Torsten Low

by Bücherstadt Kurier

Der Ver­lag ist für mich nicht nur eine Firma. In ers­ter Linie ist es Fami­lie – und unsere Autoren sind Teil die­ser Familie.

Seit mitt­ler­weile 10 Jah­ren gibt es den Ver­lag Tors­ten Low. Hier erschei­nen nicht nur Bücher im Bereich Phan­tas­tik, son­dern auch Steam­punk und Hor­ror. Doch wer steckt eigent­lich hin­ter dem Namen Tors­ten Low? Zwi­schen­zei­len­ver­ste­cker Marco hat nach­ge­fragt. Ein Inter­view über die Zusam­men­ar­beit von Ver­lag und Autor und sehr viel Herzblut.

BK: Den Ver­lag Tors­ten Low gibt es nun schon seit 10 Jah­ren. Für einen Kleinst­ver­lag eine beacht­li­che Leis­tung. Was ist der Grund für euren Erfolg?

TL: Ein wich­ti­ger Punkt wird ganz sicher sein, dass wir uns Zeit mit dem Wach­sen gelas­sen haben. Andere Ver­le­ger sind sehr eupho­risch und mit einem rie­si­gen Kre­dit gestar­tet – und muss­ten dann fest­stel­len, dass das Geld alle war, bevor sie sich als Marke eta­bliert hat­ten. Wir waren auch eupho­risch, aber gin­gen nie das Risiko ein, einen Kre­dit auf­zu­neh­men, um unse­ren Ver­lag zu finan­zie­ren. Bei uns muss­ten sich die Bücher aus sich selbst her­aus finanzieren.
Andere Ver­le­ger merk­ten auch erst im lau­fen­den All­tag, dass man nicht mal eben aus der Kal­ten par­al­lel 4 Antho­lo­gie­aus­schrei­bun­gen gleich­zei­tig betreut. Wir sind lang­sam rein­ge­wach­sen. Im ers­ten Jahr ein Buch, im zwei­ten kei­nes, im drit­ten eines, im vier­ten zwei, im fünf­ten Jahr vier und immer wei­ter. Und wir haben schnell gelernt, dass man nicht alles alleine machen kann.
Nicht ver­ges­sen darf man die Ver­an­stal­tung. Da haben wir ein­fach Durch­hal­te­wil­len bewie­sen. Gerade in den ers­ten Jah­ren waren die Ver­an­stal­tun­gen jetzt nicht so ertrag­reich für uns. Aber mitt­ler­weile sind wir ange­kom­men, sind ein Teil der Phan­tas­tik-Szene und aus die­ser auch nicht mehr so ein­fach weg­zu­den­ken. Außer­dem haben wir viele dadurch begeis­tert, dass wir ein­fach authen­tisch sind. Meine Frau, meine kleine Toch­ter und ich – wir sind nicht ein­fach eine Ver­le­ger­fa­mi­lie. Wir leben das.

BK: Was hat dich damals dazu bewo­gen einen Ver­lag zu gründen?

