Therapie oder doch lieber Abenteuertrip?

by Bücherstädterin Jasmin

„Alles. Nichts. Und ganz viel dazwi­schen.“ erzählt von einem Mäd­chen, das ihr Licht ver­liert und sich in der Dun­kel­heit zurecht­fin­den muss, um neu zu schei­nen. Dabei geht Ava Reed unter ande­rem dar­auf ein, wie schnell psy­chi­sche Pro­bleme ent­ste­hen kön­nen und wie man trotz allem nicht die Hoff­nung ver­liert. – Von Bücher­städ­te­rin Jasmin

Lenida, genannt Leni, steht kurz vor dem Abitur und das bedeu­tet: Stress, Stress, Stress … Plötz­lich ist ihr das alles zu viel. Sie kann nicht mehr auf­hö­ren, sich über alles, ins­be­son­dere über ihre Zukunft, Sor­gen zu machen. Aus die­ser Angst ent­ste­hen Übel­keit und Panik. Jeden Tag ver­liert sie ein wei­te­res Stück ihrer Hoff­nung und weiß bald nicht mehr, wie sie sich ohne Hilfe aus die­ser Abwärts­spi­rale befreien soll. Als nichts mehr zu funk­tio­nie­ren scheint und auch die The­ra­pie nicht anschlägt, lernt sie eines Tages Matti ken­nen. Zusam­men bege­ben sie sich trotz ihrer Pro­bleme auf ein ein­zig­ar­ti­ges Abenteuer.

Ers­ter Eindruck

Zu Beginn muss ich sagen, dass ich das in dem Buch ange­spro­chene Thema psy­chi­sche Krank­hei­ten (in die­sem Fall schwer­punkt­mä­ßig Angst­stö­rung und Depres­sio­nen) als ein sehr wich­ti­ges Thema erachte und es mich auch sehr inter­es­siert. Das hat mich letzt­end­lich dazu bewegt, die­ses Buch zu lesen. Doch auch das Cover hat mir sehr gefal­len, da es sofort auf­fällt, und beim nähe­ren Betrach­ten wird man sich dann der Details bewusst. Der Titel hatte eben­falls etwas Außer­ge­wöhn­li­ches an sich. All das hat dazu bei­getra­gen, dass ich mich schnell dazu ent­schie­den habe, die­sen Roman zu lesen.

Cha­rak­tere

Die Ver­än­de­run­gen der Prot­ago­nis­tin Leni, die sich immer wei­ter in ihre Sor­gen und Ängste ver­tieft, sind der Autorin sehr gut gelun­gen, doch trotz­dem bin ich mit dem Cha­rak­ter nicht rich­tig warm gewor­den. Es fehlte etwas, eine gewisse Tiefe, die einen dazu ver­an­lasst, die Situa­tion nicht nur von außen zu betrach­ten, son­dern auch wirk­lich mit­zu­füh­len. Bei Matti ist es ähn­lich. Ich fand seine Krank­heit und auch sei­nen Cha­rak­ter durch­aus inter­es­sant, doch schien er mir immer noch fremd. Auch die Bezie­hung zwi­schen den bei­den Prot­ago­nis­ten wirkt des Öfte­ren gestellt. Die Neben­cha­rak­tere hin­ge­gen haben mir äußerst gefal­len und ich hätte gerne mehr über sie erfahren.

Star­ker Anfang, lässt im Ver­lauf jedoch nach

Am Anfang bringt die Autorin sehr viel Gefühl in das Gesche­hen und man kann dem Thema näher­kom­men, doch lei­der wird es mit der Zeit immer ober­fläch­li­cher. In der Mitte des Buches kommt die Hand­lung nicht von der Stelle und als Leni und Matti dann end­lich auf­bre­chen, geht alles viel zu schnell. Es wirkt, als hätte die Autorin am Ende keine Lust mehr gehabt, wodurch die Hand­lung nicht mehr rich­tig nach­voll­zieh­bar ist. Auch hätte ich mir gerne einen stär­ke­ren Kon­trast zwi­schen der glück­li­chen und der unglück­li­chen Leni gewünscht, wobei man die glück­li­che Leni nie wirk­lich kennenlernt.

Zwi­schen­durch wer­den auch andere The­men erwähnt, wie zum Bei­spiel, dass ein Cha­rak­ter schwul sei, doch dann wird das nicht wei­ter ver­tieft. Das ist schade, da man mit der Infor­ma­tion nicht wirk­lich etwas anfan­gen kann. Der Epi­log war mir zu kit­schig, vor allem da die Roman­tik völ­lig fehl am Platz wirkt und es dazu bei­trägt, dass es scheint, als hätte die Liebe Leni bei ihren psy­chi­schen Pro­ble­men gehol­fen und nicht ein sta­tio­nä­rer Auf­ent­halt, was mei­ner Mei­nung nach die fal­sche Bot­schaft ist.

Fazit

Schluss­end­lich hat man gemerkt, dass die Autorin sich deut­lich Mühe mit dem Buch gege­ben hat, mich konnte es aber nicht über­zeu­gen. Es ist ein­fach zu lesen, hat jedoch einen sehr ober­fläch­li­chen Schreib­stil, der mich nicht wirk­lich fes­seln konnte. Meine Vor­freude wurde lei­der ent­täuscht, da ich bei die­sem schwe­ren Thema mehr Tiefe erwar­tet habe und keine kit­schige Tee­nie-Romanze. Trotz­dem ver­mute ich, dass es wohl vie­len gefal­len wird und mich hat das erste Drit­tel doch bewe­gen können.

Alles. Nichts. Und ganz viel dazwi­schen. Ava Reed. Ueber­reu­ter. 2019.

Weiterlesen

Leave a Comment

Diese Seite verwendet Cookies. Mit der Nutzung unserer Website erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden. OK Erfahre mehr