Verflucht, schon wieder eine Reihe!

by Zeilenschwimmerin Ronja

Ganz ehr­lich: Ich wollte nicht, dass mir die­ses Buch gefällt. Das ist nor­ma­ler­weise ein Pro­blem, für mich und für das jewei­lige Buch. Und den­noch ist es „Der schwarze Thron – Die Schwes­tern“ gelun­gen, mich zu über­zeu­gen. – Von Zei­len­schwim­me­rin Ronja

Um zu erklä­ren, warum ich nicht wollte, dass mir die­ses Buch gefällt, muss ich zuerst dar­auf ein­ge­hen, wie es zu mir kam: Diverse Gründe führ­ten dazu, dass die Per­son, die „Der schwarze Thron – Die Schwes­tern“ ursprüng­lich als Rezen­si­ons­ex­em­plar ange­fragt hatte, es nicht bespre­chen konnte. So lag das Buch herum, viel zu lange. Und damit war es lei­der nicht alleine, auch der achte Band von Fla­via de Luce staubte vor sich hin. Da ich dabei war, mit Fla­vias Geschichte auf­zu­schlie­ßen, habe ich mich bereit­erklärt, das Buch zu übernehmen.

„Der schwarze Thron“ hat mich jedoch nicht inter­es­siert. Das Cover – wenn auch durch­aus nicht schlecht – und der Klap­pen­text ver­mit­tel­ten mir den Ein­druck, dass es sich hier­bei um eine Art Fan­tasy han­delt, die ich schon län­ger nicht mehr gerne lese. Und eigent­lich möchte ich ja nur Bücher lesen, die mich inter­es­sie­ren. Es war aber nicht akzep­ta­bel, dass diese Bücher schon so lange (bald zwei Jahre!) herum lagen und der Ver­lag auf eine Rezen­sion war­tete. So han­delte ich mit mir selbst den Kom­pro­miss aus: Nimm das Buch, das dich inter­es­siert, und lies dafür auch das andere.

Das Buch hatte also keine gute Aus­gangs­po­si­tion bei mir und diese wurde nicht bes­ser dadurch, dass es – natür­lich! – der Auf­takt einer Reihe ist. Es scheint fast so, als würde im Genre Fan­tasy nicht ein ein­zi­ges Buch mehr ver­legt, das nicht zu einer Reihe zählt. Dar­auf­hin wollte ich noch weni­ger, dass es mir gefällt, denn das würde bedeu­ten, dass ich eine wei­tere Reihe von wer weiß wie vie­len Bän­den (der dritte erscheint die­ses Jahr) ver­fol­gen müsste. Aber, was soll ich sagen … Es hat mir – lei­der? – gefallen.

Lei­der gut

Die Dril­linge Mira­bella, Kathe­rine und Arsi­noe haben zwar die­sel­ben Eltern, doch sie wach­sen bei unter­schied­li­chen Fami­lien auf, die sie auf ihre Pflicht vor­be­rei­ten: die jeweils ande­ren Schwes­tern zu besei­ti­gen, um dar­auf­hin den Thron zu bestei­gen. Jede von ihnen hat eine Gabe, die ihnen dabei hel­fen soll: Mira­bella kann die Ele­mente kon­trol­lie­ren; Kathe­rine hofft, dass sich ihre Gift­mi­scher­gabe noch recht­zei­tigt ent­wi­ckelt; und Arsi­noe hat eigent­lich schon den Gedan­ken auf­ge­ge­ben, dass sich ihr Fami­lia­ris – ein Tier, das an einen bestimm­ten Men­schen gebun­den ist – und damit ihre Natur­be­ga­bung noch zeigen.

Ken­dare Blake führt die Welt des schwar­zen Throns gekonnt in klei­nen Häpp­chen ein, nicht zu viel auf ein­mal und gerade genug, um das Gesche­hen nach­voll­zieh­bar zu machen und die Span­nung auf­recht zu erhal­ten. Dabei tau­chen viele befremd­li­che Gebräu­che auf, die aber natür­lich inner­halb der Fik­tion als gege­ben hin­ge­nom­men wer­den, auch wenn sie – ganz wie in der Rea­li­tät – nicht allen glei­cher­ma­ßen zusa­gen. Zur Abwechs­lung han­delt es sich außer­dem um ein matri­ar­cha­li­sches König­reich, das ist zwar kein Qua­li­täts­merk­mal, aber auf Grund sei­ner Sel­ten­heit ein Plus­punkt in Sachen Originalität.

Notiere: „wei­ter­le­sen“

Die drei Schwes­tern sind jede auf ihre eigene Art zwei­schnei­dig ange­legt und es gibt keine Anzei­chen dafür, dass eine von ihnen aus erzäh­le­ri­scher Sicht bevor­zugt wird. Bei­des sorgt dafür, dass man sich ein­fach nicht ent­schei­den kann, wel­che den Thron bekom­men soll. Auch dies ist eine ange­nehme Abwechs­lung. Dar­über hin­aus sehen sich alle Schwes­tern mit Intri­gen, Macht­spie­len und poli­ti­schem Geplän­kel kon­fron­tiert. Jede Per­son in ihrer Umge­bung hat einen eige­nen Plan und sucht den eige­nen Vor­teil. Dar­aus ent­ste­hen diverse Ver­stri­ckun­gen und Rät­sel, die natür­lich nicht mehr in die­sem Band auf­ge­löst wer­den und somit Neu­gier auf den zwei­ten Teil wecken.

Mit das ein­zige, das mich tat­säch­lich etwas gestört hat, war das rela­tiv plötz­lich auf­tau­chende Lie­bes­drei­eck. Lie­bes­drei­ecke schei­nen mitt­ler­weile fast so obli­ga­to­risch wie die Anlage einer Geschichte als Tri­lo­gie, sind dabei aber meist deut­lich unnö­ti­ger. In die­sem Fall tut es der Geschichte kei­nen Abbruch, der tie­fer­ge­hende Sinn die­ser Kon­stel­la­tion muss sich mir jedoch erst noch erschließen.

„Der schwarze Thron – Die Schwes­tern“ über­zeugt mit einer flüs­si­gen Schreibe, einer gut kon­stru­ier­ten Welt, deren Fan­tasy-Aspekte nicht über­wie­gen, und span­nen­den Per­so­nen­kon­stel­la­tio­nen (abzüg­lich des Lie­bes­drei­ecks). Der intri­gante Kampf um den Thron hat begonnen.

Der Schwarze Thron – Die Schwes­tern (Band 1). Ken­dare Blake. Über­set­zung: Char­lotte Lung­s­trass-Kap­fer. Pen­ha­li­gon. 2017. Erhält­lich in der Buch­hand­lung dei­nes Vertrauens.

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