TL: Ach, das war eigent­lich ein Ver­se­hen. Ich habe seit mei­nem 5. Lebens­jahr geschrie­ben. Hau­fen­weise Kurz­ge­schich­ten, hau­fen­weise Roman­an­fänge. Als mir 2002 mein dama­li­ger, lang­jäh­ri­ger Arbeit­ge­ber mit einem Tritt in den A…llerwertesten zu ver­ste­hen gege­ben hat, dass ich über­flüs­sig bin und mein nächs­ter Job ein 600-km-Pen­del­job wurde, schrieb ich mei­nen ers­ten Roman. Nach­dem ich dann den 1. Teil von „Dun­kel über Dain­gi­stan“ fer­tig­ge­schrie­ben hatte, hörte ich mich um, redete mit ande­ren unver­öf­fent­lich­ten Autoren und las einen Pseu­do­rat­ge­ber für neue Autoren.
Das alles brachte mich zu der Annahme, dass ich eh keine Chance hätte. Ich schickte also das Manu­skript nicht an einen Ver­lag. Und weil wir im Jahre 2000 das Buch­bin­den in einem Kurs gelernt haben, wollte ich 2 Exem­plare pro­du­zie­ren – eines für mich, eines für eine gute Freun­din. Bei mei­nen Recher­chen zum Thema Ver­öf­fent­li­chen bin ich dann über die ISBN gestol­pert. Für unter 100 Euro bekam man eine Num­mer, die man auf sein Druck­werk drauf­pap­pen durfte und womit man sich die Berech­ti­gung und Pflicht zur Abgabe der Biblio­theks­ex­em­plare erwarb. Für unter 100 Euro zum deut­schen Kul­tur­erbe zu gehö­ren – das klang stark, das wollte ich. Gesagt, getan.
Dum­mer­weise oder zum Glück kam dann die erste Bestel­lung rein. Zu einem in echt gar nicht exis­tie­ren­den Buch! Wir woll­ten natür­lich alles rich­tig machen, es uns mit Gewer­be­amt und Finanz­amt nicht ver­scher­zen. Wir frag­ten nach, beka­men erklärt, dass wir ein Gewerbe anmel­den müss­ten und Schwupps, schon gab es den Ver­lag Tors­ten Low.

BK: Du betreibst den Ver­lag nicht haupt­be­ruf­lich. Wann fin­dest du die Zeit, dich darum zu kümmern?

TL: Bei mir fängt der Ver­lags­tag abends um 20:30 an. Nach­dem ich mit mei­ner Toch­ter Kuschel­zeit hatte und die Kleine im Bett ist und nach­dem ich mit mei­ner Frau Abend­brot geges­sen habe, setze ich mich an den PC. Abhän­gig davon, was ansteht, arbeite ich dann 1 oder 2, häu­fi­ger auch 3 und 4 Stun­den. Das jedoch kon­se­quent jeden Wochen­tag, außer es kommt etwas wirk­lich, wirk­lich, wirk­lich Wich­ti­ges dazwischen.

BK: Wie viele Autoren-Bewer­bun­gen erhal­tet ihr durch­schnitt­lich im Monat oder Jahr?

TL: Das ist rela­tiv wenig gewor­den, nach­dem wir unsere Manu­skriptan­nahme geschlos­sen haben. Es sind nur noch 30–40 im Jahr. Vor­her waren es 150 im Jahr. Kri­ti­scher ist jedoch nicht die Masse der Bewer­bun­gen, son­dern die Masse der Bewer­bun­gen, die ein­fach nicht ver­nünf­tig vor­be­rei­tet und durch­dacht sind. Wir haben nun ein­mal einen Ver­lag, der sich mit Phan­tas­tik beschäf­tigt. Aus­schließ­lich mit Phan­tas­tik. Mit nichts ande­rem als Phantastik.
Wenn jedoch die Hälfte der Ein­sen­dun­gen (und mehr) ein­fach alles ist, nur nicht Phan­tas­tik, dann erzeugt das für den Ver­lag einen Mehr­auf­wand, der ein­fach nicht sein muss. Und für die Autoren, die sich nicht ver­nünf­tig vor­be­rei­ten, erzeugt die dar­aus resul­tie­rende Ableh­nungs­email Frust, der eigent­lich nicht sein muss.

BK: Liest du alle ein­ge­hen­den Bewer­bun­gen persönlich?

TL: Jein. Bei unse­ren Antho­lo­gie-Aus­schrei­bun­gen gehen zwi­schen 100 und 500 Ein­sen­dun­gen ein – das ist eine immense Menge Lese­stoff. Da ver­lasse ich mich mitt­ler­weile auf meine Her­aus­ge­ber. Sie lesen alles, stel­len eine Vor­auswahl von 20–30 Geschich­ten zusam­men und geben Nach­rü­ck­er­ge­schich­ten mit, aus denen ich aus­wäh­len kann, wenn mir in der Vor­auswahl etwas abso­lut nicht zusagt. Das nimmt mir eine wirk­lich große Menge Arbeit ab.
Bei den Manu­skript­ein­sen­dun­gen ist es ein wenig anders. Ich habe da drei Test­le­ser, die ein brei­tes Spek­trum an Lesern abde­cken. Junge und alte Leser, Viel­le­ser und Wenig­le­ser, unter­schied­li­che Bil­dungs­stände. Diese Test­le­ser geben mir unab­hän­gig eine Grob­ein­schät­zung. Wenn drei­mal Dau­men rauf – dann lege ich es auf mei­nen Sta­pel oben­drauf. Wenn alle Dau­men run­ter – dann geht die Ableh­nung auch mal raus, ohne dass ich auch nur einen Satz lese. Und wenn die Mei­nung gespal­ten ist, dann lese ich es auch – wenn ich dazu komme. Was bei unse­rer Aus­las­tung auch schon mal ein Jahr dau­ern kann.

