Stefanie Leo

by Zeichensetzerin Alexa

Wenn ich ein Buch wäre, müsste ich schon allein wegen mei­ner Kör­per­größe ein Kin­der­buch sein. Eins, das vol­ler Über­ra­schun­gen steckt, ein fröh­li­ches, aber nicht ober­fläch­li­ches Buch, ich schätze mal, dann bin ich wohl „Pippi Langstrumpf“.

Seit über 12 Jah­ren betreibt Ste­fa­nie Leo schon die Web­seite Bue​cher​kin​der​.de, eine Seite, auf der Kin­der und Jugend­li­che zwi­schen 6 und 18 Jah­ren aktu­elle Kin­der- und Jugend­bü­cher bewer­ten. Nun hat sie eine neue Aktion ins Leben geru­fen: #boo­k­upDE. Aber was ist das eigent­lich? Bücher­städ­te­rin Alexa hat nachgefragt.

BK: Liebe Ste­fa­nie, danke, dass du dir die Zeit nimmst, unsere Fra­gen zu beant­wor­ten! Wir ver­fol­gen schon seit einer Weile dein Wir­ken in der Buch­bran­che und freuen uns, dich nun in der Bücher­stadt begrü­ßen zu kön­nen. Aber ganz der Reihe nach – viel­leicht magst du dich kurz unse­ren Lesern vorstellen?

SL: Aber gerne doch. Mein Name ist Ste­fa­nie Leo, ich bin 44 Jahre alt und betreibe seit 2002 die Web­seite Bue​cher​kin​der​.de, auf der Kin­der und Jugend­li­che ihre Mei­nung zu aktu­el­len Büchern abge­ben. Seit 2010 ver­netze ich in den Sozia­len Medien mit Lei­den­schaft “Kin­der­buch­men­schen” u.a. mit der Face­book-Seite “Ich mach was mit Kin­der-Büchern“. Ich bin Jury­mit­glied des “Leip­zi­ger Lese­kom­pass” und schreibe regel­mä­ßig für die Fach­zeit­schrift “Esels­ohr”. Am liebs­ten lese ich Bücher aus der Holz­klasse, mitt­ler­weile aber auch immer mehr auf mei­nem iPad-Mini.

BK: Wie bist du auf die Idee zu „Bücher­kin­der“ gekom­men? Was steckt eigent­lich dahinter?

SL: Mit den „Bücher­kin­dern“ habe ich 2002 den Bogen von mei­nem alten Arbeits­le­ben (Schrift­set­ze­rin, die damals mit dem Auf­bau der ers­ten Web­sei­ten des Ver­lags betreut war) zu mei­nem neuen Arbeits­le­ben (Mut­ter dreier Söhne) gespannt. Meine Vor­lese- und Bil­der­buch­er­fah­run­gen mit mei­nen Kin­dern wollte ich gerne im Netz wei­ter­ge­ben. So ent­stand – von mir noch brav in HTML selbst pro­gram­miert – die erste Ver­sion der Web­seite Bue​cher​kin​der​.de. Es war dann aller­dings bei rund 8.000 Neu­erschei­nun­gen im Bereich Kin­der- und Jugend­buch pro Jahr nur eine Frage der Zeit bis ich mir Hilfe holen musste. Mitt­ler­weile besteht die Kin­der- und Jugend­re­dak­tion aus 60 „Mit­ar­bei­tern“ im Alter zwi­schen 6 und 18 Jah­ren. Im Bil­der­buch­be­reich wer­den die Bücher von 16 erwach­se­nen Vor­le­sern teils mit eige­nen Kin­dern bewertet.

BK: Was bedeu­tet Social Media für dich?

SL: Als ich Ende 2009 mit Twit­ter begann, war Social Media tat­säch­lich ein Ret­tungs­ring für mich. Ich hatte damals ein ziem­li­ches Moti­va­ti­ons­tief, seit Jah­ren pas­sierte außer aktu­el­len Büchern nicht viel Neues auf der Seite und tat­säch­lich war 2009 auch das ein­zige Jahr, auf dem ich die Buch­messe nicht besuchte. Mit Twit­ter und Face­book eröff­ne­ten sich plötz­lich ganz neue Mög­lich­kei­ten und mein alter Schwung kam zurück. Social Media möchte ich vor allem aus zwei Grün­den nicht mehr mis­sen: Zum einen wegen der Men­schen (unglaub­lich wie viele inter­es­sante Men­schen ich mitt­ler­weile ken­nen und schät­zen gelernt habe), zum ande­ren würde mir der Blick über den Tel­ler­rand z.B. hin­über zu Kunst und Kul­tur wirk­lich fehlen.

BK: Nun hast du eine neue Aktion ins Leben geru­fen: #boo­k­upDE – Was ist das eigentlich?

