Vier Degen für die Gerechtigkeit

by Bücherstadt Kurier

Schon zwei Staf­feln lang kämpf­ten die drei Mus­ke­tiere und D´Artagnan in der Serie „Die Mus­ke­tiere“ nun schon für Gerech­tig­keit, ihr Land und ihren König. Nun wird zur drit­ten und (lei­der) fina­len Staf­fel gebla­sen. Noch ful­mi­nan­ter, span­nen­der und emo­tio­na­ler, wie Bücher­bän­di­ge­rin Eli­sa­beth findet. 

Das laue Lüft­chen vor dem letz­ten Sturm

Riche­lieu ist tot, auch der Wider­sa­cher der zwei­ten Staf­fel, der Ara­mis und Köni­gin Ann bei­nahe den Kopf gekos­tet hätte, fiel einem gekonn­ten Degen­stich zum Opfer. Es scheint, als würde end­lich Frie­den ein­keh­ren, doch Frank­reich steckt schon lange in Unru­hen, die in einen hand­fes­ten Krieg mün­den. Haupt­mann Athos, Por­tos und D´ Arta­gnan kämp­fen an vor­ders­ter Front, wäh­rend Ara­mis dem Ruf Got­tes gefolgt ist. Die Schlacht ist sieg­reich, das geg­ne­ri­sche Heer besiegt, doch die Kämpfe toben nicht nur an den Gren­zen des Lan­des. Die Herr­scher­fa­mi­lie ist zer­rüt­tet, der König ist krank. Zu viele wis­sen davon, zu viele, die nun ihre Zeit und ihre Chance gekom­men sehen und nach dem Thron trach­ten. Erneut sind es die Mus­ke­tiere, die ein­grei­fen müs­sen. Doch auch sie zwei­feln. Wäh­len sie die rich­tige Seite? Oder trügt sie ihr Gefühl nicht, dass sie sich den fal­schen Zie­len ange­schlos­sen haben?

Die dritte Staf­fel ver­spricht schon wäh­rend der Ent­hül­lun­gen der ers­ten Folge eine groß­ar­tige zu wer­den. Die Zuse­hen­den sol­len keine Minute lang ent­täuscht wer­den. Die Cha­rak­tere, so treu sie sich selbst sind, gera­ten in Zwei­fel, ste­hen für eine gute Sache ein, müs­sen ihre Mei­nung aller­dings immer wie­der erwei­tern, über den eige­nen Schat­ten sprin­gen. Sie sind fehl­bar, ent­wi­ckeln sich wei­ter und ler­nen. In kei­ner Staf­fel waren unsere Hel­den so mensch­lich und authen­tisch dar­ge­stellt wie in die­ser. Auch die Gegen­pole schei­nen erst klar gesetzt, die Wider­sa­cher man­nig­fal­tig, doch dann kris­tal­li­siert sich aus dem Hin­ter­grund her­aus, wer der eigent­li­che Draht­zie­her ist und wie durch­aus durch­trie­ben und skru­pel­los die­ser alles zer­stört, was noch an Sicher­heit übrig ist.

Wäh­rend in jeder Folge eine eigen­stän­dige Geschichte erzählt wird, schwelt im Hin­ter­grund der rote Faden der Haupt­hand­lung immer wei­ter bis zum ful­mi­nan­ten Finale, das sich durch­aus in die Länge zieht und einen Span­nungs­mo­ment nach dem ande­ren erzeugt. Die Schrei­ber der Serie haben sich gerade in die­ser Staf­fel noch ein­mal rich­tig ins Zeug gelegt, alles auf eine letzte, große Karte gesetzt. Neben dem übli­chen Humor und den schö­nen Momen­ten von Freund­schaft und Liebe bestechen die ins­ge­samt zehn Fol­gen durch viel Tiefe, cha­rak­ter­li­che Fein­hei­ten und Emo­tio­na­li­tät und nicht zuletzt einen nicht enden wol­len­den Span­nungs­bo­gen, der die dritte Staf­fel tat­säch­lich zu einem wür­di­gen Abschluss bringt.

