Von Assassinen und Hexen

by Geschichtenerzähler Adrian

Mit „Assassin’s Creed: Feu­er­probe“ schaf­fen die Autoren Anthony Del Col und Conor Mccreedy den Auf­takt einer neuen Comic-Reihe rund um den Orden der Assas­si­nen und die Prot­ago­nis­tin Char­lotte De La Cruz, wel­che ihren Vor­fah­ren durch die Hexen­pro­zes­sen von Salem 1692 beglei­tet. Geschich­ten­er­zäh­ler Adrian ist Char­lotte in die Ver­gan­gen­heit gefolgt.

Etwas unsanft wird die Prot­ago­nis­tin Char­lotte De La Cruz in die Fehde zwi­schen Assas­si­nen und Temp­lern hin­ein­ge­wor­fen. Nach einem geschei­ter­ten Bewer­bungs­ge­spräch bei der Firma World Share erhält sie Haus­be­such von einer Gruppe Temp­ler-Schlä­gern, wel­chen sie mit der Hilfe zweier Assas­si­nen ent­kom­men kann. Beide Par­teien schei­nen ein reges Inter­esse an Char­lotte zu haben.
Nach­dem sie ent­kom­men konn­ten, eröff­nen ihr die Assas­si­nen, worum es hier eigent­lich geht. Diese haben Char­lot­tes Blut­li­nie bis in die Hexen­pro­zesse von Salem im Jahr 1692 zurück­ver­folgt, wo es ein Geheim­nis auf­zu­klä­ren gilt, wel­ches Temp­lern und Assas­si­nen in ihrem Kampf nüt­zen würde. Schnell wird Char­lotte mit­hilfe des Ani­mus in den Kör­per ihres Vor­fah­ren Tom Stod­dard geschickt, um die­sem Geheim­nis auf den Grund zu gehen.
Mit­hilfe sei­ner Kon­takt­per­son in Salem, der Nonne Jen­ni­fer Querry, schafft es Tom alias Char­lotte dem Geheim­nis näher zu kom­men, wel­ches eng mit der angeb­li­chen Hexe Doro­thy Osborne ver­wo­ben ist. Je mehr Tom und Jen­ni­fer über Salem und Doro­thy her­aus­fin­den, desto mehr gera­ten sie ins Visier der bei­den Temp­ler Rever­end Samuel Per­ris und Rich­ter Wil­liam Stoughton. Auch sie sind hin­ter dem Geheim­nis von Salem her.

Pro und Con­tra der Geschichte

„Assassin’s Creed: Feu­er­probe“ hat eben jenes Pro­blem, wel­ches auch die Spiele haben: Die Gegen­wart. Schon in den ers­ten vier Tei­len, rund um Altair und Ezio war man fas­zi­niert von dem Ver­gan­gen­heits­set­ting und den detail­rei­chen Städ­ten, wäh­rend die Geschichte um deren Nach­fah­ren Des­mond Miles eher unschein­bar vor sich hin tröp­felte. Auch in die­sem Comic wirkt die Geschichte in der Gegen­wart eher farb­los, ver­wir­rend und etwas hek­tisch. Die Cha­rak­tere schaf­fen es nicht, sich zu entwickeln.
Dage­gen zeich­net die Geschichte um die Mis­sion des knur­ri­gen und kalt­blü­ti­gen Assas­si­nen Tom Stod­dard ein dunk­les, aber auch abwechs­lungs­rei­ches Bild. Sei­nen recht rück­sichts­lo­sen Cha­rak­ter dem der hilfs­be­rei­ten Nonne Jen­ni­fer gegen­über­zu­stel­len, ist gut gewählt und schafft eine ange­nehme Syn­er­gie zwi­schen den Figu­ren. Man merkt sogar, wie die anfangs noch har­ten Gesichts­züge von Tom gegen Ende immer wei­cher wer­den. Auch die Ant­ago­nis­ten geben ein glaub­haf­tes Bild ab und zei­gen, ebenso wie bei Tom und Jen­ni­fer bei den Assas­si­nen, die zwei Sei­ten der Temp­ler auf. Schwarz, Weiß und die Grau­stu­fen dazwi­schen sind alle vorhanden.
Anfangs ist mir noch etwas sauer auf­ge­sto­ßen, dass Char­lotte mit einem männ­li­chen Vor­fah­ren besetzt wurde. Einen Aus­gleich dazu war dann aber, dass die hilfs­be­reite Jen­ni­fer als Vor­fah­rin des hünen­haf­ten Assas­si­nen Joseph fun­giert. Ein Rol­len­tausch also, auch charakterlich.

