Im Comic „Batman: Der weiße Ritter“ von Sean Murphy wechselt die Perspektive von Gut und Böse, Licht und Schatten. Nach einem Unfall scheint der Joker von seinem Wahnsinn geheilt zu sein, während Batman immer brutaler und rücksichtsloser wird. Geschichtenerzähler Adrian ist fasziniert von dieser Darstellung des ewigen Batman-Joker-Konfliktes.
Eigentlich kam Jack Napier nach Gotham, um als Comedian Karriere zu machen, doch seine Versuche blieben erfolglos. Dennoch wollte er Menschen zum Lachen bringen, egal wie und ohne Rücksicht auf Verluste. Stück für Stück wurde er zum Joker, der auch in Mord und Totschlag eine Komödie sah. So kam es zum scheinbar ewigen Kampf zwischen dem „Clownprince of Crime“ und dem dunklen Ritter.
Auch diese Geschichte beginnt mit eben jenem Konflikt. Rücksichtslos und wie ein Wahnsinniger verfolgt Batman seinen Erzfeind mit dem Batmobil über die Dächer Gothams bis hin zu einer Medikamentenfabrik. Joker erhofft sich dort durch ein neues Testmedikament Heilung von seinem Irrsinn. Nach einem blutigen Kampf der beiden, in dem Batman siegt, zwingt der dunkle Ritter dem Joker eine Handvoll Pillen in den Rachen und versetzt diesen dadurch in ein Koma.
Aus diesem erwacht jedoch nicht der Joker, sondern Jack Napier, scheinbar geheilt. Sofort macht er sich daran, seiner Haft zu entkommen – schließlich war er der Joker – was ihm durch seinen überlegenen Intellekt gelingt. Mit dem Ausbruch scheint noch nicht Schluss zu sein: Jack hat weitere Pläne, um nicht nur den aufkeimenden Irrsinn Batmans zu bekämpfen, sondern Gotham allgemein zu retten.
Gotham: dunkel und hell
Sean Murphy, der bereits in erfolgreichen Comics wie „Hellblazer“ und „American Vampire“ bewiesen hat, dass er ein Faible für einen düsteren sowie dynamischen Zeichenstil hat, glänzt hier nicht nur mit dem Stift, sondern auch mit seinem Talent für tiefgreifende und spannende Geschichten. Die Kombination von Zeichner und Autor in einer Person ist wunderbar umgesetzt, da Text und Bild eine angenehme Harmonie besitzen.
Neben einem gelungenen Spiel von Licht und Schatten, welches die dunkle Atmosphäre von Gotham passend einfängt, arbeitet Murphy auch stark mit Farbgebungen. Markant sind hier etwa die roten Hintergründe, die Kampf und Aggression kennzeichnen, sowie hellere Farben für glückliche Momente. Allgemein ist der Comic in sehr gedeckten Farben gehalten, was die Düsternis der Geschichte noch unterstreicht.
Eine Geschichte von Wahnsinn, Kampf und Beistand
Es heißt, der Joker könne nicht ohne Batman und Batman könne nicht ohne den Joker existieren. Sie seien zwei Seiten ein und derselben Medaille, aber ebenso ist jeder für sich eine zweiseitige Medaille. Dies zeigt Murphy in diesem Comic, denn Napier ist den Joker in sich nicht losgeworden. Er hat ihn nur in einen Schlaf versetzt, aus dem er immer wieder aufwachen will. Ebenfalls scheint Batman an einem Scheideweg zu stehen, denn auch er kämpft mit seinen inneren Dämonen.
Das Bild der Medaille zeigt sich auch im Verhältnis zwischen Batman und dem Joker. Je mehr Napier den Joker unterdrückt, desto wahnsinniger wird die Fledermaus und andersherum. Es ist ein steter Kampf, den man nicht allein bestehen kann. Wer verlassen wird, verfällt dem Irrsinn, wer Beistand hat, kann diesen bekämpfen. Gotham braucht den Wahnsinn und findet ihn in gebrochenen Herzen.
Mitfiebern
„Batman: Der weiße Ritter“ ist eine grandiose Berg- und Talfahrt für seine Protagonisten wie für die Lesenden. Man will, dass Napier den Joker endlich überwindet und Frieden findet, doch ohne den Joker fällt der dunkle Ritter. Dieser Comic ist ein Muss für jeden Batman-Fan, für Comic-Liebhaber und Freunde großer Dramen. Unbedingte Leseempfehlung!
Batman: Der weiße Ritter. Autor und Zeichner: Sean Murphy. Farben: Matt Hollingsworth. Übersetzung: Josef Rother. Panini Comics. 2019.