„…und einer wird auf der Insel sterben.“

by Bücherstadt Kurier

„…und einer wird auf der Insel ster­ben.“ So steht es im Klap­pen­text des ers­ten deutsch­spra­chi­gen Romans vom (ursprüng­lich) nord­iri­schen Autor Kil­len McN­eill. Aber was ist mit den ande­ren drei Prot­ago­nis­ten, der eins­ti­gen Vierer-Clique?

1968 – Jelly und seine Freunde fei­ern ihren Schul­ab­schluss auf der Donau­in­sel. Doch sein Kon­tra­hent und Neben­buh­ler Jens wird die Insel nicht mehr lebend ver­las­sen. Einst war er der Freund von Jel­lys jet­zi­ger Flamme „Else“. Und was ist mit Erwin? Er ist absicht­lich durch­ge­fal­len, um ein wei­te­res Jahr für die „linke Schü­ler­front“ aktiv zu bleiben.
Die Jahre zie­hen dahin. Jelly und Else gehen nach Erlan­gen, um zu stu­die­ren. Sie hei­ra­ten. Else wird Leh­re­rin, Jelly Jour­na­list. Gerade als es rich­tig gut läuft, beginnt Else eine Affäre. Als diese auf­fliegt, zie­hen sie um. Jelly wird zum Lokal­jour­na­lis­ten, doch es gibt einen für ihn schö­nen Neben­ef­fekt. Er lernt Anne ken­nen und nun ist er der­je­nige, der eine Affäre hat. Auch diese Lie­be­lei fliegt auf. Annes Mann nimmt sich das Leben. Jelly und Else zie­hen erneut um. Nach Wein­garts­hau­sen, wo sich Jelly als Tou­ris­mus-Mana­ger bewirbt und den klei­nen Ort mit­hilfe der Geschichte um den wah­ren ers­ten Flie­ger „Hein­rich Kühl­wein“ ein wenig ins Ram­pen­licht rücken will.

Die Eröff­nung des Muse­ums inklu­sive eines eigens dafür kom­po­nier­ten Musi­cals steht kurz bevor, als Jelly bei­nahe ein Kind umfährt. So gerät er in Kon­takt mit des­sen Mut­ter. Der viel jün­ge­ren „Jana“. Auf kurz oder lang ent­wi­ckelt sich eine Lieb­schaft. Die letzte, wie Jelly selbst weiß.
Der große Tag ist da und das Museum soll eröff­net wer­den. Bei einer Ver­lo­sung fliegt die Affäre auf und dann ist da auch noch die­ser Repor­ter vom Spie­gel, der den gro­ßen Hein­rich Kühl­wein angeb­lich als Betrü­ger ent­larvt hat. Wer ist die­ser neun­mal­kluge Mensch und was, wenn das alles wahr ist? Was wird nun aus Else und Jelly? Was wurde aus Erwin? Und wes­halb starb Jens damals? Um dies alles her­aus­zu­fin­den, bleibt nur eins: Die Rück­kehr an den Ort des Gesche­hens. Die Rück­kehr zum Ursprung. Zur Insel am gro­ßen Strom.

Kil­len McN­eill ist Nord­ire und sein ers­ter auf Deutsch ver­fass­ter Roman bedient sich eines inter­es­san­ten Stils. Er ist sehr zügig und teil­weise sogar stak­ka­to­ar­tig. Die Zeit­sprünge zwi­schen 1968, 2010, 1980 und 2013 ver­wir­ren zunächst etwas. Letzt­end­lich ist Jelly aber ein sym­pa­thi­scher Prot­ago­nist mit oft nach­voll­zieh­ba­ren Moti­ven und Kon­flik­ten. Häu­fig ist aber auch das Gegen­teil der Fall und einige Sze­nen wir­ken sehr kon­stru­iert. Das Ende über­rascht nicht wirk­lich, aber kommt ein wenig abrupt. Man darf, trotz des Toten, aller­dings kei­nen Krimi erwar­ten. Der Fokus liegt eher auf der The­ma­tik des Älter­wer­dens und der damit ver­bun­de­nen Ver­än­de­rung. Ein kurz­wei­li­ges, humor­voll geschrie­be­nes Buch, mit ein paar klei­nen Schwä­chen in der Nachvollziehbarkeit.

Marco

Am Strom, Kil­len McN­eill, ars vivendi, 2015

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