Ulrike Kuckero

by Bücherstadt Kurier

„Ich schreibe die Bücher, die ich auch sel­ber gern lesen würde.“

Interview mit Ulrike Kuckero

Buch­stap­le­rin Maike war vor eini­ger Zeit in einem der Schreib­work­shops der Kin­der­buch­au­torin Ulri­cke Kuckero und hat ihr im Inter­view ent­lockt, was sie am Schrei­ben für Kin­der reizt...

BK: Liebe Ulrike, schön, dass Du dem Bücher­stadt Kurier ein paar Fra­gen beant­wor­ten möch­test. Erzähl uns bitte etwas über Dich!

UK: Ich bin in Bre­men gebo­ren, habe in Kiel, New York City und Ham­burg Lite­ra­tur­wis­sen­schaf­ten stu­diert und dann in Ham­burg mei­nen Staats­examen für das Lehr­amt Pri­mar­stufe und Sek. I abge­legt. Wegen Stel­len­stopps habe ich mich in Bre­men bewor­ben, wo ich zum Glück eine der letz­ten Leh­rer­stel­len bekam. Mit dem Schrei­ben begann ich im Alter von acht Jah­ren, habe als Stu­den­tin zwei Romane geschrie­ben, die lie­gen noch in mei­ner Schub­lade. Für Kin­der fing ich 1999 an zu veröffentlichen.

BK: Was war als Kind Dein Traum­be­ruf? Oder woll­test Du schon immer Bücher schreiben?

UK: Ich wollte eine Weile Fri­sö­rin wer­den, weil das meine Freun­din­nen wer­den woll­ten. Dass ich aber eigent­lich Schrift­stel­le­rin wer­den wollte und musste, habe ich nie­man­dem verraten.

BK: Wie kamst Du zum Schreiben?

UK: Durchs Lesen, denke ich. Uns wurde in mei­ner Kind­heit sehr viel vor­ge­le­sen. Ich lernte die gro­ßen lite­ra­ri­schen Kin­der­klas­si­ker ken­nen und konnte schon früh die Qua­li­tät eines Tex­tes erken­nen. Die soge­nannte „Schei­der-Bücher“, die man zum Geburts­tag bekam, las ich zum Bei­spiel erst gar nicht, weil ich sie lang­wei­lig fand. Ich liebte es, Geschich­ten wei­ter­zu­spin­nen und schrieb auch meh­rere in meine Schul­hefte – lei­der sind sie ver­lo­ren gegangen.

BK: Was macht Dir Spaß daran, für Kin­der zu schreiben?

UK: Ich denke, beim Schrei­ben fügt sich etwas für mich zusam­men, und das ist beglü­ckend. Ich fühle mich leben­dig, auch wenn man­ches quä­lend ist.

BK: Du hast jah­re­lang als Grund­schul­leh­re­rin gear­bei­tet. Wie hat der Umgang mit den all­täg­li­chen Pro­ble­men der Kin­der beein­flusst, wor­über Du schreibst?

UK: Enorm. Wie wüsste ich sonst, wel­che Sor­gen Kin­der haben, wel­che Pro­bleme sie wäl­zen und wel­che Freu­den sie erle­ben? Meine Schul­kin­der haben das Kind in mir wie­der auferweckt.

BK: Viele Dei­ner Bücher behan­deln rela­tiv schwie­rige The­men – in „Pau­las Tage­buch“ hast Du über die erste Mens­trua­tion geschrie­ben, in „Alice im Mon­go­len­land“ geht es um die Aben­teuer eines Mäd­chens mit Down-Syn­drom, in „Das Ende der Stille“ um den Umgang mit Trauer. Was fas­zi­niert Dich an The­men, die auf dem Buch­markt ein wenig „abseits“ stehen?

UK: Ich schreibe die Bücher, die ich auch sel­ber gern lesen würde. Mich inter­es­sie­ren als Schrei­bende (und Lesende) Geschich­ten, in denen jemand ein Pro­blem bewäl­tig, sei­nen Weg fin­det. Das macht für mich den Sinn des Schrei­bens (und Lesens) aus. Ich möchte durch das Buch einen ande­ren Blick auf die Dinge des Lebens erle­ben und viel­leicht Sei­ten an mir her­aus­fin­den, die ich noch nicht kenne. Mit jedem neuen Buch möchte ich auf eine neue, andere Reise gehen. Es ist dann immer, als ginge ich in mein eige­nes Kino. Und nie weiß ich im Vor­aus das Ende.

BK: Schreibst Du zur­zeit an einem neuen Buch?

UK: Ja, es ist eigent­lich fer­tig, ich über­ar­beite gerade das Lek­to­rat. Es erscheint im Sep­tem­ber 2015 bei Thienemann-Esslinger.

BK: Kannst Du uns schon etwas dar­über verraten?

UK: Es ist ein Roman für Kin­der und han­delt von einer chao­ti­schen aber lie­bens­wür­di­gen Klasse, die ver­rückte Dinge erlebt. Hat mir viel Spaß gemacht – im Übri­gen mal ein Buch ohne „rich­tige“ Pro­bleme, den­noch aber mit genü­gend „Tief­gang“.

BK: Wie schreibst Du? Brauchst Du dafür bestimmte Rituale oder Orte, an denen Du dich auf­hal­ten musst?

UK: Ich brau­che ein Zim­mer für mich allein. Und keine Termine.

BK: Du lei­test auch Schreib-Work­shops. Die­ses Jahr hast Du zum ers­ten Mal Erwach­sene an der Uni­ver­si­tät Bre­men unter­rich­tet. Wie war das für Dich?

UK: Es war span­nend, die unter­schied­li­chen Gedan­ken, Ideen und Schreib­stile zu erle­ben und zu ver­fol­gen. Aber eigent­lich ist es nicht anders als mit Kin­dern, nur das Niveau ist komplexer.

BK: Was ist für Dich der Grund zum Schrei­ben? Was gibt es Dir?

UK: Ich fühle mich leben­dig. Viel­leicht auch mäch­tig? Alles geschieht, wie ich es will. Ist mal ganz nett.

BK: Was emp­fiehlst Du Leu­ten, die jetzt sel­ber gerne ihre Ideen zu Papier brin­gen möch­ten, aber noch nicht so recht wis­sen, wie sie anfan­gen sollen?

UK: Anfan­gen ohne Scheu. Man kann alles wie­der löschen oder ändern. Anfan­gen und nicht auf­hö­ren. Was ande­res gibt es lei­der nicht...

BK: Und zum Schluss unsere Bücher­stadt Kurier-Spe­zi­al­frage: Wenn Du ein Buch wärst, wel­ches wärest Du?

UK: „Die Glas­glo­cke“ von Syl­via Plath.

Die­ses Inter­view erschien erst­mals in der 16. Aus­gabe des Bücher­stadt Kuriers.
Foto © Ulrike Kuckero

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