Das Zeich­ne­ri­sche

Optisch ist „Assassin’s Creed: Feu­er­probe“ gelun­gen, jedoch nichts Außer­ge­wöhn­li­ches. Die Bil­der von Zeich­ner Neil Edwards wir­ken leben­dig und Mimik und Ges­tik sind gut dar­ge­stellt. In Text­bo­xen kann man zum einen – in blau – die Gedan­ken von Tom und – in Rosa – die von Char­lotte lesen, was den bei­den Figu­ren noch eine Art von Ver­bun­den­heit gibt.
Das Licht fängt die Stim­mung der Schau­plätze gut ein. So herrscht in Salem selbst eine sehr düs­tere und triste Stim­mung, was durch matte und dunkle – teils schon triste – Farb­töne her­vor­ge­ho­ben wird. Dadurch kommt das Rot vom Feuer zur Gel­tung, was auch das Thema dort wider­spie­gelt: Die Hexen­ver­bren­nung. Je wei­ter die Prot­ago­nis­ten jedoch die Stadt ver­las­sen, desto far­ben­fro­her wer­den die Kulisse und auch die Lichtstimmung.

Was soll man davon jetzt halten?

Obwohl „Assassin’s Creed: Feu­er­probe“ jetzt kein Mei­len­stein der Comic­kunst ist und es sehr in sei­nem Gegen­warts­set­ting schwä­chelt, macht es dies durch die abwechs­lungs­rei­che Geschichte rund um die Stadt Salem wie­der wett. Fans von „Assassin’s Creed“, ebenso wie Quer­ein­stei­ger wer­den mit die­sem Comic ihren Spaß haben und eine doch recht erwach­sene Geschichte prä­sen­tiert bekommen.

Eigent­lich war das erste „Assassin’s Creed“ als Fort­set­zung der Prince-of-Per­sia-Spiel­reihe geplant, doch Publis­her Ubi­soft ent­schied sich anders und es folg­ten 16 Spiele, sechs Bücher und drei Comics. Am 27. Dezem­ber 2016 star­tete zudem in Deutsch­land ein Assassin’s Creed Real­film, mit Star­be­set­zung in Form von Michael Fass­ben­der, Marion Cot­tilard und Jeremy Irons. Wie für „Assassin’s Creed“ üblich, ver­sucht die­ses geschicht­lich recht nah am Ori­gi­nal zu blei­ben. Auch in „Assassin’s Creed: Feu­er­probe“ sind einige geschicht­li­che Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen über die Hexen­pro­zesse in Salem zu finden.

Assassin’s Creed Band 1: Feu­er­probe. Anthony Del Col & Con­nor McCreedy. Zeich­nun­gen: Neil Edwards. Far­ben: Ivan Nunes. Split­ter. 2016.

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1 comment

Frederick 18. Januar 2017 - 13:30

Das Pro­blem mit der Gegen­wart ist nicht die Gegen­wart selbst, son­dern die Per­son, die diese nicht mag. Char­lotte ist zwar ein etwas blas­ser Cha­rak­ter, aber das war es dann schon mit der Kritik.
Als Vege­ta­rier kauft man sich auch keine Sala­mi­pizza und beschwert sich dann über den Belag. Im Falle von Assassin’s Creed sollte man daher zumin­dest nicht meckern, wenn man im vol­len Bewusst­sein weiß, dass es auch eine Gegen­warts­hand­lung gibt und es dann trotz­dem kauft.

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