Das mit dem Jahr klingt jetzt viel­leicht hef­tig – aber wenn man den Hin­ter­grund betrach­tet, ist es auch wie­der ver­ständ­lich. Wir machen 6–10 Bücher im Jahr. Die Hälfte davon sind Antho­lo­gien. Blei­ben also nur 3–5 Pro­gramm­plätze übrig, in denen man mit einem Roman lan­den kann.
Wir haben mitt­ler­weile Stam­m­au­toren. Für Mara Laue ist jedes Jahr ein Romans­lot ein­ge­plant. Vin­cent Voss hat auch alle 1–2 Jahre einen Roman bei uns. Bei dem Ark­land-Zyklus wol­len wir alle 18 Monate nach­le­gen. Dazu kom­men Autoren mit Optio­nen wie bei­spiels­weise Mark Staats mit sei­nem Afaga-Zyklus oder Fabi­enne Sieg­mund. Die schon mal was bei uns unter­be­kom­men haben und bei denen ich auf Nach­schub warte, auch wenn noch nicht sicher ist, wann die­ser kom­men wird. Und es gibt meine Kurz­ge­schich­ten­au­toren oder Autoren aus dem Fan­dom, die direkt auf uns zukom­men – und die dann natür­lich den Bonus haben, dass ich schon mit ihnen zusam­men­ge­ar­bei­tet habe und weiß, wie sie bei­spiels­weise auf Lek­to­rats­än­de­run­gen ein­ge­hen oder wie sie bei­spiels­weise mit Ter­mi­nen umgehen.
Alles in allem bleibt am Ende im Jahr mal nur 1 Roman­platz und mal gar kei­ner übrig. Ange­sichts des­sen haben wir auch unsere offi­zi­elle Manu­skriptan­nahme geschlos­sen und decken unse­ren Bedarf der­zeit über andere Kanäle.

BK: Was ist, dei­ner Mei­nung nach, das Wich­tigste an einer Autoren-Bewerbung?

TL: Das Wich­tigste ist, dass man es genauso ernst nimmt wie eine Bewer­bung für einen ganz nor­ma­len Job. Denn nichts ande­res ist es – eine Bewer­bung für einen Job. Wenn das Anschrei­ben vor Feh­lern hagelt und ein dicker Kaf­fee­ring auf dem Exposé prangt, dann ist das genauso kon­tra­pro­duk­tiv, wie wenn jemand das Manu­skript direkt nach dem ers­ten run­ter­tip­pen los­schickt, ohne es zu über­ar­bei­ten und eine Recht­schreib­kor­rek­tur zu machen.
Dann wäre es natür­lich von Vor­teil, wenn man ein anspre­chen­des Exposé und eine kna­ckige Lese­probe vor­be­rei­tet hat. Und wenn man nicht gleich rein­schreibt, dass das Buch unbe­dingt mit 47 far­bi­gen Illus­tra­tio­nen ver­se­hen wer­den müsste, die man gerne von der Toch­ter der Schwipp­schwä­ge­rin anfer­ti­gen las­sen möchte. Genauso wie man nicht unbe­dingt ver­lau­ten las­sen sollte, dass man eh kein Lek­to­rat braucht, weil man ja ein groß­ar­ti­ger Künst­ler ist und jeder Schreib­feh­ler Bestand­teil des Gesamt­kunst­wer­kes sei. Im Prin­zip ist es ganz ein­fach – es muss der Gesamt­ein­druck pas­sen. Wie bei einer Bewer­bung für einen ganz nor­ma­len Job.