SL: Die Idee zu #boo­k­upDE ent­stand bei einem soge­nann­ten Blick über den Tel­ler­rand, näm­lich bei der Teil­nahme an einem stART­camp. Dort wurde der Ein­satz von soge­nann­ten #tweetups im Bereich von Museen und ande­ren Kul­tur­be­trie­ben dis­ku­tiert und ich über­legte, ob das für das Kul­tur­gut Buch nicht auch irgend­wie über­trag­bar sei. Auf Twit­ter habe ich das For­mat #boo­k­upDE ein­mal in 140 Zei­chen so erklärt: „Buch­be­geis­terte tref­fen sich an biblio­phi­len Orten (Buch­hand­lung, Ver­lag, etc.) und berich­ten live per Social Media. Aus­führ­li­cher stand ich Simone von Papier­ge­flüs­ter in einem Pod­cast Rede und Ant­wort: www​.papier​ge​flues​ter​.com

BK: Wer kann daran teilnehmen?

SL: Für die Orga­ni­sa­tion eines boo­k­upDE-Tref­fens gehö­ren eigent­lich zwei Par­teien. Ein­mal der Ort nebst Ver­an­stal­ter (z.B. Buch­hand­lung, Ver­lag, Biblio­thek etc.) und eine Kon­takt­per­son (z.B. ein regel­mä­ßi­ger Kunde/Besucher). Beide soll­ten medial gut ver­netzt sein. Sie orga­ni­sie­ren dann ein Tref­fen, zu dem wei­tere Social Media „Akti­vis­ten“ ein­ge­la­den wer­den. Vor Ort heißt es dann „Handy raus und nicht Handy aus!“, damit die Teil­neh­mer live via Face­book, Twit­ter, Insta­gram usw. berich­ten kön­nen. Ein klei­nes Pro­gramm ist schön, aber nicht zwin­gend not­wen­dig. Auch Off­liner sind gerne gese­hen, soll­ten aber im Vor­feld wis­sen, auf was sie sich ein­las­sen. Zwan­zig Men­schen, die in Smart­pho­nes tip­pen, sind bis­wei­len etwas gewöhnungsbedürftig. 😉

BK: Bücher­kin­der, #boo­k­upDE – was machst du außerdem? 

SL: Seit 2005 biete ich, beson­ders in der Vor­weih­nachts­zeit, Bücher­ti­sche für Solin­ger Kin­der­ta­ges­stät­ten an. Dann heißt es vier Wochen lang Bücher schlep­pen und Aus­stel­lun­gen auf- und abbauen. Seit 2012 gibt es zudem regel­mä­ßig Lesun­gen in mei­nem Wohn­zim­mer. Bis zu 35 Per­so­nen fin­den Platz, wenn das Wohn­zim­mer ein­mal aus­ge­räumt ist. Am kom­men­den Frei­tag (26.9.) ist es wie­der soweit, dann gibt es mit Kai Lüft­ner eine Lesung für Kin­der. Am 6.12. erwarte ich die Düs­sel­dor­fer Autorin Gina Mayer, mitt­ler­weile schon zum drit­ten Mal. Auch unter den Zuhö­rern gibt es viele Wie­der­ho­lungs­tä­ter. Und wenn sich die Büro­tür hin­ter mir schließt bin ich natür­lich auch noch Ehe­frau und Mut­ter von drei Söh­nen (11, 14 und 16), und dann sind meine 24 Stun­den pro Tag auch schon gut gefüllt.

BK: Wie sieht bei dir ein Arbeits­tag aus? 

SL: Mein Büro­tag beginnt meist zwi­schen 8 und 9 Uhr. Zuerst werfe ich einen Blick in Twit­ter, Face­book Feedly und meine Mails. Inter­es­sante Bei­träge wer­den kom­men­tiert oder geteilt. Dann küm­mere ich mich um die Bue­cher­kin­der-Daten­bank, füt­tere sie mit neuen Büchern oder neuen Rezen­sio­nen der Redak­tion. Diese wer­den dann natür­lich auch in den Sozia­len Medien geteilt. Manch­mal geht aber auch ein gan­zer Vor­mit­tag drauf, um Bücher­sen­dun­gen für die Redak­tion fer­tig zu machen.

BK: Was macht dir an dei­ner Arbeit am meis­ten Spaß?

SL: Sie ist unheim­lich viel­fäl­tig. Ich bin wie ein klei­nes Kind an Weih­nach­ten, wenn mich die Buch­pa­kete mit Neu­erschei­nun­gen errei­chen. Ich werde auch nach zwölf Jah­ren nicht müde, mich an den schö­nen Büchern zu erfreuen. Natür­lich lese ich auch gerne, wobei da manch­mal tat­säch­lich die Muße für fehlt. Ich mag den Aus­tausch und die Kom­mu­ni­ka­tion in den Sozia­len Medien, ich wäre ja sonst ganz schön allein in mei­nem Büro.