DVD und Ausstattung

Die DVD bie­tet wie die vor­he­ri­gen einen wun­der­schö­nen Anblick in Samm­ler-Optik. Wie­der im reli­ef­ge­stanz­ten Papp­schu­ber – die­ses Mal in einem bläu­li­chen Farb­ton gehal­ten – wurde die dritte Staf­fel auf vier DVDs fest­ge­hal­ten. Sprach­lich legt man sich erneut auf Deutsch und Eng­lisch fest, wobei die deut­sche Fas­sung durch­aus an Qua­li­tät in Aus­drucks­weise und Flüs­sig­keit gewon­nen hat (mutete die Über­set­zung in der ers­ten Staf­fel doch teil­weise recht hoch­ge­sto­chen und über­aus aris­to­kra­tisch an). Erneut gibt es Bonus­ma­te­rial, Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen und kleine Spe­cials, die das Fan-Herz höher schla­gen las­sen und auch gene­rell inter­es­sante Fak­ten für jeder­mann beinhal­ten. Auch die dritte Staf­fel der Mus­ke­tiere kann sich ohne Abstri­che sehen lassen!

Wer­muts­trop­fen

Trotz aller Punkte, die zu Lob anre­gen, wird den Zuse­hen­den auf­fal­len, dass die – man möge mir den Aus­druck ver­zei­hen – Unart, Namen zu über­set­zen, auch in der Syn­chro­ni­sa­tion der drit­ten Staf­fel vor­herrscht. Louis wird zu König Lud­wig, was durch die Häu­fig­keit dann doch auf­fällt und – zumin­dest mich per­sön­lich – ein Stirn­run­zeln ent­lockt. Immer­hin ver­binde ich mit Lud­wig den Bay­ern­kö­nig, aber nicht den fran­zö­si­schen. Zudem könnte man kri­tisch gese­hen behaup­ten, dass dem Ant­ago­nis­ten doch etwas zu viel „Unsterb­lich­keit“ zuge­spro­chen wird. Er über­lebt ver­nich­tende Situa­tio­nen in absur­der Häu­fig­keit. Doch der­ar­tige Kri­tik kann man auch bei ande­ren Cha­rak­te­ren, die tot­ge­glaubt wie­der­keh­ren, anbringen.

Da ein Gros der Zuse­her aller­dings ohne­hin kein Ende mit Schre­cken wünscht und man ob der auf­recht gehal­te­nen Span­nungs­mo­mente gar nicht zum Nach­den­ken kommt, son­dern eher vor Erleich­te­rung laut auf­at­met, wer­den der­ar­tige Punkte erst spä­ter bewusst. Näm­lich dann, wenn es ohne­hin „zu spät“ ist und man nur noch dar­über trau­ern kann, dass „Die Mus­ke­tiere“ nun ihren wür­di­gen, aber den­noch unver­meid­li­chen Abschluss genom­men haben. Dies mag wohl per­sön­lich mein größ­ter Kri­tik­punkt sein: Eine der­art groß­ar­tige und gesamt­heit­lich stark pro­du­zierte und geschaf­fene Serie abzu­set­zen, grenzt wohl schon an Fre­vel. Doch dies ist wohl nur die Mei­nung eines Fans.

Adieu et mon respect

So ver­ab­schiede ich mich hoch­ach­tungs­voll von drei Staf­feln gran­dio­ser schau­spie­le­ri­scher und fil­mi­scher Leis­tung, die nicht nur mir unver­ges­sen blei­ben wer­den. Glück­li­cher­weise gibt es da ja noch die über­aus hüb­schen und sehens­wer­ten DVD-Boxen, die die begeis­ter­ten Zuse­he­rin­nen und Zuse­her wie­der und wie­der durch die gro­ßen Aben­teuer unse­rer nicht ganz his­to­risch-stil­echt ver­an­ker­ten, aber dafür umso lie­bens­wer­te­ren, humor­vol­len und mensch­li­chen Mus­ke­tiere begleiten.

Die Mus­ke­tiere – Staf­fel 3. Regie: Nicho­las Ren­ton, Roger Goldby, Uda­yan Pra­sad. Dreh­buch: Simon Allen, Ellen Tay­lor. Schau­spie­ler: Luke Pas­qua­lino, Tom Burke, Sant­iago Cab­reira. Stu­dio: Polyband/WVG. Pro­duk­tion: BBC. 2016.

Hier fin­dest du die Rezen­sio­nen zu den vori­gen Staf­feln: Staf­fel 1 / Staf­fel 2

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