Stürmische Welt des Theaters

by Bücherstadt Kurier

Es gibt so vie­les, was in „The Tem­pest“ ver­han­delns­wert ist. Es han­delt sich hier­bei um eines der dich­tes­ten Shake­speare-Stü­cke, seit es 1611 für King James I. im Thea­ter White­hall auf­ge­führt wurde. Die For­schung hat das Stück durch­leuch­tet und es fin­den sich einige Inter­pre­ta­tio­nen hierzu. Hier sol­len nur einige wenige Verse aus dem gesam­ten Stück her­aus­ge­grif­fen wer­den, die wider­spie­geln, dass das Bewusst­sein für Schein und Sein nicht erst mit Hol­ly­wood und den auf Lein­wand pro­ji­zier­ten Bil­dern ihren Ein­zug ins mensch­li­che Bewusst­sein fanden.

Bewegt durch die Handlung

Der Titel von „The Tem­pest“ bezieht sich auf einen Sturm, der die Hand­lung des Thea­ter­stücks aus­löst. Der Beginn erin­nert ein wenig an „Twelfth Night, or What you will“: das Schiff des nea­po­li­ta­ni­schen Königs Alonso gerät in See­not. Sie stran­den auf einer Insel, auf der Her­zog und Magier Pro­spero und seine Toch­ter sich ein eige­nes klei­nes Reich auf­ge­baut haben. Bis zum Schiff­bruch des nea­po­li­ta­ni­schen Königs­schif­fes lei­te­ten ihnen nur der Luft­geist Ariel und der defor­mierte Cali­ban Gesell­schaft. Wäh­rend Geis­ter, dar­un­ter der Luft­geist Ariel, ihre Scherze mit eini­gen der See­män­ner und Adels­leute trei­ben, kommt es zu einer Ver­schwö­rung, zu Liebe und zu Intrige in Form von ver­schie­dens­ten Epi­so­den, die ein Shake­speare-Stück erst sehens­wert machen.

Die reale Welt im Theater

In der For­schung wird die­ses Stück des Shake­speare als eines der dich­tes­ten beschrie­ben, wofür es kaum lite­ra­ri­sche Vor­bil­der gibt. Das weist dar­auf hin, dass der eng­li­sche Dich­ter Figu­ren wie Hand­lung erfun­den haben muss. In einer Zeit, in der mehr die Art, wie etwas ver­ar­bei­tet wird, im Zen­trum der Auf­merk­sam­keit eines Publi­kums steht und als die Neu­heit des Stof­fes, stellt dies ein Kurio­sum dar.
Wie in vie­len ande­ren sei­ner Stü­cke nimmt Shake­speare auch Bezug auf die Schein­welt des Thea­ters. Wäh­rend sich hier­bei die Asso­zia­tion mehr zum welt­be­rühm­ten und viel zitier­ten Abschluss­mo­no­log in „Ham­let“ oder „Richard II“ anbie­tet, fin­det sich auch in „The Tem­pest“ ein Moment der Reflexion.
Geis­ter haben die Intri­gan­ten, dar­un­ter Cali­ban, in die Flucht geschla­gen, und Pro­spero klärt die Situa­tion auf. Wäh­rend er ent­hüllt, dass Geis­ter hier die trei­bende Kraft waren, bricht er die Grenze von Schein und Sein im Thea­ter, die vierte Wand der bild­ne­ri­schen Dar­stel­lung fällt und es ent­steht eine Refle­xion zum Thea­ter und der Illu­sion desselben.

“Our revels now are ended. These our actors,
As I for­told you, were all spi­rits, and
Are mel­ted into air, into thin air,” (IV.iv.148–150)

Der Ansatz von Pro­spe­ros Rede ist nicht das Ent­ste­hen der Luft­schlös­ser in der Thea­ter­welt, son­dern ihr Zer­fal­len. Wäh­rend dies dem Zuschauer durch­aus bewusst ist und wie es ihm auch, etwa durch einen Pro­log, deut­lich gemacht wird (vor­aus­ge­sagt wird – „for­told“), ver­schwin­den die Geis­ter, die, von Schau­spie­lern dar­ge­stellt, die Bühne bevöl­ker­ten, den Ort des Gesche­hens. Die Schau­spie­ler blei­ben zurück, bereit für die nächste Rolle, die den Zuschauer in ihren Bann zieht.

“And, like the baseless fab­ric of this vision,
The cloud-cap­ped towers, the gor­ge­ous palaces,
The solemn temp­les, the great globe itself,
Yea, all which it inherit, shall dis­solve;” (IV.iv.151–154)

Pro­spe­ros Rede scheint ein letz­tes Erschei­nen der Geis­ter – wie zum Ent­ge­gen­neh­men des Applau­ses – zu beschwören.

Erika

Der Sturm. Wil­liam Shake­speare. dtv. 2001.
Über­setzt und her­aus­ge­ge­ben von Frank Günther.
Erfahrt am 28.11.15 mehr über Shake­speare und „Der Sturm“ bei den Feuil­le­tö­nen!

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