Typisch Künstler: Armut, Liebschaften und Berühmtheit erst nach dem Tod

by Geschichtenzeichnerin Celina

Der zu bestrei­tende Lebens­weg eines Künst­lers ist meist hart und stei­nig; damals wie heute. Auch der bedeu­tende fran­zö­si­sche Maler Paul Gau­guin (1848 – 1903) hatte es nicht leicht. Geschich­ten­zeich­ne­rin Celina hat sich seine aktu­elle Film­bio­gra­fie von Regis­seur Edouard Deluc auf gro­ßer Lein­wand angesehen.

Paul Gau­guin wurde am 7. Juni 1848 in Paris gebo­ren und starb am 8. Mai 1903 in Atuona auf Hiva Oa (Fran­zö­sisch-Poly­ne­sien). Der auto­bio­gra­fi­sche Film befasst sich aus­schließ­lich mit sei­nem Wer­de­gang Anfang der 1890er Jahre. Hier beschließt er, trotz sei­ner Fami­lie – bestehend aus sei­ner Frau und fünf Kin­dern – alleine nach Tahiti zu gehen. Er stellte sich dort ein exo­ti­sches Para­dies vor, in dem er in Ruhe malen und ein ursprüng­li­ches, glück­li­ches, kos­ten­freies Leben würde füh­ren kön­nen. Doch weit gefehlt: Das Land ist nun geprägt von der Chris­tia­ni­sie­rung, dem Han­del und der Kolo­ni­al­herr­schaft – Tahiti ist seit 1880 fran­zö­si­sche Kolo­nie. Die Mis­sio­nare unter­drü­cken alte Tra­di­tio­nen und Reli­gio­nen. Zudem ist man hier nun ebenso vom Geld abhän­gig, sodass Gau­guin auch in Tahiti wei­ter­hin in Armut lebt.

Gau­guin geht ins Dorf Mataiea, wo er die 13-jäh­rige Tahi­tia­ne­rin Tehura ken­nen lernt und mit ihr kurz dar­auf in einer Bezie­hung zusam­men­lebt. Tehura steht ihm häu­fig Modell; gene­rell sind die Gemälde mit ihrem Motiv heut­zu­tage wohl die bekann­tes­ten des Malers. Land­schaft­lich gibt Gau­guin nicht das Tahiti wie­der, was ihn zu jener Zeit umgibt, son­dern die far­ben­präch­tige, exo­ti­sche Welt, die er sich erträumte. Eben­falls fer­tigte er in den 1890er Jah­ren Holz­schnitte an, wovon einige im Film zu sehen sind.

Sti­lis­ti­sche Mit­tel des Films

Der in Frank­reich pro­du­zierte Film erzählt seine Geschichte lang­sam. Jeder Ort, an dem sich Gau­guin auf­hält, ist mit viel Liebe zum Detail gestal­tet, sodass ein gran­dio­ses Büh­nen­bild ent­steht. Das lässt den prä­sen­tier­ten bio­gra­fi­schen Raum authen­tisch wir­ken. Vor allem die tahi­tia­ni­schen Land­schaf­ten sind wun­der­schön in Szene gesetzt. Die Ent­ste­hung von Gau­gu­ins Wer­ken ist ebenso rea­lis­tisch wie­der­ge­ge­ben wie Vin­cent Cas­sel („Die Pur­pur­nen Flüsse“, „Blu­e­berry“) authen­ti­sche Dar­stel­lung des Malers selbst. Gerade seine Ver­zweif­lung und seine trotz­dem vor­han­dene innere Wil­lens­stärke wer­den über­zeu­gend ver­mit­telt. Auch Schau­spie­le­rin Tuheï Adams, die hier­mit ihr Film­de­büt gibt, spielt ihre Rolle der Tehura über­zeu­gend. Aller­dings wirkt sie um eini­ges älter als 13 Jahre. Da ihr Alter im Film auch nicht erwähnt wird, erscheint Tehu­ras Bezie­hung zu Gau­guin, nach recher­chie­ren des tat­säch­li­chen Alters, in einem ande­ren Licht.

Wis­sens­wer­tes über Gau­gu­ins Kunst

Gau­guin war Mit­be­grün­der des Syn­the­tis­mus und wurde zu einem Weg­be­rei­ter des Expres­sio­nis­mus. Der Syn­the­tis­mus ist eine Kunst­rich­tung inner­halb der post-impres­sio­nis­ti­schen Kunst. Diese kann als eine Gegen­be­we­gung zum Poin­til­lis­mus gese­hen wer­den. Sie wurde um 1888 begrün­det von Künst­lern wie Paul Gau­guin, Émile Ber­nard und Louis Anque­tin. Die syn­the­tis­ti­schen Künst­ler streb­ten einer­seits danach, die äußer­li­chen Erschei­nun­gen der Natur sowie die Gefühle, die diese im Künst­ler aus­lö­sen, in den Wer­ken auf­zu­grei­fen. Ande­rer­seits soll­ten Linie, Farbe und Form ästhe­tisch ein­be­zo­gen wer­den. Expres­sio­nis­ti­sche Anlei­hen las­sen sich bei Gau­guin etwa in den rela­tiv mar­kan­ten For­men finden.

Abspann

Der seit dem zwei­ten Novem­ber lau­fende Kino­film prä­sen­tiert einen Künst­ler, der Ver­trauen in sich selbst zeigt und in die Kunst, wel­che er erschafft. Aller­dings sollte bedacht wer­den, dass hier nur ein bestimm­ter Lebens­ab­schnitt von Gau­guin beleuch­tet wird – viel­leicht der künst­le­risch prä­gendste. Alle Kunst­lieb­ha­ber oder Freunde ästhe­tisch schö­ner Filme, wer­den bei Gau­guin auf ihre Kos­ten kommen.

Gau­guin. Regie: Edouard Deluc. Dar­stel­ler: Vin­cent Cas­sel, Tuheï Adams et al. Stu­dio­Ca­nal. Frank­reich. 2017.

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