BK: Gab es inner­halb der 10 ver­gan­ge­nen Jahre auch abso­lute Grenz­fälle, was Bewer­bun­gen, Manu­skripte und Autoren angeht?

TL: Natür­lich – es gab immer mal wie­der Fälle, wo ich erst­mal geschaut habe, ob irgend­wer eine Kamera in mei­nem Büro ver­steckt hat. Da war bei­spiels­weise der Fall einer Autorin, die mir ein Paket mit einem nur noch anti­qua­risch erhält­li­chen his­to­ri­schen Roman schickte. Sie war mit dem Ende die­ses Romans nicht zufrie­den und hat kur­zer­hand eine Fort­set­zung geschrie­ben, die sie mir anbot. Diese Autorin meinte, damit ich ihren Roman ver­stehe, müsse ich den anti­qua­ri­schen Roman vorab lesen, denn ihrer baut kom­plett dar­auf auf. Mal ganz davon abge­se­hen, dass wir keine his­to­ri­schen Romane veröffentlichen…
Mal ganz davon abge­se­hen, dass wir kein Buch ver­öf­fent­li­chen, bei den wir auf den Titel schrei­ben müss­ten: „Bitte kau­fen Sie sich vor­her den anti­qua­ri­schen Roman Sowieso, denn ohne die­sen Roman wer­den Sie mit unse­ren Buch keine Freude haben!“ Aber die Autorin des Ori­gi­na­les hat die Rechte an den Figu­ren ihres Romans – und diese Figu­ren dür­fen nicht ein­fach in einem nicht auto­ri­sier­ten Nach­fol­ger ver­wen­det werden.

Dann erhielt ich im Februar 2012 ein Manu­skriptan­ge­bot, wo ich gleich im Anschrei­ben hin­ge­wie­sen wurde, dass der Roman gefäl­ligst inner­halb des nächs­ten Jah­res zu erschei­nen habe – schließ­lich geht es um die Maya-Pro­phe­zei­ung. Ich habe ihm dann pro­phe­zeit, dass es bei die­sem Zeit­plan in unse­rem Ver­lag nicht klap­pen wird. Und jetzt im Rück­blick betrach­tet hatte ich mit mei­ner Pro­phe­zei­ung recht.
Rich­tig „nett“ ist es, wenn ein Autor nach einer sach­li­chen Ableh­nung anfängt, die Ver­lage und Lek­to­ren im All­ge­mei­nen und mich im Beson­de­ren zu beschimp­fen, weil wir alle­samt Ver­bre­cher, Beton­köpfe, Idio­ten, Kul­tur­ver­hin­de­rer, Kul­tur­fa­schis­ten, kapi­ta­lis­ti­sches Kropp­zeug, Gesin­del ohne Anspruch, hirn­lo­ses Gesockse oder ähn­li­ches wären. Das ist auch der Haupt­grund, warum ich mitt­ler­weile eine Absage nicht mehr begründe. Je weni­ger Angriffs­flä­che es gibt, desto weni­ger muss ich mit sol­chen Ver­bal­at­ta­cken leben.
Es gibt Kol­le­gen, die sagen: „Ver­le­gen könnte so schön sein – wenn nur die Autoren nicht wären.“ An man­chen Tagen stimme ich ihnen zu. Zum Glück sind die meis­ten Tage aber anders.

BK: Wie wich­tig ist dir der per­sön­li­che Kon­takt zu euren Autoren?

