lie­be­voll berich­tet sie von der lang­sa­men Annä­he­rung der bei­den und zitiert aus den zahl­rei­chen erhal­te­nen Lie­bes­brie­fen. Vom ers­ten Ver­spre­chen bis zur Hoch­zeit von Samuel August und Hanna ver­gin­gen einige Jahre, die sie ver­brach­ten, ohne sich oft sehen zu kön­nen. Doch danach waren sie nie wie­der getrennt.

„Chris­to­pher Pol­hem, ein klu­ger Mann, hat ein­mal gesagt, es täte Kin­dern gut, zuzu­se­hen, wenn ihre Eltern sich her­zen. Samuel August hätte seine volle Sym­pa­thie gehabt, das steht fest. Einen zärt­li­che­ren Bau­ern hat es nie gege­ben, zumin­dest war es bei små­län­di­schen Bau­ern unüb­lich, seine Gefühle so unver­hoh­len zu zei­gen, wie Samuel August es tat. Wir Kin­der waren es gewohnt, tag­täg­lich zuzu­schauen, wie unser Vater, und sei es auch nur für einen kur­zen Augen­blick, unsere Mut­ter umarmte und sie »herzte«.“ (S. 37)

Astrid Lind­grens Kind­heit war – auch wenn sie natür­lich bei den anfal­len­den Arbei­ten auf dem Hof hel­fen musste – von vie­len Frei­hei­ten, Albern­hei­ten und der Liebe ihrer Eltern gekenn­zeich­net. Obwohl der Ein­blick in ihre Kind­heit, den sie in drei wei­te­ren Kapi­teln gewährt, knap­per aus­fällt, ent­steht der Ein­druck einer glück­li­chen Zeit. Dabei schwingt viel Nost­al­gie für „das ent­schwun­dene Land“ mit, das Schwe­den von damals.

So wie Lind­gren von ihrer Kind­heit berich­tet, ist es kein Wun­der, dass ihr spä­te­res Werk Kin­dern gewid­met ist. Zu vie­len Gele­gen­hei­ten wies sie dar­auf hin, dass man Kin­dern mit dem­sel­ben Respekt begeg­nen sollte wie Erwach­se­nen: „Schenkt den Kin­dern Liebe, mehr Liebe und noch mehr Liebe, dann kom­men die Manie­ren von allein.“* Diese Phi­lo­so­phie macht sich auch im Kapi­tel „Klei­nes Zwie­ge­spräch mit einem künf­ti­gen Kin­der­buch­au­tor“ bemerk­bar. Dort gibt sie ein paar Hin­weise dazu, wie man ein gutes Kin­der­buch schreibt. Der wohl wich­tigste ist: Es gibt kei­nen Leit­fa­den, wie ein gutes Kin­der­buch sein muss. Zuletzt ver­rät Astrid Lind­gren noch das Geheim­nis um die Her­kunft eini­ger ihrer eige­nen Ideen, aber: Pssst! Nicht weitersagen …

„Denke am bes­ten gar nicht dar­über nach! Schreibe frisch von der Leber weg und aus Her­zens­lust. Denn Frei­heit wün­sche ich dir und allen ande­ren Kin­der­buch­au­toren, die Frei­heit, die einem für Erwach­sene schrei­ben­den Schrift­stel­ler ganz selbst­ver­ständ­lich zuge­bil­ligt wird, näm­lich zu schrei­ben, was er will oder wie er will.“ (S. 94)

Die­ser auto­bio­gra­phi­sche Band ist knapp und epi­so­den­haft, was die Wir­kung jedoch kei­nes­wegs schmä­lert. Astrid Lind­gren wird hier per­sön­lich, ohne dabei jedoch zu viel von ihrer Pri­vat­sphäre auf­ge­ben zu müs­sen. Beim Lesen stellt sich viel­mehr ein all­ge­mei­nes Gefühl der Zufrie­den­heit und Ver­bun­den­heit ein. „Das ent­schwun­dene Land“ zeigt deut­lich, wo die Inspi­ra­tion und Moti­va­tion für ihr Werk herkam.

Das ent­schwun­dene Land. Astrid Lind­gren. Über­set­zung: Anna-Liese Kor­nitzky. Oetin­ger. 2018. Erhält­lich in der Buch­hand­lung eures Vertrauens.

* Zitiert nach: astrid​-lind​gren​.de

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