Studium mal anders

by Bücherstädterin Jasmin

Sich als Student/in im Aus­land zurecht­zu­fin­den, kann so auch schon schwer genug sein. Was pas­siert, wenn dann auch noch zwei Tage aus dem Gedächt­nis gelöscht wer­den, zeigt der neue Thril­ler „Aquila“ von Ursula Pozn­an­ski. – Von Bücher­städ­te­rin Jasmin

Als Nika beschloss, für ein Semes­ter ins Aus­land, genauer gesagt nach Siena, Ita­lien, zu gehen, hatte sie wahr­schein­lich nicht damit gerech­net, dass sie unter Gedächt­nis­ver­lust lei­den und unheim­li­che Bot­schaf­ten von einem Frem­den plus mys­te­riöse Anmer­kun­gen von sich selbst erhal­ten würde. Sie hatte sich auch nicht aus­ma­len kön­nen, ihren Pass, zusam­men mit ihrem Handy zu ver­lie­ren oder dass ihre WG- Mit­be­woh­ne­rin, die impul­sive Jenny, spur­los ver­schwin­den würde. Und doch, all das ist geschehen.

„Weih­nach­ten vol­ler Angst.“ [...] „Nika starrte ver­zwei­felt auf das Papier, bis ihr Blick ver­schwamm.“ (S.19)

Nun ver­sucht Nika ihr Leben wie­der in den Griff zu bekom­men und neben­bei her­aus­zu­fin­den, was mit ihr gesche­hen ist und wo Jenny geblie­ben ist. Ein­fa­cher als gesagt, denn anschei­nend ver­sucht jemand die junge Stu­den­tin los­zu­wer­den. Ihr brü­chi­ges Ita­lie­nisch sowie ihre eige­nen Stüt­zen hel­fen ihr nicht wei­ter. Hat sie die­ses Mal beim Alko­hol­kon­sum ein­fach über die Stränge geschla­gen oder steckt da doch noch mehr dahin­ter? Zum Glück lernt sie den char­man­ten und flüs­sig Deutsch reden­den Ita­lie­ner Ste­fano ken­nen, der ihr seine Hilfe anbietet.

„,Ciao. Sono Nika. É Ame­lie a casa?´
Er grinste. , Ja, Ame­lie ist hier, aber sie duscht gerade.´ Sein Deutsch war flüs­sig, wenn auch mit star­kem Akzent. ‚Ich bin Ste­fano. Komm rein.‘“ (S.80)

Lang­sam ver­su­chen die Bei­den die letz­ten zwei Tage zu rekon­stru­ie­ren und fin­den dabei vor allem eines her­aus: Es ist etwas äußerst Bedeut­sa­mes in die­ser Zeit pas­siert und Jenny ist nicht die­je­nige, für die sie alle gehal­ten haben.

Das Buch „Aquila“ the­ma­ti­siert ein Aben­teuer in einem frem­den Land, mit allem was dazu gehört. Mit einem gelb-schwar­zen Ein­band wirkt das Buch mehr als nur ein­la­dend, die kon­trast­rei­chen Far­ben ste­chen einem sofort ins Auge. Abge­bil­det ist ein Adler (lat. Aquila), der Namens­ge­ber des Buches und Zei­chen eines Stadt­vier­tels in Siena. Der Anfang lässt den Leser direkt ins Gesche­hen ein­stei­gen, wes­halb sofort Span­nung auf­ge­baut wird.

Der Autorin ist die Gestal­tung von Nika, der Prot­ago­nis­tin des Buches, rela­tiv gut gelun­gen. Sie ist manch­mal zwar etwas zu naiv, besitzt aber genau die rich­tige Por­tion Mut und ist nicht zu vor­ei­lig. Gene­rell hat mir die Dar­stel­lung der Figu­ren sehr gut gefal­len, vom miss­traui­schen Ermitt­ler, bis hin zum hoff­nungs­lo­sen Ver­eh­rer. Auch die Stadt, mit ihren außer­ge­wöhn­lich ver­zau­bern­den, wie auch unheim­li­chen Orten wird her­vor­ra­gend beschrie­ben, was eine ganz beson­dere Atmo­sphäre erzeugt.

Die Hand­lun­gen der Figu­ren sind größ­ten­teils nach­voll­zieh­bar und die Geschichte ist flüs­sig geschrie­ben, was das Buch leicht zu lesen macht. Trotz des anschau­li­chen Schreib­sti­les wird das Gesche­hen lei­der sehr in die Länge gezo­gen, wes­halb ich nach der Hälfte des Buches das Inter­esse daran ver­lo­ren hatte, wei­ter zu lesen. Irgend­wann ver­fliegt die anfangs auf­ge­baute Span­nung lei­der, was ich schade finde. Auch die Auf­lö­sung am Ende war mir dann doch etwas zu skur­ril, im Gan­zen habe ich von die­sem „Jugend­thril­ler“ mehr erwartet.

Zusam­men­fas­send ist „Aquila“ durch­aus lesens­wert, vor allem für junge Leser ab 12 Jah­ren, mit einem Jugend­thril­ler hat das Buch mei­ner Mei­nung nach aller­dings nicht allzu viel zu tun und mich konnte es nicht wirk­lich überzeugen.

Aquila. Ursula Pozn­an­ski. Loewe Ver­lag. 2017.

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