TL: Der ist mir wirk­lich immens wich­tig. Auch wenn es man­che Leute, die mich aus­schließ­lich übers Inter­net ken­nen und mich als „Mr. Gra­vity“ (der Typ, der Jung­au­toren auf den har­ten Boden der Tat­sa­chen zurück­holt) ken­nen, es sich viel­leicht nicht vor­stel­len können.
Aber es ist mir wahn­sin­nig wich­tig, einen guten Kon­takt zu mei­nen Autoren zu hal­ten. Ich liebe es, wenn wir nach einer Con­ven­tion mal mit 2 oder 3 Autoren oder manch­mal sogar mit 1–2 Dut­zend Autoren in ein Restau­rant ein­fal­len und einen „Ver­lags­tisch“ auf­ma­chen. Ich liebe es, wenn an die­sem Tisch Men­schen mit­ein­an­der reden, die sich vor­her nie gese­hen haben und die nur eines eint: dass sie mit einer Geschichte in mei­nem Ver­lag ver­öf­fent­licht wur­den. Ich liebe die Her­aus­ge­ber­tref­fen mit mei­nen Füh­rungs­kräf­ten, mei­nen Her­aus­ge­bern. Und es ist mir ein beson­de­res Bedürf­nis, an die­sen Tref­fen für meine Autoren da zu sein, mit ihnen über unsere gemein­same Zukunft zu spre­chen und für sie zu kochen. Ich liebe es, wenn Autoren auf einer Messe oder einer Con an unse­ren Stand kom­men, uns umar­men, hin­ter unse­ren Tisch kom­men und einen Plausch begin­nen. Ich freue mich, wenn es abends gegen 21 Uhr klin­gelt und ein Autor tele­fo­niert dann eine oder auch mal 2 Stun­den mit uns – und in die­ser Zeit kommt dann auch alles aufs Tablett, was den Autor gerade bewegt, sei es Beden­ken wegen eines anste­hen­den neuen Pro­jekts oder auch wegen pri­va­ter Probleme.
Meine Autoren wis­sen, dass ich immer (naja, zumin­dest meis­tens) ein offe­nes Ohr für sie habe. Sie wis­sen auch, dass ich immer ein Gläs­chen Sherry oder Port für sie habe. Und gerade meine Her­aus­ge­ber wis­sen auch, dass sie sich aus­pro­bie­ren kön­nen. Dass sie auch Dinge ver­su­chen kön­nen, die sie sich woan­ders nicht trauen wür­den. Aber bei mir ver­su­chen sie es, weil sie wis­sen, dass ich hin­ter ihnen stehe und ihnen im Falle des Fal­les unter die Arme greife. Genauso wie unsere Autoren wis­sen, dass sie bei uns ihre ers­ten Lesungs­er­fah­run­gen sam­meln kön­nen – unter­stützt und beglei­tet von Autoren und Vor­le­sern, für die Lesun­gen mitt­ler­weile keine Sel­ten­heit sind.
Meine Frau und ich – wir sind keine Über­chefs. Wir sind ein­fach nur zwei Men­schen, die die Chance haben, mit ande­ren groß­ar­ti­gen Men­schen eine schöne Zeit zu ver­brin­gen und dabei auch noch was tol­les Krea­ti­ves auf die Beine zu stel­len. Der Ver­lag ist für mich nicht nur eine Firma. In ers­ter Linie ist es Fami­lie – und unsere Autoren sind Teil die­ser Familie.

BK: Euer Ver­lag ist bekannt dafür, auf unzäh­li­gen Ver­an­stal­tun­gen unter­wegs zu sein. Ist das nicht unheim­lich kräftezehrend?

TL: Über­haupt nicht. Das zählt eigent­lich genau mit zu der Frage mit dem Ver­hält­nis zu unse­ren Autoren. Es ist ein­fach unwahr­schein­lich moti­vie­rend und ener­giebrin­gend, auf sol­che Ver­an­stal­tun­gen zu gehen. Bis zum Ende der Ver­an­stal­tung über tolle Bücher zu reden und eben­diese dann auch zu ver­kau­fen und nach der Ver­an­stal­tung dann mit groß­ar­ti­gen Men­schen über neue Pro­jekte und eine wun­der­bare Zukunft zu spre­chen. Das ist es, was diese Ver­an­stal­tun­gen so ein­zig­ar­tig macht.
Wir sind im Jahr auf gut 30 bis 35 Ver­an­stal­tun­gen. Unsere Sai­son star­tet am letz­ten Febru­ar­wo­chen­ende und geht bis zum letz­ten Novem­ber­wo­chen­ende. Für Dezem­ber und Januar habe ich mir von mei­ner Frau Ver­an­stal­tungs­frei­heit aus­be­dun­gen. In der Vor­weih­nachts­zeit fehlt es uns auch nicht. Ab Mitte Januar schar­ren wir drei schon mit den Hufen. Meine Toch­ter (5) löchert mich dann täg­lich, wann wir end­lich wie­der auf Buch­messe fah­ren und wann wir unsere Autoren wie­der­tref­fen. Und wenn wir am letz­ten Febru­ar­wo­chen­ende das Auto bestei­gen, ist es fast so, als wären wir aus einem Dorn­rös­chen­schlaf erwacht. Wir brau­chen die Ver­an­stal­tun­gen. Sie gehö­ren ein­fach zu unse­rem Leben dazu.