BK: Was gefällt dir eher weniger?

SL: Nun ja, wer selbst­stän­dig ist, muss natür­lich auch den gan­zen Büro­kramer­le­di­gen. Rech­nun­gen schrei­ben, Bücher bestel­len, Umsatz­steuer machen gehö­ren nicht wirk­lich zu mei­nen Lieblingsbeschäftigungen.

BK: Ist schon eine neue Aktion in Pla­nung? Was steht als nächs­tes an?

SL: Eine neue Aktion ist zur­zeit nicht in Pla­nung, da ich über beide Ohren mit dem Relaunch der Bue­cher­kin­der-Web­seite beschäf­tigt bin. Nun freue ich mich erst ein­mal, an wei­te­ren Boo­k­upDE-Tref­fen teil­zu­neh­men und wer weiß auf was für ver­rückte Ideen ich dann 2015 komme?!

BK: Und was machst du, wenn du nicht arbeitest?

SL: Wenn ich nicht arbeite, leite ich einen klei­nen erfolg­rei­chen Fami­li­en­be­trieb 😉 Nein, Spaß bei­seite, ich bin ein Fami­li­en­mensch mit allem, was dazu gehört. Trotz­dem bleibt immer noch Zeit für mich. Die fülle ich dann gerne mit Lesen, Yoga, Nor­dic Wal­king und Klavierspielen.

BK: Liest du eigent­lich nur Kin­der- und Jugendbücher? 

SL: Ja. Mit einer klei­nen Ein­schrän­kung: Im Urlaub habe ich immer auch ein Buch für „Große“ dabei. Aller­dings ist Kin­der- und Jugend­li­te­ra­tur so viel­fäl­tig, außer­ge­wöhn­lich und oft auch sprach­lich anspruchs­voll, dass ich die Bel­le­tris­tik nicht wirk­lich vermisse.

BK: Auf wel­che 3 Neu­erschei­nun­gen freust du dich besonders?

SL:
1. „Sul­tan und Kotz­bro­cken in einer Welt ohne Kis­sen“ von Clau­dia Schrei­ber, weil ich mich mit mei­nen Kin­dern vor 10 Jah­ren über den ers­ten Band schon so köst­lich amü­siert habe und mir nicht vor­stel­len kann, wie der Sul­tan in Band 2 ohne seine Kis­sen aus­kom­men wird.
2. „Das wilde Buch“ von Juan Vil­loro, weil mich der Klap­pen­text furcht­bar neu­gie­rig gemacht hat. Wer will die­ses geheim­nis­volle Buch, das sich in den Laby­rin­then einer Biblio­thek vor dem Leser ver­steckt, nicht lesen?
3. „Leo­nore und ihre Töch­ter“ von Gina Mayer, weil ich die immer gut recher­chier­ten his­to­ri­schen Romane der Autorin bis­her alle ver­schlun­gen habe und sie mit genau die­sem Buch zur Wohn­zim­mer­le­sung kommt.

BK: Gibt es ein Buch, das dir beson­ders am Her­zen liegt?

SL: Das ist eine böse Frage, es gehört ver­bo­ten, sie Viel­le­sern zu stel­len. 😉 Aber der Neu­erschei­nung „Zer­bro­che­ner Mond“ von Sally Gard­ner wün­sche ich ganz viele Leser. Die Geschichte des beson­de­ren Hel­den Stan­dish Tre­ad­well hat mich im Inners­ten berührt. Sie erzählt mit ein­fa­chen, doch poe­ti­schen Wor­ten von Faschis­mus, Ras­sen­wahn und Unter­drü­ckung, aber auch von wun­der­vol­len Men­schen, Freund­schaft und einer Hoff­nung, die nie­mals stirbt.

BK: Und zu guter Letzt unsere BK-Spe­cial-Fra­gen: Stell dir vor, du wärst ein Buch – wel­ches wärst du?

SL: Wenn ich ein Buch wäre, müsste ich schon allein wegen mei­ner Kör­per­größe ein Kin­der­buch sein. Eins, das vol­ler Über­ra­schun­gen steckt, ein fröh­li­ches, aber nicht ober­fläch­li­ches Buch, ich schätze mal, dann bin ich wohl „Pippi Langstrumpf“. 🙂

BK: Was machst du, wenn dich unser Buch­fink besu­chen kommt?

SL: Dann darf er sich gerne auf meine Schul­ter set­zen und mir ein wenig bei der Arbeit zuschauen. Spä­ter gibt es dann Kaf­fee für mich und Was­ser und Samen für den Buch­fink. Und wenn er wei­ter­fliegt, darf er gerne im Netz von sei­nem Besuch bei mir zwitschern.

Foto: San­dra Rudel

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