Sprachliche Skizzen

by Zeichensetzerin Alexa

[…]
Es ist still hier im Zim­mer, eine Stille,
durch die der Com­pu­ter summt.
Ich gehe im Geist meine Mög­lich­kei­ten durch.
Ich bin ver­mut­lich die letzte mei­ner Art,
die letzte Liebende;
um mich herum nur deine Abwesenheit
und die Mög­lich­keit Internet.

Es sind Türen in der Stille,
was mich nicht überrascht;
mehr als in mei­nem Elternhaus,
auch das habe ich erwartet,
weil ich bes­ser werde und das Spiel in mir wächst.
[…] (Letzte mei­ner Art, Silke Scheuermann)

Silke Scheu­er­manns „Skizze vom Gras“ ist ein kurz­wei­li­ger, locker­leich­ter Gedicht­band, der The­men der Gegen­wart behan­delt (Kul­tur, soziale Netz­werke, All­tag), ver­mischt mit Natur. Es han­delt sich hier­bei kei­nes­wegs um Lyrik, die einer fes­ten Struk­tur folgt. Reime oder Wie­der­ho­lun­gen sowie Aus­schmü­ckun­gen sucht man ver­ge­bens. Viel­mehr erin­nert Scheu­er­manns Stil an einen Pro­sa­text in Ver­sen – eine Art Prosagedicht.
Scheu­er­manns Stil ist – wie der Titel bereits andeu­tet – ver­gleich­bar mit skiz­zen­haf­ten Ein­drü­cken, Gefüh­len, Dar­stel­lun­gen. Die Autorin zeigt damit, dass Details nicht zwin­gend not­wen­dig sind, um durch Spra­che Bil­der erzeu­gen zu kön­nen. Es sind Impres­sio­nen des Lebens, flüch­tige Momente, die sprach­lich fest­ge­hal­ten wur­den – was am Ende bleibt, ist ein vages Gefühl und eine blasse Erinnerung.

Alexa

Skizze vom Gras, Silke Scheu­er­mann, Schöff­ling & Co., 2014; wei­tere Lese­pro­ben gibt es hier.
Auch die Feuil­le­töne stell­ten heute einen Gedicht­band vor: „min­des­tens einen der wei­ßen wale“ von Cor­ne­lia Travnicek

Weiterlesen

Leave a Comment

Diese Seite verwendet Cookies. Mit der Nutzung unserer Website erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. OK Erfahre mehr