[Über die Freude an einem guten Jugendbuch]

by Zeilenschwimmerin Ronja

Es war vor allem der Unter­ti­tel und die Aus­sicht auf For­meln, die Zei­len­schwim­me­rin Ronja dazu bewo­gen haben, wie­der mal ein Buch außer­halb ihrer übli­chen Lese­pfade zu betrach­ten. Eine gute Entscheidung.

Linny arbei­tet über die Ferien in einer Senio­ren­re­si­denz in Miami, um in ihrem Lebens­lauf sozia­les Enga­ge­ment nach­wei­sen zu kön­nen. Denn wenn es nach ihren Eltern geht, soll Linny nach der Schule ein Medi­zin­stu­dium begin­nen. Doch Linny inter­es­siert sich viel mehr fürs Fil­men. Und für ver­schwun­dene Men­schen, die wie­der auf­ge­taucht sind. So wie der berühmte Autor Alfonso Her­rera, der plötz­lich vor ihr steht und sich als neuer Bewoh­ner der Senio­ren­re­si­denz her­aus­stellt. Linny will unbe­dingt her­aus­fin­den, wieso Her­rera ver­schwun­den ist. Vor allem aber, warum er wie­der auf­ge­taucht ist. Denn wenn andere Leute wie­der zurück kom­men, warum dann nicht auch Lin­nys Schwester?

Doch Linny ist nicht die ein­zige, die sich für Her­re­ras Ver­schwin­den inter­es­siert. Sebas­tian, eben­falls ein frei­wil­li­ger Hel­fer in der Senio­ren­re­si­denz, ist nur wegen ihm nach Miami gekom­men. Zuerst ste­hen sich die bei­den Jugend­li­chen im Weg, doch bald erken­nen sie, dass sie Her­re­ras Geheim­nis am bes­ten gemein­sam lösen können …

„If birds fly back“ ent­wi­ckelt sich recht bald auch in eine Lie­bes­ge­schichte. Glück­li­cher­weise hat Car­lie Soro­siak jedoch eine unver­krampfte und ange­nehme Art davon zu erzäh­len, die auch recht kit­schige Momente ent­hält und den­noch zum Mit­füh­len ein­lädt. Ihre Schreib­weise ist jugend­lich, dabei aber weder zu ein­fach gestrickt noch mit selt­sa­men „Jugend­wör­tern“ oder Fäkal­vo­ka­bu­lar vollgestopft.

Neben der Lie­bes­ge­schichte steht die Auf­klä­rung der ver­schie­de­nen Rät­sel rings um Lin­nys ver­misste Schwes­ter und das Ver­schwin­den und Wie­der­auf­tau­chen Her­re­ras als gleich­be­rech­tig­ter Teil des Romans. Es gibt so viele Fra­gen. Doch immer, wenn Linny und Sebas­tian gerade mit Her­rera alleine sind, kommt etwas dazwi­schen und die Ant­wor­ten rücken wie­der in die Ferne. Es ist fes­selnd, diese bei­den sym­pa­thi­schen Cha­rak­tere auf ihrer Suche zu beglei­ten. Auch sind es nicht nur die übli­chen jugend­li­chen Pro­bleme, um die es hier geht. Soro­siak hat einige für ein Jugend­buch eher unge­wöhn­li­che aber wich­tige und rea­lis­ti­sche The­men und Wen­dun­gen genutzt.

Eine zusätz­li­che Berei­che­rung des Tex­tes sind Aus­schnitte aus Lin­nys Dreh­buch, an dem sie par­al­lel zu ihrer Suche nach Ant­wor­ten arbei­tet, und Zitate aus Sebas­ti­ans Lieb­lings­buch oder auch seine selbst­ent­wi­ckel­ten Theo­rien und Formeln:

Theo­rie über abwe­sende Väter #1:
Unsicht­bar­keit erfor­dert Vorstellungskraft.
x + y = z, wobei x = Hin­weise, y = Geschich­ten und z = wer er ist

„If birds fly back – [Über die Liebe unter Berück­sich­ti­gung all­ge­mei­ner Gesetz­mä­ßig­kei­ten]“ ist ein fes­seln­der, herz­er­wär­men­der aber nicht über­mä­ßig rosa­ro­ter Roman, geeig­net für Jugend­li­che, junge Erwach­sene und auch Erwach­sene, die eine Geschichte mit Herz, aber nicht gezwun­ge­ner­ma­ßen mit voll­stän­di­gem Happy-End lesen möchten.

If birds fly back. Car­lie Soro­siak. Über­set­zung: Ulrike Köbele. Arena. 2017.

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