BK: Phan­tas­tik ist ein weit­ge­steck­ter Begriff und ihr deckt eine ganze Menge ver­schie­de­ner Gen­res ab. Ist abzu­se­hen, wohin der nächste Trend the­ma­tisch ten­die­ren wird?

TL: Einen Trend zu erken­nen, bevor er über­haupt zum Trend wird, ist wahn­sin­nig schwer. Auf sol­che Spe­ku­la­tio­nen lass ich mich auch nicht ein. Es hat seine Vor­teile, wenn man einen Klein­ver­lag hat – ein Pro­jekt hat sich schnel­ler amor­ti­siert und man muss nicht auf Gedeih und Ver­der­ben bei jedem Trend mit­ma­chen. Ich mache die Bücher, die ich auch sel­ber gerne lesen möchte – und schere mich dabei nicht um aktu­elle Trends. Bis­her habe ich mit die­ser Ein­stel­lung als Ver­lag ganz gut überlebt.

BK: Im Ver­lag Tors­ten Low sind bereits über 15 Antho­lo­gien erschie­nen. Ist das so eine Art zwei­tes Standbein?

TL: Man könnte es fast sagen. Auch wenn sich das mit den Antho­lo­gien anders ent­wi­ckelt hat, wie ursprüng­lich gedacht: Als ich 2008 die erste Antho­lo­gie auf den Markt brachte, habe ich tat­säch­lich ange­nom­men, dass ich die Erst­auf­lage alleine wegen der Menge der Autoren los­be­käme. Weit gefehlt.
Ich lernte schnell, dass nur wenige Autoren die Antho­lo­gien, in denen sie ver­tre­ten sind, auch aktiv ver­mark­ten. Also wusste ich: Wollte ich mit den Antho­lo­gien nicht unter­ge­hen, musste ICH aktiv wer­den in der Ver­mark­tung. Und Ver­mark­tung heißt: Lesun­gen. Ich gehöre zu den sel­te­nen Ver­la­gen, die tat­säch­lich auf Mes­sen und Ver­an­stal­tun­gen aus Antho­lo­gien lesen las­sen. Und ich gehöre zu den sel­te­nen Ver­le­gern, die die Lesun­gen durch­aus auch selbst hal­ten. Und genau das funk­tio­nierte dann auch. Wenn viele Klein­ver­lage stolz sind, sobald ihre Antho­lo­gie sich 100 mal ver­kauft hat, ist es für uns mitt­ler­weile nor­mal, dass alle Anthos in die Nach­auf­lage gehen. Ja, unsere Antho­lo­gien machen mitt­ler­weile eine recht dicke Säule unse­res Unter­neh­mens aus.

BK: Seit 6 Jah­ren in Folge wur­det ihr für den Deut­schen Phan­tas­tik Preis nomi­niert und eure Bei­träge konn­ten sich immer plat­zie­ren. Gibt es dafür ein Geheimrezept?

