The Franz Kafka Videogame: Ein kafkaeskes Spiel?

by Zeichensetzerin Alexa

Mit „The Franz Kafka Video­game“ hat Daeda­lic 2017 ein Puz­zle­spiel her­aus­ge­bracht, das sich Kafka und sei­nen Wer­ken wid­met. Aber ist es auch wirk­lich „kaf­ka­esk“? Zei­chen­set­ze­rin Alexa, die sich sehr gerne mit Kaf­kas Tex­ten beschäf­tigt hat, hat sich durch die kniff­li­gen Spiel­rät­sel geklickt.

„Wer mit einem der bedeu­tends­ten deutsch­spra­chi­gen Schrift­stel­ler im Namen sei­nes Spie­les wirbt, trägt eine große Ver­ant­wor­tung. Käfer und Absur­di­tä­ten rei­chen da nicht“, schreibt Maxi­mi­lian Schulz auf game​star​.de – und da muss ich ihm Recht geben. Denn das Spiel „The Franz Kafka Video­game“ sug­ge­riert zwar Sur­rea­lis­mus und Absur­di­tät, schafft es jedoch nicht, die gro­ßen Erwar­tun­gen, die mit dem Namen Kafka ein­her­ge­hen, zu erfül­len. Aber muss das Spiel das überhaupt?

Die Spie­le­rIn­nen füh­ren den Prot­ago­nis­ten K. von Level zu Level durch eine skur­rile Welt: Man fin­det sich in einem Zim­mer wie­der, auf einer Thea­ter­bühne, einem Spiel­brett … Gra­fisch ist das Spiel pas­send zum Set­ting dun­kel-düs­ter gestal­tet, sodass alles abge­se­hen von den spre­chen­den Figu­ren und bestimm­ten wich­ti­gen Spiel­ele­men­ten in den Hin­ter­grund rückt. Der Stil in Ver­bin­dung mit den Sprech­bla­sen wirkt dadurch comichaft.

Bezug zu Kafka und sei­nen Werken

Es fällt auf, dass über den Text ver­sucht wird, eine kaf­ka­eske Stim­mung zu erzeu­gen: So sagt K. bei­spiels­weise „Das ist so absurd!“ und „Aber diese Geschichte ist ja total zusam­men­hang­los und ergibt kei­nen Sinn!“ Auch fin­den sich Ver­weise zu den Wer­ken Kaf­kas, sowohl auf bild­li­cher als auch sprach­li­cher Ebene. Zum Bei­spiel wer­den Aus­schnitte aus Kaf­kas Geschich­ten über Zet­tel- und Bild­col­la­gen, die an einer Wand hän­gen, erzählt. Die Spie­le­rIn­nen kön­nen durch Scrol­len wei­ter­le­sen und etwas mehr erfah­ren. Dass es sich hier­bei um deut­lich gekürzte Texte han­delt, stört dabei über­haupt nicht.

Der Bezug zu Kafka und sei­nen Wer­ken fin­det sich in „The Franz Kafka Video­game“ also in Gra­fik, Text und Story, aber wie sieht es mit dem Game­play aus? Das Spiel als Puz­zle­spiel zu gestal­ten, scheint eine sinn­volle Methode zu sein, um Kaf­kas Logik (Logik?) dar­zu­stel­len. Die Spie­le­rIn­nen müs­sen näm­lich so man­che kniff­li­gen Rät­sel lösen, bei denen sie umden­ken müs­sen. Manch­mal erschei­nen diese will­kür­lich ange­legt, sodass man eher per Zufall auf die Lösung kommt als durch Nach­den­ken. Und manch­mal wir­ken die Lösun­gen der­art absurd, dass sie nicht über­zeu­gen. Erklä­ren kann man sich das durch die Absur­di­tät, für die Kafka bekannt ist.

Anders als gedacht

„The Franz Kafka Video­game“ weckt anfäng­lich tat­säch­lich große Erwar­tun­gen. Aber wenn man diese etwas her­un­ter­schraubt und sich vor Augen führt, dass es sich hier­bei in ers­ter Linie um ein Spiel han­delt, das anders funk­tio­niert als andere Medien, dann bie­tet es einen inter­es­san­ten Zugang zu Kaf­kas Wer­ken. Das Spiel kommt zwar bei Wei­tem nicht an die Atmo­sphäre der Ori­gi­nal­texte heran, aber zumin­dest ist es kaf­ka­esk ange­haucht. Wer also damit leben kann, ein etwas ande­res Puz­zle­spiel zu spie­len, das einer ande­ren Logik folgt (oder kei­ner?), und Geduld mit­bringt, kann gerne zu die­sem Spiel grei­fen. Einen Wie­der­spiel­wert hat es zwar nicht unbe­dingt, kann aber wenigs­tens für einige Stun­den unterhalten.

The Franz Kafka Video­game. Ent­wick­ler: Denis Gala­nin. Publis­her: Daeda­lic. Platt­for­men: Android, Micro­soft Win­dows, iOS (gespielt auf Android). Gen­res: Adven­ture, Puz­zle­spiel. Ein­zel­spie­ler. // Screen­shots: Zei­chen­set­ze­rin Alexa.

Zum Wei­ter­le­sen:

  • Maxi­mi­lian Schulz: The Franz Kafka Video­game im Test – Trau­ri­ger als Kafka (2017): game​star​.de
  • Larissa Bai­ter: The Franz Kafka Video­game – Test. Puz­zeln, rät­seln und viel rumkli­cken (2017): games​.ch

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