TL: Kleine Kor­rek­tur: mitt­ler­weile seit 7 Jah­ren in Folge. Wäh­rend unse­rer Lese­reise durch Deutsch­lands Nor­den haben wir erfah­ren, dass wir 2 Dop­pel­no­mi­nie­run­gen erhal­ten haben. Zum einen für die „Dampf­ma­schi­nen und rau­chende Colts“ und die „Dunk­len Stun­den“ – beide in der Kate­go­rie „Beste Antho­lo­gie“ und zum ande­ren für „Sea“ und „Der letzte Gast“ – beide in der Kate­go­rie „Beste Kurz­ge­schichte“. Wir sind wahn­sin­nig gespannt, wie die­ses Jahr für uns ausgeht.
Das Geheim­re­zept ist ganz ein­fach: Mache das, was du am bes­ten kannst. Hole dir, wo immer du Hilfe brauchst, die bes­ten Leute, die du bekom­men kannst, um das Pro­jekt durch­zu­zie­hen. Sei mit gan­zem Her­zen dabei. Brenne für die­ses Pro­jekt. Lass die Men­schen, mit denen du zusam­men­ar­bei­test, spü­ren, dass sie mit dir an einem Her­zens­pro­jekt arbei­ten – und sie wer­den auch ihr Herz an die­ses Pro­jekt verlieren.
Mit den rich­ti­gen Her­aus­ge­bern, den rich­ti­gen Cover­zeich­nern, den rich­ti­gen Illus­tra­to­ren, den rich­ti­gen Autoren und den rich­ti­gen Lek­to­ren kann nur ein Buch her­aus­kom­men, wel­ches die Leser begeis­tert. Und unsere Leser wis­sen, dass sie bei uns unge­wöhn­li­che Antho­lo­gien mit den beson­de­ren Extras bekom­men. Ob es Down­load-Codes für Songs sind oder Illus­tra­tio­nen zu jeder Geschichte, ob es Comics sind oder einen roten Faden, der die ein­zel­nen Kurz­ge­schich­ten zu einem Epi­so­den­ro­man ver­bin­det, ob es unbe­kannte Debü­t­au­toren oder bekannte Best­sel­ler­au­toren sind: Unsere Antho­lo­gien sind etwas Besonderes.

BK: Zum Schluss zwei Bücher­stadt Kurier-Spezialfragen:
Wenn du ein Buch wärst, wel­ches wärst du?

TL: Auch wenn ich kein son­der­lich gläu­bi­ger Mensch bin – die Bibel. Kein Buch hat die Mensch­heit als Gan­zes jemals mehr berührt, kein Buch hat Men­schen mehr ver­än­dert, kein Buch hat jemals mehr Men­schen erreicht.

BK: Wel­che Frage hast du dir schon immer mal in einem Inter­view gewünscht und was wäre deine Ant­wort auf diese Frage?

TL: Ob eigent­lich jemals meine Klappe still­steht und ob ich auch was ande­res könnte als immer neue Anek­do­ten aus dem Ver­lag zu prä­sen­tie­ren, nie­der­zu­schrei­ben oder zu erzäh­len. Meine Ant­wort dar­auf wäre übri­gens ein ganz kla­res und ent­schie­de­nes NEIN!

Ich danke für das Inter­view und die schö­nen Fragen.

Foto: pri­vat

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3 comments

Wunderwaldverlag 29. Oktober 2015 - 23:34

Hat dies auf Wun­der­wald­ver­lag rebloggt.

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Zwischenzeilenverstecker Marco 30. Oktober 2015 - 8:14

Ich möchte mich an die­ser Stelle noch ein­mal bei Tors­ten Low, für die nette und hoch­in­ter­es­sante Kor­re­spon­denz, bedan­ken. Die­ses Inter­view hat wirk­lich Spaß gemacht.

Für all die­je­ni­gen, denen es eben­falls so viel Lese­freude berei­tet hat: Es kommt Nach­schub! Tors­ten Low und der Bücher­stadt Kurier haben sich noch etwas Süßes (nichts Sau­res) für Euch ein­fal­len las­sen. Mehr dazu dem­nächst. Wo? Natür­lich im Bücher­stadt Kurier.

Reply
Zwischenzeilenverstecker Marco 12. November 2015 - 7:53

Ach­tung, Buchgeschenk!

Wie ange­kün­digt, haben Tors­ten Low und der Bücher­stadt Kurier noch etwas Süßes für Euch in petto.
Genauere Anga­ben fin­det ihr in der Son­der­aus­gabe „Todes­stadt Kurier“ ( ) – unter dem Arti­kel „Über das Unbe­kannte: Poe und Lovecraft“.

Viel Spaß und viel Glück – Marco

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